An der Online-Befragung hatten sich in der ersten Mai-Hälfte gut 1.000 Mitglieder beteiligt. Dabei zeigte sich: Zwei von drei jungen Führungskräften sind pessimistisch, wenn sie an den Wirtschaftsstandort Deutschland in 20 Jahren denken. Der Verband stellte die Ergebnisse am 12. Juni bei seinem Gipfeltreffen am "Tag der jungen Wirtschaft" in Berlin vor.
Zu den größten Sorgen junger Unternehmerinnen und Unternehmer zählen demnach Bürokratie, steigende Lohnkosten und der Fachkräftemangel. Hoffnung macht insbesondere das Potenzial der Künstlichen Intelligenz (KI).
Der Gestaltungswille ist da
"Für gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritt ist die junge Generation von zentraler Bedeutung", stellte der Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren und IT-Unternehmer Tobias Hocke in Berlin klar. Diese habe einen großen Gestaltungswillen. "Aber sie braucht dafür eine Plattform und Handlungsspielraum."
Der größte Hemmschuh: 86 Prozent der im Rahmen des "Zukunftsbarometers" Befragten sind in ihrem Unternehmen geringfügig bis stark von den Bürokratiefolgen betroffen. 74 Prozent beklagen die schleppende und inkonsequente Digitalisierung der deutschen Verwaltung. Besonders die langen Bearbeitungszeiten und die analogen, umständlichen Verfahren bei Baugenehmigungen und Fördermittelanträgen werden von vielen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern moniert.
Dennoch besitzen 89 Prozent der Befragten keine BundID zur Identifizierung von Online-Anträgen beziehungsweise wissen gar nicht, was das ist. Tobias Hocke überrascht das nicht: "Anstatt im Rahmen einer Verwaltungsreform konsequent zu digitalisieren und alten Ballast abzuwerfen, werden beim Onlinezugangsgesetz überholte analoge Prozesse in den digitalen Raum transferiert. Warum bezieht die Politik die junge Generation hier nicht viel stärker ein?"
Digitalisierung als Chance
Denn die wirtschaftlichen Entwicklungen und Chancen von Digitalisierung und Automatisierung zählen für die junge Wirtschaft zu den wichtigsten Katalysatoren der Zukunft: 72,1 Prozent der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer erwarten hiervon starke bis sehr starke Auswirkungen auf ihre Branche.
Insbesondere von KI versprechen sich viele eine positive Wirkung: 81 Prozent stimmen mindestens teilweise der Aussage zu, dass die Chancen durch KI für die Wirtschaft größer sind als die Nachteile. 78,1 Prozent befürworten mindestens teilweise, dass die Politik klare Regeln für den Einsatz von KI schaffen sollte, 77,2 Prozent erhoffen sich von den neuen Technologien die Vereinfachung von Verwaltungsdienstleistungen, und 62,6 Prozent haben KI bereits im Unternehmenskontext eingesetzt.
"Die junge Wirtschaft sieht großes Potenzial in der Künstlichen Intelligenz", bilanziert Hocke. "Doch erste Reaktionen auf den 'AI Act' der Europäischen Union zeigen auch, wie wichtig es sein wird, Unternehmerinnen und Unternehmer frühzeitig bei der Planung der Regulationsprozesse einzubinden. Nur so wird es gelingen, praxisnahe und effiziente Strukturen für KI zu etablieren, die es der jungen Wirtschaft ermöglichen, ihre volle Innovationskraft zu entfalten."
Alle Ergebnisse der Befragung zum "Zukunftsbarometer" der Wirtschaftsjunioren gibt es im PDF-Format zum Download auf der Website der WJD.