Wie das Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh, und das Nürnberger Forschungsinstitut Betriebliche Bildung im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ermittelten, hat sich die Zahl der Teilnehmenden an einem dualen Studium zwischen 2004 und 2019 vervierfacht. Ihr Anteil an allen Studierenden beträgt dennoch nur 4,2 Prozent.
Gute Basis für die betriebliche Arbeitswelt
Aus Perspektive der Wirtschaft sei ein duales Studium "eine gute Basis für einen gelingenden Start in die betriebliche Arbeitswelt", sagte Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), zu der Studie, die am 20. April veröffentlicht wurde. Insbesondere im direkten Vergleich mit einem konventionellen Studium werteten die Unternehmen die Praxisnähe als großes Plus dualer Studienformate.
"Die BMBF-Studie zum dualen Studium zeigt neben vielen positiven Eindrücken aber auch Verbesserungspotenziale auf, die es aus Sicht der Wirtschaft nun konsequent auszuschöpfen gilt", so Dercks. "Dazu zählen vor allem eine umfassende Theorie-Praxis-Verzahnung und eine strukturierte Kooperation zwischen den Lernorten Hochschule und Betrieb."
Oft haperte es an der Kommunikation
Insbesondere ein besserer Austausch mit kleinen und mittleren Unternehmen wäre wichtig: Der Untersuchung zufolge erlebe nur ein Drittel der kleinen und mittelgroßen Praxispartner eine regelmäßige Abstimmung des Lehrplans der Hochschule mit dem betrieblichen Lernstoff.
Dabei liegen nach Einschätzung des stellvertretenden DIHK-Hauptgeschäftsführers "Lösungen auf der Hand". Als Beispiele nannte er eine regelmäßige Kommunikation zwischen den Lernorten sowie den strukturierten Abgleich von Zeit- und Lehrplänen. Und: "Für eine bessere Sichtbarkeit des betrieblichen Lernortes sollten dort erbrachte Studienleistungen zudem konsequent mit ECTS-Punkten bewertet und angerechnet werden. Dafür empfiehlt die Studie richtigerweise eine schriftliche Vereinbarung zwischen den Partnern, deren praktische Umsetzung regelmäßig überprüft werden sollte."
Unternehmen brauchen Fachkräfte
Eine sichtbar bessere Verzahnung von Theorie und Praxis sei für viele – gerade auch potenzielle – wirtschaftsseitige Kooperationspartner entscheidend, schließlich wollten sie mit ihrem Engagement im dualen Studium einem Fachkräftemangel vorbeugen. "Dafür benötigen sie das Vertrauen, dass duale Studienabsolventen mit ihrem Abschluss auch über die relevanten beruflichen Kompetenzen verfügen", stellt Dercks klar.
"Da die Praxisphasen dualer Studiengänge jedoch – im Gegensatz zur dualen Berufsausbildung – nicht bundeseinheitlich geregelt sind, brauchen Unternehmen wie dual Studierende einen verlässlichen alternativen Orientierungsrahmen. Idealerweise geschieht dies durch bundesweite Qualitätskriterien, die für alle Beteiligten Transparenz und Vergleichbarkeit herstellen."
Länderspezifisch große Unterschiede
Wie unterschiedlich derzeit die Bundesländer mit dem Thema umgehen, wird aus der Studie ersichtlich: So ist etwa in Bayern jeder fünfte Studiengang dual strukturiert, in Bremen und Sachsen-Anhalt nur jeder zwanzigste. Im Saarland nehmen fast 30 Prozent aller Studierenden ein duales Angebot in Anspruch.
Mehr Details können Sie der Untersuchung "Duales Studium: Umsetzungsmodelle und Entwicklungsbedarfe" entnehmen, die auf der Website des Centrums für Hochschulentwicklung zum Download bereitsteht.