Als "alarmierend" bewertet Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), den Befund der Studie "Nachschulische Bildung in Deutschland", die die Bertelsmann-Stiftung am 26. Oktober vorgestellt hat.
Der Bertelsmann-Studie zufolge gelingt weniger als der Hälfte der Jugendlichen in Deutschland im dafür vorgesehenen Zeitrahmen der Übergang von der Schule in die Ausbildung oder ins Studium.
Achim Dercks sieht vor diesem Hintergrund dringenden Handlungsbedarf bei der Berufsorientierung, denn: "In Zeiten des sich verschärfenden Fachkräftemangels können wir uns allzu lange Übergangszeiten junger Menschen zwischen Schule und Ausbildung oder Studium immer weniger leisten", sagte er auf Medienanfrage. "Auf dem Ausbildungsmarkt herrscht kein Mangel an Angeboten", stellte er klar, "ganz im Gegenteil: Trotz der Folgen der Corona-Pandemie sind die Chancen für junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz so gut wie nie."
Dercks verwies auf die jüngste DIHK-Umfrage zum Thema, der zufolge 42 Prozent der IHK-Ausbildungsbetriebe im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten. Rund 27.000 Ausbildungsbetriebe hätten sogar nicht einmal eine einzige Bewerbung erhalten.
"Es kommt daher darauf an, junge Menschen für eine Ausbildung zu motivieren und die vielfältigen Angebote der Betriebe mit den Berufswünschen junger Menschen zusammenzubringen", so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Eine frühzeitige und praxisnahe Berufsorientierung muss auch in den Gymnasien ausgewogen über die Chancen in der Beruflichen wie der akademischen Bildung informieren – auch zu den vielfach guten Einkommensperspektiven mit einer beruflichen Ausbildung." Und: "Wir brauchen zugleich wieder mehr Praktika in den Unternehmen, die in den beiden vergangenen Jahren Corona-bedingt nur eingeschränkt stattfinden konnten."
Effektive Instrumente stärken
Dercks kritisierte, dass es immer noch zu viele ineffektive Maßnahmen im Übergangsbereich zwischen Schule und Ausbildung gebe. "Daher müssen Instrumente wie die betriebliche Einstiegsqualifizierung, die rasch in Ausbildung führen, gestärkt werden. Ebenso hilfreich ist die von der Bundesregierung geplante Ausweitung von Jugendberufsagenturen, die aus einer Hand und unter einem Dach junge Menschen beraten."
Besonders gute Erfahrungen habe die IHK-Organisation mit Ausbildungsbotschaftern gesammelt: "Das sind Azubis, die in Schulen auf Augenhöhe und aus eigener Anschauung über ihre Ausbildung berichten." Seien junge Menschen dann in einer Ausbildung angekommen, müssten Abbrüche möglichst verhindert werden – etwa über eine ehrenamtliche Begleitung durch Fachkräfte im Ruhestand, wie sie das Programm VerA seit Jahren erfolgreich leiste.
Dercks' Fazit: "Eine zielgerichtete Berufsorientierung muss Dreh- und Angelpunkt der Allianz für Aus- und Weiterbildung sein. Industrie- und Handelskammern und DIHK werden sich unter anderem durch eine bundesweite Ausbildungskampagne einbringen."
Kontakt
Markus KissReferatsleiter Ausbildungspolitik und -projekte
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