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"Alle Potenziale für Ausbildung und Qualifizierung heben"

DIHK wirbt unter anderem für bessere Berufsorientierung
Ausbilder erklärt zwei Azubis eine Maschinensteuerung

Umworbener Fachkräftenachwuchs: Die Betriebe suchen dringender denn je Auszubildende

© industryview / iStock / Getty Images Plus

Zum Start des neuen Ausbildungsjahres im August beziehungsweise September sind hierzulande noch viele Tausend Lehrstellen unbesetzt. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), skizziert die Lage und zeigt Wege hin zu mehr Ausbildung auf.

Martin Wansleben Podium

Martin Wansleben

© DIHK / Jens Schicke

"Die Ausbildungssituation spitzt sich zuungunsten der Betriebe immer stärker zu", sagte Wansleben auf Medienanfrage. "Noch vor wenigen Jahren mussten junge Menschen sich bei den Unternehmen anstellen, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Inzwischen müssen sich zahlreiche Ausbildungsbetriebe bei den jungen Menschen bewerben."

Ende Juni habe es laut Bundesagentur für Arbeit noch mehr als 250.000 unbesetzte Ausbildungsplätze gegeben, berichtete er, aber nur knapp 150.000 Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag. Eines der Probleme: "Viele Jugendliche glauben noch immer, dass der Weg zum beruflichen Glück nur durch ein Studium zu erreichen ist – und scheitern dann leider oft als Studienabbrecher", bedauerte der DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Mehr als jeder vierte deutsche Studienanfänger im Bachelor-Studiengang verlässt dann auch die Hochschule ohne Abschluss. Das sind mehr als 100.000 junge Leute pro Jahr. Viele von ihnen wären mit einer dualen Ausbildung sicherlich besser beraten gewesen."

Berufsorientierung und Praktika 

Das "A und O für die richtige Berufswahl" sei es, den Jugendlichen schon in der Schule einen Überblick über die unterschiedlichen Ausbildungen zu geben. "Ganz besonders die Gymnasien dürfen nicht einseitig in Richtung Studium orientieren", mahnte Wansleben, "sondern müssen noch viel mehr über die vielfältigen Chancen einer Ausbildung informieren. Gute Verdienstaussichten, hervorragende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und beste Chancen auf die Übernahme im Ausbildungsbetrieb sind nur einige Pluspunkte." Dies gelte für Absolventen aller Schulformen.

Die Unternehmen selbst wüssten um den hohen Stellenwert der Berufsorientierung für beide Seiten und wollten ihr Engagement noch weiter stärken – insbesondere durch ein steigendes Angebot von Schülerbetriebspraktika. Ein besonders gutes und erfolgreiches Instrument seien auch die "Ausbildungsbotschafter": Azubis, die aus ihren Betrieben in die Schulen gehen und auf Augenhöhe von ihrer Ausbildung berichten. Auch auf die bundesweite IHK-Kampagne mit den Slogans "Ausbildung macht mehr aus uns" und "Jetzt könnenlernen" wies Wansleben hin.

Einstiegs- und Teilqualifizierung

Es gelte, alle Potenziale für Ausbildung und Qualifizierung heben – seien es die von Jugendlichen ohne Schulabschluss oder die von jungen Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund, stellte er klar. Für diejenigen, für die der direkte Einstieg in Ausbildung eine zu große Hürde sei, gebe es die Einstiegsqualifizierung – ein betriebliches Praktikum von sechs bis zwölf Monaten, das im Übernahmefall auf die Dauer der Ausbildung angerechnet werden kann. Dieses bewährte Instrument solle im kommenden Jahr noch stärker flexibilisiert werden, kündigte der DIHK-Hauptgeschäftsführer an.

"Ab einem gewissen Alter kommt eine klassische Ausbildung in Betrieb und Berufsschule allerdings kaum noch in Frage", räumte er ein. "Für die Zielgruppe der über 25-Jährigen kann das schrittweise Absolvieren von Teilqualifikationen ein guter Weg sein, um nachträglich einen qualifizierten Berufsabschluss zu gelangen."

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Mann im Haus der deutschen Wirtschaft
Markus Kiss Referatsleiter Ausbildungspolitik und -projekte

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Thomas Renner Pressesprecher | Chef vom Dienst