Kohlenstoffdioxidfrei Wirtschaften, aber wie? Welche Technologien für die klimafreundliche Transformation der Industrie in Deutschland erforderlich sind, erörterten Vertreterinnen und Vertreter von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft beim Industrieforum 2023 am 5. September in Berlin.
Die Dekarbonisierung der Industrie spielt beim Erreichen der Klimaziele eine zentrale Rolle. Bis 2030 ist die Industrie gefordert, ihre Emissionen um 28 Prozent zu reduzieren. Das Klimaziel bis 2045 für Deutschland lautet: Treibhausgasneutralität. Dafür ist ein schneller Ausbau der Produktionskapazitäten von Netto-Null-Technologien notwendig.
Vor diesem Hintergrund hatte die bei der DIHK Service GmbH angesiedelte Service- und Beratungsstelle für regionale Industrieinitiativen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und in Zusammenarbeit mit dem Bündnis "Zukunft der Industrie" zum diesjährigen Industrieforum ins Haus der Deutschen Wirtschaft eingeladen.
Bessere Rahmenbedingungen für Netto-Null-Technologien
"Die Breite der Wirtschaft braucht bezahlbare Energie – nicht zuletzt, um in klimafreundliche Technologien investieren zu können", sagte Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), in seiner Begrüßungsansprache. "Das zeigt auch das aktuelle IHK-Energiewende-Barometer: In der energieintensiven Industrie schränkt fast die Hälfte der Firmen ihre Investitionen sogar in den Kernbereichen ein."
Damit die Ausweitung der Produktionskapazitäten von Netto-Null-Technologien am Standort Deutschland gelingen könne, seien verbesserte Rahmenbedingungen das A und O, so Dercks. "Dazu gehören neben bezahlbarer Energie echte Verfahrensbeschleunigung bei den Genehmigungen genauso wie praxisnahe und verlässliche Dokumentationsregeln." Für die Breite der Unternehmen sollten geförderte Energiepartnerschaften zwischen Energieproduzenten und Betrieben den Ausbau erneuerbarer Energien anschieben, so der Vorschlag der DIHK.
Udo Philipp, beamteter Staatssekretär beim BMWK, verdeutlichte in seinem Impulsvortrag: "Die Dekarbonisierung der Industrie findet vor Ort an den Produktionsstandorten statt. Wir müssen deshalb die Akteure in den Regionen – die Unternehmen, die Verwaltung und die Zivilgesellschaft – unterstützen und Bund, Länder und Kommunen stärker vernetzen." Mit der vom BMWK ins Leben gerufenen Service- und Beratungsstelle für regionale Industrieinitiativen sei ein wichtiges Bindeglied für diesen Prozess geschaffen worden. "Die regionalen Industrieinitiativen bieten Vernetzungsmöglichkeiten, ermöglichen den Wissenstransfer und schaffen Synergieeffekte für ihre Mitglieder. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Transformation der Industrie."
Philipp betonte außerdem, dass für den Weg hin zu einer klimaneutralen Industrie ein Ausbau von Produktionskapazitäten für Transformationstechnologien in der Europäischen Union notwendig sei. Eine klimaneutrale Industrie setze voraus, dass die entsprechenden Technologien vorhanden seien – für Wirtschaft und Privathaushalte. Die Schlüsseltechnologien reichten von Wind- und Solarkraft bis hin zu Elektrolyseuren und Energiespeichern. "Unser Ziel ist es, die Produktionskapazitäten in Deutschland und der EU schnell und signifikant auszuweiten, Abhängigkeiten zu reduzieren und den Umbau zu einer klimaneutralen und wettbewerbsfähigen Industrie zu befördern", so der Staatssekretär.
Spannende Diskussion
Die konkreten Rahmenbedingungen für produzierende Unternehmen von Netto-Null-Technologien erörterten auf dem Panel des Industrieforums neben Achim Dercks und Udo Phillip auch Sofie Geisel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung und Moderatorin der Veranstaltung, Frank Peter, Direktor Industrie bei Agora Energiewende, und Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
Kontakt
Janine HansenProjektleiterin Service- und Beratungsstelle für regionale Industrieinitiativen