Dem aktuellen Gaslagebericht der Bundesnetzagentur zufolge ist der Gasverbrauch der deutschen Industriebetriebe im Juli 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um ein Fünftel gesunken. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), wertet das nicht als Erfolgsmeldung.
"Der Rückgang des Gasverbrauchs in der Industrie ist teuer erkauft", so Dercks auf Anfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Denn er gehe nicht nur auf Einsparungen und den Umstieg auf andere Energieformen zurück, sondern beruhe "zu einem beachtlichen Teil auf inzwischen besorgniserregenden Entwicklungen in energieintensiven Branchen".
Die aktuellen DIHK-Abfragen und Hinweise aus Industrie- und Handelskammern sowie Unternehmen zeigten sehr drastisch: "Eine erschreckend hohe Zahl von Betrieben insbesondere in der Industrie sieht sich gezwungen, auf die hohen Energiepreise mit Drosselungen der Produktion oder sogar Stilllegungen zu reagieren."
Wertschöpfungs-, Umsatz- und Kaufkraftverluste
Der DIHK gehe deshalb davon aus, "dass die hohen Gaspreise bereits jetzt zu rund 20 Milliarden Euro Wertschöpfungsverlust allein in der Industrie geführt haben", berichtet Dercks. "Dazu kommen dann noch Umsatzverluste bei Dienstleistern und Abnehmern sowie der Kaufkraftverlust bei den privaten Haushalten."
Und: "Ob Betriebe nach einem ohnehin nicht absehbaren Ende der Preiskrise ihre Produktion wieder hochfahren, ist sehr zweifelhaft. Denn vielfach werden die Aufträge dauerhaft von internationalen Wettbewerbern an Standorten mit niedrigeren Energiekosten übernommen."
Dauerhaftes Verschwinden der Betriebe verhindern
Damit nicht noch mehr Industriebetriebe Produktion aufgeben müssten, sollten "die bislang extrem eng gefassten Notfallzahlungen dringend verlängert und ausgeweitet werden", mahnt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer.
"Im Zuge der Überlegungen zu Korrekturen bei der Gas-Umlage sollte überlegt werden, die Kosten direkt aus dem Staatshaushalt zu begleichen. Dadurch würde ein erhebliches Maß an Bürokratie vermieden. Durch die ausgelaufenen Corona-Hilfen und die hohen Steuermehreinnahmen seit Jahresbeginn stehen dafür auch Mittel zur Verfügung."
Kontakt
Dr. Sebastian BolayBereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie
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