Die Europäische Union muss nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) dringend die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft stärken. Derzeit stehe der Standort Europa enorm unter Druck.
Im Vorfeld der Tagung des Europäischen Rates fordert DIHK-Präsident Peter Adrian konkrete Schritte, um den europäischen Wirtschaftsraum zukunftsfähig zu machen. "Ansonsten droht die EU im globalen Wettbewerb abgehängt zu werden. Die wirtschaftliche Attraktivität des Standortes Europa hat in den letzten Jahren zu wenig Aufmerksamkeit erfahren."
Europa müsse "in diesem neuen Gefüge zu einem agilen und digitalen Player in der Weltwirtschaft werden", so Adrian. "Wir müssen unsere Ambitionen steigern. Derzeit sind wir zu langsam und verlieren uns in Details. Das reicht angesichts des immer schneller werdenden globalen Wettbewerbs nicht länger aus."
Großes Hemmnis ist die Bürokratie
In einem aktuellen Positionspapier listet die DIHK zehn Vorschläge für eine Wettbewerbsfähigkeits-Agenda auf. Als großes Hemmnis bewertet Peter Adrian die nach wie vor "unübersehbare Bürokratie, von der tagtäglich mehr über die Unternehmen hereinbricht". Die EU habe immer wieder angekündigt, das Problem anzugehen. "Bislang ist wenig bis nichts passiert."
An der von der Union selbstgesteckten One-in-one-out-Regel, wonach für ein neues Gesetz ein altes gestrichen werden sollte, werde das besonders deutlich. "Wir sind mittlerweile bei einem Verhältnis von 3,5 neuen Gesetzen gegenüber nur einem abgeschafften", berichtet der DIHK-Präsident. "Mit dieser wachsenden Belastung stellen wir uns im globalen Wettbewerb selbst ein Bein."
Energiekosten senken, Verfahren beschleunigen
Ausschlaggebend für eine Neupositionierung Europas seien zudem wettbewerbsfähige Energiepreise und schnellere Genehmigungsverfahren. Eine stärkere Diversifizierung müsse die Wertschöpfungs- und Lieferketten resilienter machen. Gleichzeitig sei mehr Offenheit und Vernetzung des Standortes durch weitere Handelsabkommen erforderlich. Mit einem Fokus auf Innovation und Forschung sowie der sicheren Nutzung von Künstlicher Intelligenz gelte es, Weltmarktanteile bei Schlüsseltechnologien auszubauen.
"Die Herausforderungen, mit denen wir es zu tun haben, sind enorm", so Adrians Resümee. "Wir müssen alles tun, um mit den wichtigen Regionen Schritt zu halten." Denn die Konkurrenz schlafe nicht.