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Demografischer Wandel in China "kommt nicht überraschend"

Treier: Deutsche Unternehmen passen Portfolios an
Menschenmenge auf einem Nachtmarkt in Beijing

Die Bevölkerungsstruktur ändert sich auch in China

© Peter Adams / Stone / Getty Images

Die jüngste Bekanntgabe der Geburten- und Sterbezahlen in China durch das nationale Statistikamt hat auch eine Debatte über die Folgen ausgelöst, die die demografische Entwicklung in der Volksrepublik für deutsche Unternehmen haben wird. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier zeigt sich gelassen.

Volker Treier am Geländer 2022

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

"Nach aktuellen Schätzungen werden in China bis 2050 mehr als 400 Millionen Menschen im Alter von über 65 leben – ohne dass insgesamt die Bevölkerung nennenswert wächst", sagte Treier auf Medienanfrage unter Berufung auf das chinesische Statistikamt. Ende 2021 seien es mehr als 200 Millionen gewesen.

"Das wird auch Auswirkungen auf die Wirtschaft haben", stellte der DIHK-Außenwirtschaftschef klar, "vor allem in Form einer sich erheblich verschärfenden Fachkräfteproblematik. Die Zeit von China als unerschöpflichem Reservoir an kostengünstigen Arbeitskräften wird spätestens dann definitiv vorbei sein."

Die Ein-Kind-Politik, die zwischen 1979 und 2016 das explodierende Bevölkerungswachstum in China eindämmen sollte, hätte zum Teil unerwartete Nebeneffekte gehabt: "Auch wenn seit 2021 offiziell die Drei-Kind-Politik gilt, befürchten viele, dass es 'too little, too late' gewesen sein könnte. Von unseren deutschen Handelskammern in China wissen wir, dass viele junge Chinesen ihre derzeitigen finanziellen Belastungen als zu hoch einschätzen, um sich in einem Land wie China, in dem es wenig finanzielle Unterstützung für Familien gibt, Kinder leisten zu können. Das wiederum hat klare demografische Effekte."

Nachfragerückgang bei manchen Produkten, aber auch Chancen

Der demografische Wandel werde ökonomische Konsequenzen mit sich bringen, daran ließ der DIHK-Außenwirtschaftschef keinen Zweifel. "Statistisch gesehen ist die ältere Generation weniger kauffreudig, was sich auch auf die Nachfrage nach deutschen Produkten wie das Automobil auswirken könnte. Zugleich bieten sich Chancen, zum Beispiel bei der Modernisierung der Industrie, um dem sich verschärfenden Fachkräftemangel zu begegnen. Das beobachten wir bereits heute in China. Es gibt einen Trend zu maschinellen Fertigungen und Automatisierung sowie zu hochproduktiven Tätigkeiten."

Somit bleibe China "ein äußerst wichtiger Absatzmarkt für den deutschen Maschinenbau, die Elektrotechnik und andere Ausrüstungshersteller insbesondere im Bereich der Mobilität", schlussfolgerte Treier. "Da viele einfache Tätigkeiten wegfallen, werden dringend Bildungsangebote auch für ältere Menschen geschaffen werden müssen. Unsere Auslandshandelskammern in China sind seit Jahren erfolgreich im Bereich der dualen beruflichen Ausbildung tätig. Hier wird es neue Anknüpfungspunkte für eine zukunftsfähige Umschulungsstrategie geben. Angesichts der Alterung der Gesellschaft sehen wir für die deutsche Wirtschaft im Bereich der Medizintechnik, der Pharmaindustrie und der Krankenpflege erhebliche Potenziale."

Treiers Resümee: "Viele deutsche Unternehmen sind schon seit Jahrzehnten erfolgreich in China unterwegs. Sie fahren in der Regel eine langfristige Strategie. Für sie kommen der demografische Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen nicht überraschend. Sie passen ihr Produktportfolio entsprechend an."

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Porträtbild Thomas König, Referatsleiter Ostasien
Thomas König Referent Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) mit Schwerpunkt China

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Porträtfoto Thomas Renner
Thomas Renner Pressesprecher | Chef vom Dienst