Die OECD unterstreicht in ihrem am 12. September vorgelegten "Bildungsbericht 2023" die Stärken der Beruflichen Bildung in Deutschland. Besorgniserregend sei aber, so Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), dass immer weniger Menschen hierzulande eine duale Ausbildung absolvieren.
Die duale Ausbildung sorge für einen raschen Übergang in den Beruf, eine geringe Jugendarbeitslosigkeit und gute Verdienstmöglichkeiten – vor allem dann, wenn eine duale Ausbildung um einen Abschluss der Höheren Berufsbildung zum Fachwirt oder Meister ergänzt werde, benennt Dercks die Pluspunkte des deutschen Berufsbildungssystems.
Als problematisch bewertet er neben den sinkenden Ausbildungszahlen, den OECD-Befund, dass der Anteil der geringqualifizierten jungen Erwachsenen steige.
Ausgewogene Berufsorientierung für alle Schulabgänger
"Die Befunde der OECD decken sich mit den Ergebnissen der aktuellen DIHK-Ausbildungsumfrage und verdeutlichen die wachsenden Schwierigkeiten von Betrieben, geeignete Kandidaten für ihre Ausbildungsplätze zu finden. Bei mehr als 30.000 IHK-Betrieben kam im letzten Jahr noch nicht einmal eine einzige Bewerbung an", berichtet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. Aus DIHK-Sicht müsse eine zielgerichtete und ausgewogene Berufsorientierung dafür sorgen, dass Schulabgänger individuell ihre beste Berufswahl treffen.
Gerade die Gymnasien dürften nicht einseitig in Richtung Studium orientieren, sondern müssen gleichermaßen über die Chancen einer Ausbildung informieren, fordert Dercks. "Enorm wichtig sind frühzeitige Praktika in den Betrieben, damit Schülerinnen und Schüler sich einen realistischen Eindruck von der Arbeitswelt machen und ihre Interessen und Talente schärfen können."
Ausbildungsjahr 2023 mit "Silberstreif am Horizont"
Inzwischen sei ein Silberstreif am Horizont zu erkennen, zeigt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer auf. "Die aktuellen Zahlen zu den IHK-Ausbildungsverträgen bewegen sich im Plus. Insgesamt bestehen gute Aussichten, dass 2023 mehr Betriebe und Bewerber zueinander finden als im Vorjahr. "
Angesichts historisch niedriger Bewerberzahlen und des steigenden Fachkräftemangels seien alle Potenziale für Ausbildung wichtig, betont Dercks. So stellten sich die Unternehmen immer stärker auch auf junge Menschen mit Startschwierigkeiten ein. "Laut der aktuellen DIHK-Ausbildungsumfrage haben inzwischen 80 Prozent der Betriebe Angebote, um Jugendliche mit Defiziten zu fördern und in Ausbildung zu bringen. Dazu gehören eigene Nachhilfeangebote, eine bessere berufliche Orientierung und mehr Schülerpraktika."
Für An- und Ungelernte mit nur unzureichenden Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt böten Teilqualifikationen eine sehr gute Chance, Schritt für Schritt berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben und am Ende einen Berufsabschluss nachzuholen.
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Markus KissReferatsleiter Ausbildungspolitik und -projekte