Zufriedene Azubis dank engagierter Betriebe, neue Angebots-Nachfrage-Verhältnisse auf dem Ausbildungsmarkt, Mängel in der Ausstattung der Berufsschulen: Die Ergebnisse dreier aktueller Untersuchungen decken sich in weiten Teilen mit der jüngsten Ausbildungsumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Die Umfragen und Studien, die die Bertelsmann-Stiftung, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Initiative Neue Soziale Markwirtschaft (INSM) am 30. August vorgestellt haben, zeigten "die hohe Bedeutung der betrieblichen Ausbildung für die Fachkräftesicherung auf", sagte Achim Dercks auf Medienanfragen.
Entsprechend sei es gut, dass sich der Bertelsmann-Umfrage zufolge "die Perspektive der Jugendlichen nach dem Corona-Tief wieder deutlich verbessert", konstatierte er. "Mehr als drei Viertel der befragten Schüler schätzen ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz als gut oder sogar sehr gut ein – sie liegen mit dieser Sicht auch richtig." Aus Perspektive der DIHK sei zu hoffen, dass sich das auch in einem steigenden Interesse der jungen Menschen an den Ausbildungsangeboten der Betriebe niederschlage.
Bessere Chancen für Jugendliche, schlechtere für Betriebe
Der INSM-Bildungsmonitorverdeutliche die wachsenden Schwierigkeiten der Unternehmen, geeignete Kandidaten für ihre Ausbildungsplätze zu finden, berichtete der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer weiter. "Das deckt sich mit den Ergebnissen der aktuellen DIHK-Ausbildungsumfrage: Mit einem neuen Allzeithoch von 47 Prozent ist knapp die Hälfte der IHK-Ausbildungsbetriebe betroffen. Bei mehr als 30.000 Betrieben kam im letzten Jahr noch nicht einmal eine einzige Bewerbung an."
Vergeblich suchten vor allem Gastronomie, Industrie und Handel nach Auszubildenden, bedauerte Dercks. "Wie der INSM-Monitor richtig konstatiert, kommt es jetzt darauf an, alle verfügbaren Potenziale für die Berufliche Bildung und damit die Fachkräftesicherung zu nutzen – sei es durch das Vermeiden von Ausbildungsabbrüchen, die bessere Integration von Geflüchteten oder die Nachqualifizierung von Erwachsenen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung."
Großes Engagement lohnt sich
Der DGB-Ausbildungsreportschließlich bestätige, dass mehr als 70 Prozent der Azubis mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden seien, fuhr Dercks fort. Er verwies auch hier auf die aktuelle DIHK-Ausbildungsumfrage, der zufolge sich die IHK-Ausbildungsbetriebe mehr denn je nach der Decke strecken, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen und sie während der Ausbildung bestmöglich zu unterstützen. "Sollte es dennoch Schwierigkeiten geben, stehen die Ausbildungsberater der IHKs den Azubis und ihren Ausbildungsbetrieben zur Seite", stellte er klar.
"Der Report macht zudem deutlich, dass die Digitalisierung die Ausbildung in den Unternehmen längst erreicht hat – je nach Beruf allerdings in unterschiedlichem Ausmaß." Es sei selbstverständlich, dass Fachinformatiker oder Kaufleute für Büromanagement eine umfassendere digitale Vorbereitung erhielten als etwa Tischler oder Köche.
"Besorgniserregend" nannte Dercks den Befund des Ausbildungsreports, dass vier von zehn Azubis die digitale Ausstattung ihrer Berufsschule nur als ausreichend oder mangelhaft wahrnähmen. "Das passt zu ähnlichen Rückmeldungen auch aus den Ausbildungsbetrieben", warnte er. "Hier besteht dringender Handlungsbedarf in Bund und Ländern, sei es durch den im Koalitionsvertrag der Bundesregierung angekündigten Pakt für Berufsschulen oder den Digitalpakt 2.0."
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Markus KissReferatsleiter Ausbildungspolitik und -projekte