Die hohe Inflation, die sich bei Unternehmen durch noch stärker gestiegene Energie- und Erzeugerpreise bemerkbar macht, muss nach den Worten von DIHK-Präsident Peter Adrian über Entlastungen sowie die Ausweitung des Angebots bekämpft werden. Adrian hat die Industrie- und Handelskammern am 15. September in der Experten- und Verbänderunde im Kanzleramt vertreten.
In einem Interview unter anderem mit der "Rheinischen Post" verwies Adrian vor dem Treffen im Kanzleramt auf die schwierige Lage der Unternehmen, die sich über den Sommer noch erheblich zugespitzt hat.
Beim angekündigten Maßnahmenpaket komme es jetzt auf eine schnelle konkrete Umsetzung der Entlastungen für Unternehmen an. "Diese müssen wie eine Bremse bei den Strom- und Gaspreisen wirken."
Die Unternehmen hätten ja nicht nur eine erschreckend hohe Inflationsrate von mehr als acht Prozent für das Gesamtjahr zu bewältigen, so der DIHK-Präsident. "Die Betriebe sehen sich bei den für sie relevanten Kosten, den so genannten Erzeugerpreisen, mit Preissteigerungen von durchschnittlich fast 40 Prozent konfrontiert." Das liege vor allem an den sprunghaft gestiegenen Energiekosten, die fast täglich Kalkulationen über den Haufen würfen.
Es geht für die gesamte Volkswirtschaft um extrem viel
"Hier müssen wir mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen gegensteuern", verdeutlichte er. "Denn sonst verlieren wir nicht nur viele Unternehmen, sondern damit im wahrsten Sinne des Wortes die Basis unseres Wohlstands. Es geht nicht nur für die betroffenen Betriebe, sondern für unsere gesamte Volkswirtschaft um extrem viel."
Daher plädierte Adrian dafür, dass die Entlastungen auch für kleine und mittlere Betriebe sehr schnell und branchenübergreifend kommen. "Hier arbeitet die Bundesregierung jetzt ja – allerdings nach zuvor zu langem Zögern – konkret an einem neuen Entlastungsprogramm."
Es bleibe aber nicht viel Zeit und die Regelungen müssten ebenso einfach wie wirksam sein: "Hier kommt es auf die einzelnen Stellschrauben an: Wenn beispielsweise das Jahr 2021 mit schon sehr hohen Energiekosten als Referenzjahr gelten sollte und nur ein geringer Teil der Mehrkosten abgefedert würde, dann könnten viele Unternehmen nur noch dicht machen."
Zudem verwies der DIHK-Präsident auf die Probleme vieler Mittelständler, überhaupt einen neuen Stromvertrag zu bekommen, weil ihre Versorger drohende Preisschwankungen nicht mehr absichern können. Hier schlug er die Einführung einfacher Staatsbürgschaften oder Garantien vor – ähnlich wie bei den Rettungsschirmen während der Finanzkrise. "Es muss jetzt unbedingt Vertrauen in den Markt. Und dafür muss die Bundesregierung auch an anderer Stelle sorgen, wo sich noch immer viel zu wenig bewegt."
Energieangebot muss erhöht werden
Darüber hinaus plädierte Adrian dafür, "so viel Energie zu mobilisieren wie nur irgendwie möglich". Nur das würde dazu führen, dass sich die Preise wieder auf einem zumindest etwas weniger dramatischen Niveau einpegelten.
Dabei lobte er das Engagement der Bundesregierung in Sachen LNG-Terminals und bei neuen Gaslieferverträgen. Allerdings sei der von der Regierung grundsätzlich beschlossene verstärkte Einsatz von Kohlekraftwerken mit so vielen Einschränkungen und Verpflichtungen verbunden, dass es in der Praxis nicht funktioniere. "Das zeichnet sich jetzt auch bei den Kernkraftwerken ab."
"In den Märkten führt das leider eher zu weiterer Verunsicherung," sagte der DIHK-Präsident. "Bei der Ausweitung des Energieangebots brauchen wir Verbesserungen, die auch über ein paar Monate hinaus tragen. Denn das Thema erledigt sich leider nicht von allein – und nicht nur der nächste Winter ist eine Herausforderung."
Kontakt
Dr. Sebastian BolayBereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie
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