Als "Gold-Standard für europäische Freihandelsabkommen" bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz CETA, das Freihandelsabkommen zwischen Kanada und der EU, beim Canadian German Business Forum in Toronto – nur eines der wichtigen Themen auf der Agenda des hochkarätig besetzten Treffens.
Anlässlich der Kanada-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte die Canadian-German Chamber (AHK Kanada) am 23. August zu dem hochrangigen Wirtschaftsforum in das Globe and Mail Centre in Toronto eingeladen. Zu den Gästen zählten neben Scholz und Habeck unter anderem der kanadische Premierminister Justin Trudeau und weitere Regierungsmitglieder.
Zukunftstechnologien und Handel im Blick
Im Fokus standen die Fragen, die auch die Kanzlerreise insgesamt beherrschten: Rohstoffpotenziale, Wasserstoffkooperationen und die Zusammenarbeit bei Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz, aber auch die Auswirkungen geopolitischer Verwerfungen auf die Lieferketten deutscher Unternehmen und handelspolitische Chancen.
Da sich Deutschland mit großer Geschwindigkeit aus der Abhängigkeit von russischer Energie befreie, sei Kanada nun der "Partner der Wahl", stellte der Bundeskanzler in Toronto klar. Aktuell gelte es, die Importe von Flüssiggas nach Deutschland zu erhöhen. Kanada habe das Potenzial, eine "Supermacht für nachhaltige Energie und nachhaltige Ressourcenproduktion" zu werden, so Scholz.
Er bekräftigte den Wunsch, beim Kampf gegen den Klimawandel oder auch bei der Entwicklung moderner wissenschaftlicher Methoden und Techniken eng mit Kanada zusammenzuarbeiten. Man könne "Technik- und Wissenschaftsgeschichte" schreiben. Der kanadische Premier Trudeau seinerseits zeigte sich beeindruckt von der großen Wirtschaftsdelegation, die aus Deutschland angereist war – einem der wichtigsten Handelspartner Kanadas, wie er betonte.
Paneldiskussion zu Zukunftsfeldern der Zusammenarbeit
An die Unterzeichnung zweier Kooperationsvereinbarungen deutscher Automobilhersteller mit der kanadischen Regierung schloss sich eine Paneldiskussion an: Unter der Überschrift "Turning Friendship into Action: Working together on Energy Security and resilient Supply Chains for Raw Materials" sprachen Goldy Hyder, Präsident und Hauptgeschäftsführer des Business Council of Canada (BCC), Melanie Vogelbach, DIHK-Bereichsleiterin Internationale Wirtschaftspolitik, Außenwirtschaftsrecht, Perrin Beatty, Präsident und Hauptgeschäftsführer der Canadian Chamber of Commerce (CCC), und Siegfried Russwurm, Vorsitzender der Transatlantic Business Initiative (TBI), über die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kanada bei der Verfolgung gemeinsamer wirtschaflicher Interessen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der kanadische Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, François-Philippe Champagne, standen zudem für ein Kamingespräch zur Verfügung.
"Neue und intensivere Partnerschaften" nötig
Melanie Vogelbach zieht eine positive Bilanz der Veranstaltung: Die Teilnehmenden hätten die Gelegenheit genutzt, wertvolle Kontakte zu knüpfen. "Bei den großen Herausforderungen, denen sich die Wirtschaft aktuell im Außenhandel gegenüber sieht, brauchen wir neue und intensivere Partnerschaften." Infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine arbeiteten viele Unternehmen mit Hochdruck an der Diversifizierung ihrer Lieferketten. Vogelbach: "Gerade rohstoffreiche Länder wie Kanada können hier interessante Perspektiven für die deutsche Wirtschaft bieten."
In der Transatlantic Business Initiative machen sich der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der DIHK, der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) und der Bankenverband (BdB) gemeinsam für die Interessen der deutschen Wirtschaft stark. Die TBI will zum Ausbau von Handel und Investitionen in den deutsch-kanadischen Wirtschaftsbeziehungen beitragen. Anlässlich der Kanzlerreise veröffentlichte sie zusammen mit AHK, BCC und CCC ein Joint Statement zu den gemeinsamen politischen Prioritäten.
Wasserstoffallianz und CETA-Ratifizierung
Insgesamt brachten die Kanzlerreise und auch das Forum weiteren Schwung in die deutsch-kanadischen Wirtschaftsbeziehungen. So wurde etwa gleich am Tag nach der Konferenz eine bilaterale Wasserstoffallianz vereinbart.
Viele Unternehmen hoffen nun darauf, dass die von der Bundesregierung angekündigte Ratifizierung des EU-Kanada-Abkommens CETA durch den Deutschen Bundestag ein wichtiges Signal für offene Märkte und regelbasierten Handel senden wird. 2021 hatte das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Kanada 16,2 Milliarden Euro betragen – und hatte damit allein durch die vorläufige Anwendung von CETA um ein Fünftel zugelegt.
Yvonne Denz, Geschäftsführerin der AHK Kanada, begrüßte die Gäste, darunter Justin Trudeau (l.) und Olaf Scholz
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (M.) und der kanadische Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, François-Philippe Champagne, kamen zu Wort
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