Mehrere Bundesländer haben vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen Beherbergungsverbote für Urlauber aus innerdeutschen Corona-Hotspots ausgesprochen. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben erinnert daran, dass Tourismuswirtschaft und Gastronomie bereits vor den aktuellen Einschränkungen wirtschaftlich zu kämpfen hatten.
86 Prozent der Reisevermittler erwarten drastische Umsatzrückgänge
"Der Trend der noch nicht veröffentlichten DIHK-Herbstumfrage zeigt: Ein Drittel der Beherbergungsbetriebe erwartet 2020 Umsatzrückgänge von mehr als 50 Prozent, bei den Reisevermittlern sind es sogar 86 Prozent", berichtet Wansleben. "Die steigenden Corona-Fallzahlen machen weitere wirtschaftliche Einbußen durch Auflagen und geringere Reisetätigkeit wahrscheinlich."
Unternehmerische Tätigkeit mit erhöhtem Gesundheitsschutz verbinden
In diesen schwierigen Zeiten müsse die Politik im Blick behalten, "dass sie wirtschaftliches Handeln weiterhin ermöglicht, wo immer das verantwortlich geschehen kann", so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Maßnahmen sollten "zum Ziel haben, unternehmerische Tätigkeit mit erhöhtem Gesundheitsschutz zu verbinden", stellt er klar. "Das kann beispielsweise für die Gastronomie bedeuten, die Außensaison zu verlängern, indem Flächen im Freien mit Wetterschutzanlangen versehen und weiter genutzt werden dürfen."
Hilfsangebote regelmäßig überprüfen
Gleichzeitig sollten Politik und Wirtschaft nach Auffassung des DIHK "im Dialog immer wieder prüfen, ob und wo die Überbrückungs- und Unterstützungsangebote für die betroffenen Unternehmen an neue Situationen angepasst werden müssen". Wansleben: "So wäre es wichtig, KfW-Schnellkredite auch für Betriebe mit weniger als elf Mitarbeitern zu öffnen sowie die Möglichkeit zu erweitern, krisenbedingte Verluste mit Gewinnen aus den Vorjahren verrechnen zu dürfen."
Reisebeschränkungen verunsichern die Betriebe
Auch DIHK-Präsident Eric Schweitzer warnt davor, dass "unkoordinierte Regelungen zu innerdeutschen Reisebeschränkungen und Beherbergungsverboten aktuell für große Verunsicherung bei den Unternehmen" sorgten. "Schließlich haben gerade die Betriebe in der Tourismuswirtschaft in den vergangenen Monaten sichere Hygienekonzepte ausgearbeitet, digitale Lösungen entwickelt und sich unter erschwerten Bedingungen weiter engagiert."
Aus Sicht der Wirtschaft sei es entscheidend, die Anti-Corona-Maßnahmen so auszugestalten, dass sie der wirtschaftlichen Erholung nicht den Boden entzögen. "Die Ausweisung von Risikogebieten in Deutschland mit unterschiedlichen Folgeregelungen schafft zugleich branchenübergreifend für viele bundesweit aktive Unternehmen neue Rechtsunsicherheit."
Geschäftsgrundlage vieler Unternehmen in Gefahr
Das gelte auch für die Reisebeschränkungen ins Ausland, führt Schweitzer aus. Sie gefährdeten weiterhin ganz oder teilweise die Geschäftsgrundlage vieler Betriebe – nicht nur in der Reisewirtschaft, sondern auch für international aktive Unternehmen, die ihre Monteure und Techniker derzeit nicht in Auslandsmärkte schicken könnten.
"Hier brauchen wir Schnelltests und Quarantäneregeln mit Augenmaß, um einen sicheren Reiseverkehr auch in Corona-Zeiten zu gewährleisten", mahnt der DIHK-Präsident. Und: "Hotels und Pensionen brauchen klare und nachvollziehbare Regeln, welche Gäste aus welchen Regionen sie nun empfangen dürfen."