"Trotz der Lockerungen müssen viele Betriebe derzeit weiterhin auf Sicht fahren", berichtet Wansleben. Das gelte insbesondere für die Personalplanung. "Zudem hatten es Betriebe und Schulabgänger in den letzten Wochen wegen der Pandemiebeschränkungen sehr schwer, zueinander zu finden."
Vertragszahlen – zunächst? – deutlich unter Vorjahresniveau
Um auf Nummer sicher zu gehen, habe sich mancher Jugendlicher lieber für ein Studium oder eine vollschulische Ausbildung entschieden. "Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge wird sich darum zum Stichtag 30. September deutlich unter dem Vorjahresniveau bewegen", kündigt der DIHK-Hauptgeschäftsführer an. "Allerdings sehen wir derzeit einen deutlichen Nachholeffekt. Viele Unternehmen und Jugendliche schließen jetzt Ausbildungsverträge ab, die sie in vergangenen Jahren einige Wochen früher unterzeichnet hätten."
Zusatzmotivation Ausbildungsprämie
Die von der Bundesregierung angekündigten Prämien für ein hohes Ausbildungsengagement könnten "zusätzlich motivierend wirken", erwartet Wansleben. Die Details des Antragsverfahrens stünden jedoch noch immer nicht fest. "Ich erwarte ein schnelles, effizientes und unbürokratisches Verfahren für die Unternehmen."
Nach Worten des DIHK-Hauptgeschäftsführers weisen Rückmeldungen aus den Betrieben darauf hin, "dass es bis weit in den Herbst hinein noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt geben wird". Er betont: "Der Einstieg in Ausbildung ist auch nach dem 1. September noch möglich. Die Berufsschulen haben angekündigt, in diesem Jahr besonders flexibel zu sein."
Noch rund 31.500 freie Plätze in der Lehrstellenbörse
Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einer Ausbildung sind, rät Wansleben, am Ball zu bleiben. "Allein in der bundesweiten Lehrstellenbörse der IHKs sind noch circa 31.500 freie Ausbildungsplätze für 2020 zu finden." Die IHK-Betriebe suchten nicht nur Kaufleute im Einzelhandel, Büromanager oder Industriekaufleute, sondern auch IT-Spezialisten oder Industriemechaniker.
"Und wenn es mit dem Wunschberuf direkt vor der Haustür nicht klappt, lohnt sich der Blick über die Heimatregion hinaus oder auf alternative Berufe", so sein Appell. "Die Industrie- und Handelskammern oder auch Arbeitsagenturen helfen gerne."