Vor dem Hintergrund der weiterhin hohen Energiepreise und der Entlastungspläne aus dem Bundeswirtschaftsministerium hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) Vorschläge für spürbare Verbesserungen des Stromangebots erarbeitet.
Die Diskussion über den Industriestrompreis werde angesichts der hohen Kostenbelastung zu Recht geführt, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian auf Medienanfrage. "Die aktuellen Vorschläge greifen aber zu kurz. Wir können die Krise nur lösen, wenn wir beherzt das Angebot ausweiten und zugleich staatliche Belastungen reduzieren."
Ziel aller Anstrengungen müsse es sein, einen wettbewerbsfähigen Strompreis zu erreichen, der sich an Nachbarländern wie Frankreich, aber insbesondere auch den USA orientiere. "Der Vorschlag aus dem Bundeswirtschaftsministerium würde nur einer sehr geringen Zahl von Unternehmen helfen", gab der DIHK-Präsident zu bedenken, "– und das auch nur, wenn der Stromrabatt nicht zugleich auch noch mit so vielen Auflagen und Einschränkungen verbunden wird."
Standortnachteil im international Wettbewerb
Er erinnert daran, dass die im europäischen und internationalen Vergleich weit überdurchschnittlichen Strompreise die ganze Breite der deutschen Wirtschaft belasteten: "Sie sind für sehr viele Betriebe unterschiedlicher Größen und Branchen ein dauerhaftes Standortproblem. Wer heute Strom für 2030 kauft, bezahlt immer noch das Doppelte des Vorkrisenniveaus."
Vor der Energiekrise sei die Stromrechnung eines deutschen Mittelständlers doppelt so hoch gewesen wie die seines französischen Wettbewerbers, rechnete Adrian vor. "Inzwischen ist es viermal so viel. Das verschreckt viele. Wenn wir hier nicht gegensteuern, drohen uns neben dem Verlust hochenergieintensiver Industriebetriebe auch Verlagerungen von Zulieferern, Mittelständlern, Händlern und Dienstleistern."
Übergangsphase mit bezahlbarem Strom nötig
Als "absolut richtig" bewertete er es, den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen. "Wir müssen als Wirtschaft aber durch eine lange Übergangsphase, in der Strom mit intelligenten Ansätzen bezahlbar sein muss."
Dafür habe die DIHK ein Konzept mit drei Kernelementen erarbeitet, berichtete Adrian. Das Papier ist noch nicht abschließend ausgearbeitet. Es verfolgt die Grundidee, dass am Anfang die Wirtschaft auf allen Stufen der Wertschöpfung entlastet werden muss – und erst am Ende überlegt wird, ob es für besonders Betroffene zusätzlicher Maßnahmen bedarf.
"Das Konzept sieht erstens eine Absenkung der Stromsteuer und der staatlichen Umlagen vor", skizzierte Adrian die Inhalte, "zweitens die Förderung von neuen Strom-Partnerschaften zwischen den Erzeugern erneuerbarer Energie und den Nutzern aus der Wirtschaft sowie drittens ergänzende Maßnahmen für extrem energieintensive Unternehmen."
Energie muss nicht teuer sein
Ein grundsätzlich wichtiger Punkt: "Wir müssen uns von der jahrzehntelang in der Politik gepflegten Überzeugung verabschieden, dass Energie grundsätzlich teuer sein muss und eingespart werden soll. Denn eine starke Wirtschaft braucht Energie – entscheidend ist hier ein verlässlicher und realistischer Pfad in Richtung erneuerbare Energien." Viele Unternehmen wollten ja weg von fossilen Brennstoffen hin zum erneuerbaren Strom und zum grünen Wasserstoff, stellt der DIHK-Präsident klar – auch, um die eigenen Klimaziele zu erreichen.
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Dr. Sebastian BolayBereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie