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Technische und sprachliche Barrieren durch Corona verstärkt

Umfrage zu Herausforderungen bei der Integration von Azubis mit Fluchthintergrund
Junge Frau von hinten blickt auf einen Laptop mit Videokonferenz

Als großes Problem erwies sich die technische Infrastruktur im Homeoffice

© deimagine / E+ / Getty Images

Das Interesse der Unternehmen an der Integration von Geflüchteten ist nach wie vor hoch – trotz aller Corona-Probleme. Der Grund: Geflüchtete können eine Rolle spielen, um den Fachkräftebedarf in deutschen Betrieben zu decken. Doch auf dem Weg dahin gilt es viele Corona-bedingte Hürden zu überwinden. Lesen Sie hier mehr zur entsprechenden DIHK-Umfrage – pünktlich zum 5. Jahrestag des Integrationsgesetzes.

Mit der Erhebung zieht der DIHK nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie Bilanz. Er hat Flüchtlingskoordinatorinnen und -koordinatoren sowie die Willkommenslotsen und -lotsinnen danach gefragt, wie sich die Integrationsarbeit infolge der Krise vor Ort geändert hat und welche Themen aus Sicht der Unternehmen besonders im Fokus stehen.

Der DIHK engagiert sich seit Jahren für die berufliche Integration Geflüchteter – unter anderem auch mit dem Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge, auf dessen Website sich zahlreiche erfolgreiche Unternehmensbeispiele finden lassen.

Beim Integrationsgesetz, das am 6. August 2016 – also vor fünf Jahren – in Kraft trat, hatte der DIHK die wirtschaftsrelevanten Aspekte eingebracht: Dazu gehörte etwa die 3+2-Regelung, die sogenannte Ausbildungsduldung, nach der Geflüchtete in der Duldung für die Gesamtdauer der Ausbildung sowie noch zwei Jahre nach Abschluss ihrer Ausbildung in Deutschland bleiben durften. 

An der Erhebung zu den besonderen Herausforderungen Geflüchteter in der Pandemie beteiligten sich 70 Wirtschaftsorganisationen, darunter 41 Industrie- und Handelskammern, 16 Handwerkskammern und 13 andere Wirtschaftsorganisationen wie Landwirtschaftskammern oder Bildungsträger. Wie ihre Berichte zeigen, mussten sie in der Pandemie nicht wenige Herausforderungen überwinden.

Technische, sprachliche und organisatorische Herausforderungen wegen Corona

Die technische Ausstattung der Azubis für das mobile Arbeiten oder den Fernunterricht in der Berufsschule ist oft nicht vorhanden: Laptops fehlen, schlechte Internetverbindungen in den Gemeinschaftsunterkünften erschweren die tägliche Kommunikation. Diese Probleme der Unternehmen hat ein Viertel der 70 befragten Wirtschaftsorganisationen genannt.

Die größte Herausforderung für die Unternehmen war in der Pandemie die technische Anbindung der Azubis

© DIHK e.V.


Die Behörden, die für die Erteilung der Arbeitserlaubnisse oder der Aufenthaltspapiere zuständig sind, waren im Lockdown schwieriger zu erreichen oder können aus dem Homeoffice nur begrenzt ihre Aufgabe erfüllen.

Erschwerter Kontakt zwischen Unternehmen und Geflüchteten

Darüber hinaus erweisen sich die Suche der Betriebe nach und die Kontaktaufnahme zu passenden Kandidaten als komplizierter: Die Berufsorientierung in den Schulen oder in den Sprachkursen ist entfallen, die allgemeinen Unterstützungsmaßnahmen wurden unterbrochen und stehen nicht mehr als Möglichkeit zum Kennenlernen zur Verfügung.

Auch die Fortschritte beim Spracherwerb wurden durch die Lockdowns und die Unterbrechung der Kurse gebremst oder sogar unterbrochen. Dies wirkt sich nicht nur auf die Alltagskommunikation im Betrieb, sondern auch auf den Erfolg in der Berufsschule negativ aus.

Doch die Unternehmen interessieren sich weiterhin sehr dafür, Geflüchtete in ihrem Betrieb auszubilden, ebenso wie für die entsprechenden Angebote der Industrie- und Handelskammern. Und das trotz Lockdowns und existentieller Fragen für Unternehmen in der Corona-Krise, wie die aktuelle DIHK-Umfrage zur Auswirkung der Corona-Pandemie auf die Integrationsarbeit der IHKs sowie anderer Wirtschaftsorganisationen zeigt.

Geflüchtete auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt stärker von Corona-Auswirkungen betroffen 

Doch die Corona-Pandemie trifft nicht nur Unternehmen in ihren Integrationsbemühungen. Auszubildende und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Fluchthintergrund sind laut 60 Prozent der Befragten stärker von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Fluchthintergrund.

Auch seitens der Geflüchteten lag die Hauptschwierigkeit bei PC, WLAN & Co.

© DIHK e.V.

Hierfür werden unterschiedliche Gründe genannt. Neben der mangelnden technischen Ausstattung, die aufgrund ihrer sozioökonomischen Verhältnisse und Wohnbedingungen (unter anderem fehlender Internetzugang in Gemeinschaftsunterkünften) die Geflüchteten besonders trifft, sind diese durch ihre Tätigkeitsprofile stärker von der Corona-Krise betroffen, da gerade solche Jobs weggefallen sind. Sie befinden sich überdurchschnittlich häufig in geringqualifizierten Tätigkeiten, haben vielfach befristete Verträge und eine kurze Zugehörigkeitsdauer im Betrieb.

Außerdem kann die intensive Betreuung im Betrieb, auf die viele Geflüchtete angewiesen sind, oft nicht mehr gewährleistet werden. Mangelnde Förderung der Sprachkenntnisse aufgrund unterbrochener Sprachkurse, begrenzte Verfügbarkeit der Unterstützungsangebote (Nachhilfe, pädagogische Betreuung et cetera) sowie eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten wirken sich nachteilig auf einen erfolgreichen Einstieg oder eine nachhaltige Integration im Betrieb aus.

Besonders viele Azubis mit Fluchthintergrund in Lockdown-Branchen

Darüber hinaus sind Geflüchtete oft in Unternehmen tätig, die durch die Lockdowns schließen mussten: Der Bereich Gastgewerbe wird von 80 Prozent der Befragten als besonders relevant für die Einstellung Geflüchteter genannt. 58 Prozent nennen außerdem den Handelsbereich.

Im Gastgewerbe sowie bei Verkehr und Logistik werden Geflüchtete am häufigsten eingestellt

Im Gastgewerbe sowie bei Verkehr und Logistik werden Geflüchtete am häufigsten eingestellt, hat die jüngste DIHK-Umfrage zum Thema "Integration von Azubis mit Fluchthintergrund" ergeben.

© DIHK e.V.


Um diese Herausforderungen zu meistern, stehen IHKs Unternehmen und Geflüchteten mit zahlreichen Angeboten und Veranstaltungsformaten tatkräftig zur Seite und haben ihr Angebotsspektrum an die Anforderungen der Corona-Pandemie angepasst und größtenteils digitalisiert.

IHKs unterstützen integrierungswillige Unternehmen

IHKs bieten den Betrieben individuelle Beratungen, Informationsveranstaltungen sowie Workshops zum Erfahrungsaustausch an. Sie organisieren Firmenvorstellungen, um Geflüchteten einen Einblick in die verschiedenen Berufe zu ermöglichen. Außerdem werden digitale Speed-Datings oder digitale Jobbörsen durchgeführt, um Unternehmen und Geflüchtete zusammenzubringen.

55 Prozent der befragten IHKs haben sogar neue Formate, Produkte oder Online-Tools (Online-Bewerbungstraining, digitale Ausbilderworkshops, Beratungsspaziergänge et cetera) entwickelt, um dem Bedarf der Unternehmen und der Geflüchteten gerecht zu werden.

IHK-Organisation engagiert sich für die Integration Geflüchteter in den Ausbildungsmarkt

Seit dem Beschluss des IHK-Aktionsprogramms "Ankommen in Deutschland – Gemeinsam unterstützen wir Integration" im Dezember 2015 hat sich die IHK-Organisation in vielfältiger Weise für die Integration geflüchteter Menschen in Ausbildung und Beschäftigung engagiert.

Durch das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanzierte Programm "Willkommenslotsen – Passgenaue Besetzung" sind zudem zahlreiche MitarbeiterInnen nicht nur in IHKs, sondern auch in Handwerkskammern und anderen Organisationen seit 2016 im Einsatz und unterstützen Betriebe bei der Integration von Geflüchteten in Arbeit und Ausbildung.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat wie vieles andere auch diese Aktivitäten geprägt. Nicht nur die Arbeitsweisen haben sich verändert, sondern auch die Themenschwerpunkte und Prioritäten haben sich verschoben.

Kontakt

Anne Courbois, Referatsleiterin Integration, Vielfalt, Familie in der Arbeitswelt
Anne Courbois Referatsleiterin Integration, Vielfalt, Familie in der Arbeitswelt

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Porträtbild Daphne Grathwohl, Referatsleiterin Strategische Themenplanung und Qualitätssicherung
Daphne Grathwohl Referatsleiterin Mitgliederkommunikation und Interne Kommunikation | Pressesprecherin

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