Die demografische Lücke als Kernaufgabe anzunehmen, dafür setzt sich Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), im Vorfeld des IHK-Tags am 15. Mai ein – und wirbt dafür, alle Potenziale zur Fachkräftemobilisierung zu nutzen.
Adrian: "Ohne Fachkräfte keine Wirtschaft"
Potenzial-Katalog der DIHK zeigt Elemente zur Fachkräftesicherung aufDeutschland befindet sich wirtschaftlich in einer Krise. Gleichzeitig sind aber mehr als 1,5 Millionen Stellen unbesetzt. Quer durch die Branchen und Regionen stufen Betriebe aller Größenklassen in den DIHK-Unternehmensumfragen den Mangel an Fachkräften als eines ihrer größten Geschäftsrisiken ein.
"Die Dimension dieser Herausforderung wird noch immer unterschätzt. Sie birgt – ebenso wie das Thema Energie – eine große Gefahr für unsere Unternehmen", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian bei der Vorstellung eines Potenzial-Katalogs zur Verbesserung der Situation. "Wir müssen die demografische Lücke als Kernaufgabe annehmen. Dazu brauchen wir ein ganzes Bündel kreativer Lösungen, wie wir diese Lücke verkleinern oder gar schließen können."
Jedes Jahr verlassen 400.000 mehr Ältere den Arbeitsmarkt, als Junge hinzukommen. "Diese Lücke wird immer größer und bedroht ganz konkret unseren Wohlstand“, so Adrian. Selbst wenn nur eine Million Stellen nicht besetzt werden könnten, fehlten der deutschen Volkswirtschaft Jahr für Jahr rund 50 Milliarden Euro an Wertschöpfung – "das entspricht mehr als einem Prozent unseres jährlichen Bruttoinlandproduktes."
DIHK setzt auf gemeinsame Kraftanstrengung
Wichtige Transformationsaufgaben wie Digitalisierung oder Klimaschutz hingen davon ab, dafür ausreichend Fachkräfte einsetzen zu können, gibt der DIHK-Präsident zu bedenken. "Wir setzen deshalb auf eine gemeinsame Kraftanstrengung. Denn klar ist: Ohne Fachkräfte keine Wirtschaft."
Die DIHK als Dachorganisation der 79 deutschen Industrie- und Handelskammern (IHKs) setzt deshalb den Austausch über praxistaugliche Strategien zur Fachkräftesicherung in den Mittelpunkt des IHK-Tages 2024 am 15. Mai in Berlin. Zu der Veranstaltung mit vielen Good-Practice-Beispielen aus den Regionen und diversen Diskussionsforen werden neben Hunderten Unternehmen auch viele Vertreter aus der Bundespolitik erwartet – darunter Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.
Auf einem "Markt der Möglichkeiten" stellen die IHKs ihre regionalen Initiativen zur Fachkräftesicherung vor. Der Austausch mit der Politik ist nach den Worten von Adrian sehr wichtig: "Wir wollen die Politik auf allen Ebenen mit ins Boot holen. Es gilt, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und Probleme aus dem Weg zu räumen – im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft."
Alle Register für mehr Beschäftigung ziehen
"Wir haben in Deutschland noch so viele Potenziale, die wir nutzen können", sagt Adrian. "Das beginnt bei jungen Menschen, die mit einer besseren Berufsorientierung gezielter starten können. Das reicht über junge Eltern – vor allem Mütter – die nach wie vor in Teilzeit arbeiten, weil es an Betreuungsplätzen für die Kinder mangelt bis zu jungen Migranten, die sich am Arbeitsmarkt schwertun. Und das geht bis zu den Älteren, die sich einen flexibleren Übergang in den Ruhestand wünschen. Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir alle Register ziehen. Dabei geht es sowohl um die individuellen Arbeitszeiten als auch die Zahl der Menschen in Arbeit".
Hier geht es zum Potenzial-Katalog der DIHK.