Das wirtschaftliche Verhältnis zwischen Deutschland und China birgt nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) nach wie vor viele Chancen, doch auch wachsende Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft.
"Der Handel mit China macht 9,5 Prozent des deutschen Handelsvolumens aus", erläuterte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben auf Anfrage mehrerer Medien.
Damit sei das Land "einer der wichtigsten Handelspartner für die deutsche Wirtschaft, wenn auch ein schwieriger". Deutsche Unternehmen sähen dort "weiterhin viele Chancen allein wegen der Größe, aber zunehmend auch Risiken und wachsende Herausforderungen".
Jüngste Entwicklungen "eher ernüchternd"
Die vergangenen zwanzig Monate bewertete Wansleben als eher ernüchternd: "Die Zahl der in China tätigen Ausländer hat sich seit dem Frühjahr 2020 halbiert. Reisebeschränkungen und immer wiederkehrende Lockdowns führen dazu, dass nur etwa die Hälfte der deutschen Unternehmen in den nächsten zwei Jahren mehr vor Ort investieren will." Das hänge damit zusammen, dass die meisten dort tätigen Unternehmen vor allem für den chinesischen Markt produzierten. Ein Drittel plane allerdings wegen der Risiken auch die Diversifizierung seiner Lieferketten von China weg, berichtete der DIHK-Hauptgeschäftsführer.
Wechselseitig gleiche Regeln nötig
Der zunehmende Protektionismus in der Volksrepublik sei aus Sicht der deutschen Wirtschaft ein Problem, sagte der DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Das Land setzt selbst eher auf Abschottung, will aber überall in der Welt mehr mitmischen – auch bei uns in Deutschland." Deshalb sei es so wichtig, dass der Bundeskanzler sich für wechselseitig gleiche Regeln, also Reziprozität, einsetze. "Hier muss sich auch Europa klar positionieren."
Auch in einem Interview des Deutschlandfunks warb Wansleben für mehr europäische Abstimmung und wechselseitige Vereinbarungen. "Es gibt keine Unabhängigkeit von China, die nicht bei uns zu Wohlstandsverlusten führt", sagte der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Themen wie der Klimaschutz und die Ernährungssicherheit könnten zudem ohne China nicht gelöst werden. "Es gibt keine Welt ohne China. Und es gibt auch keine Welt ohne Abhängigkeit von China. Genauso wenig wie es eine Welt gibt, wo China nicht abhängig vom Rest der Welt ist", so Wansleben.
Die deutschen Unternehmen müssten aber bei einem China-Engagement darauf achten, nicht "in eine 0-1-Situation zu geraten – also, dass nichts mehr läuft", wenn China wegbreche. Das hätten inzwischen aber schon viele Betriebe in ihre Risiko-Systeme eingepreist. In der deutschen Wirtschaft würde mittlerweile mehr diversifiziert, so Wansleben. "Da ist inzwischen viel in Bewegung – möglicherweise mehr, als in der öffentlichen und politischen Diskussion wahrgenommen wird."
Kontakt
Thomas KönigReferent Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) mit Schwerpunkt China
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