Ob sie den Druckluftbedarf verringern oder Trinkwasser sparen: Durch die Entwicklung praktischer Lösungen im eigenen Betrieb werden die deutschen Energie-Scouts und europäischen Energy Scouts zu Macherinnen und Machern für mehr Klimaschutz. Dieser Einsatz wurde jetzt bei der diesjährigen Bestenehrung in Berlin gewürdigt.
Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), und Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), zeichneten am 14. Juni im Berliner Umweltforum die drei besten "Energie-Scout"-Teams des aktuellen Jahrgangs und 18 europäische "Energy Scout"-Teams für ihre Effizienzprojekte aus. Gastgeber der Bestenehrung waren die vom BMWK geförderten Projekte "Unternehmensnetzwerk Klimaschutz" und "Young Energy Europe".
Der Hintergrund: Alljährlich qualifizieren bundesweit knapp 60 IHKs mehr als 1.000 Energie-Scoutsin deutschen Unternehmen. Analog schulten zuletzt acht Auslandshandelskammern (AHKs) im Rahmen des von der Europäischen Klimaschutzinitiative EUKI geförderten Projektes "Young Energy Europe" 210 europäische Energy Scouts. Die Azubis und jungen Fachkräfte durchlaufen dabei jeweils einen rund viertägigen Energieeffizienz-Crashkurs und setzen anschließend ein konkretes Energiesparprojekt um. Die besten Projekte werden jährlich im Wettbewerb ermittelt, die Scouts nach Berlin eingeladen.
"Mit ihrem Know-how sind die Scouts gefragt wie nie", lobte Achim Dercks in Berlin die wichtige Arbeit der Energie- und Energy Scouts. "Denn die Unternehmen stehen vor der dringenden Herausforderung, steigende Klimaschutzanforderungen umzusetzen. Aus der Qualifizierung nehmen die Energy und Energie-Scouts ein offenes Auge für Einsparpotenziale, ein technisches Grundverständnis für Energie- und Ressourceneffizienz und die Fähigkeit mit, Verbesserungsmaßnahmen anzustoßen. Sie leisten damit einen echten Beitrag zur Energieeffizienz in ihren Betrieben."
Stefan Wenzel ergänzte: "Die Energie-Scouts zeigen, dass die Transformation in Richtung Klimaneutralität auch auf Mikroebene funktioniert und in jedem Unternehmen unentdeckte Potenziale zur Energieeinsparung schlummern. Jede gesparte Kilowattstunde Energie leistet dabei einen Beitrag, die Klimaziele zu erreichen, und senkt zugleich den Kostendruck für die Unternehmen. Damit beweisen die Energie-Scouts, wie engagiert und ambitioniert Energieeffizienz und Klimaschutz in Betrieben angegangen werden kann."
Die diesjährigen Besten bei den deutschen Energie-Scouts
In der aktuellen Wettbewerbsrunde hatten sich auf deutscher Seite insgesamt 41 Teams in regionalen Entscheiden für die bundesweite Bestenehrung qualifiziert. Sie traten in drei Kategorien für einen Platz auf dem Siegerpodest an. Allein die nominierten Energie-Scouts können in Summe über 5.000 Tonnen CO2 als jährliche Einsparpotenziale vorweisen.
In der Kategorie "kleine Unternehmen" überzeugte die Weber Verpackungen GmbH aus Wickede (Ruhr), Mitglied der IHK Arnsberg, die Jury mit einem Projekt zur Reduzierung des Druckluftbedarfs durch automatische Abschaltung. Durch ein elektropneumatisches Ventil in der Druckluftzuleitung jeder Maschine soll Druckluftverlusten entgegengewirkt werden. Ist die Maschine abgeschaltet, schließt auch das Ventil, und es kann keine Druckluft mehr entweichen. Insgesamt spart das Unternehmen mit der Maßnahme 20,4 Tonnen CO2 und 49,5 Megawattstunden jährlich ein.
Bei den mittleren Unternehmen hatte die Memmert GmbH & Co. KG aus Schwabach (IHK München/IHK-Akademie München) mit einer Optimierung der Lüftungssteuerung der Klimakammern die Nase vorn. Im Prüffeld der Entwicklung werden Klimakammern getestet. Diese produzieren Abwärme, die wegen der Testbedingungen im Prüffeld mittels eines Lüfters aus dem Raum gebracht werden muss. Das Team baute eine Steuerung ein, die den Lüfter nur dann startet, wenn eine bestimmte Temperatur überschritten wird. Im Ergebnis läuft der Lüfter nur noch etwa 13 Prozent der ursprünglichen Zeit. Dadurch konnten die Energie-Scouts 59,58 Megawattstunden Wärmeenergie und 19,31 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
In der Kategorie "große Unternehmen" setzte sich die Isringhausen GmbH & Co. KG aus Lemgo (IHK Lippe zu Detmold) mit einem Energiesparprojekt an ihrem Durchlaufofen durch. Um eine Chargenvermischung verschiedener Federn zu verhindern, müssen immer genügend freie Behälter zur Verfügung stehen. Durch ein "Abweis"-Blech wird die Anzahl der freien Behälter auf maximal zwei begrenzt und somit die Kapazität des Ofens verdoppelt. Damit können 209 Megawattstunden und 42 Tonnen CO2 eingespart werden.
Europäische Energy Scouts bringen grenzüberschreitenden Klimaschutz voran
Die 210 europäischen Energy Scouts aus 84 Unternehmen in acht weiteren Ländern Europas deckten 2022 in ihren Betrieben eine potenzielle Senkung der CO2-Emissionen im Umfang von rund 34.000 Tonnen auf. Diese resultieren aus Einsparpotenzialen von rund 47.000 Megawattstunden Strom und erheblichen Mengen an fossilen Energieträgern und Ressourcen wie Trinkwasser in betrieblichen Prozessen.
Die diesjährigen Energy Scouts trafen sich nun in Berlin zu dreitägigen Vernetzungstagen. Deren Höhepunkt bildete die Ehrung der besten 18 der insgesamt 84 Teams.
Kontakt
Svenja SeegersProjektreferentin Unternehmensnetzwerk Klimaschutz – eine IHK-Plattform (UNK)