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Deutsche Unternehmen beklagen zunehmende Handelshemmnisse

Umfrage zeigt traurigen Rekord schon vor der Russland-Ukraine-Krise
Hamburger Hafen für Going International

Der Welthandel wird für auslandsaktive Betriebe immer schwieriger

© Jan-Otto / E+ / Getty Images

Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierenden Folgen für die Wirtschaft wirken wie ein Brennglas auf die Lage der auslandsaktiven deutschen Unternehmen: Schon vor Kriegsbeginn sind sie weltweit immer öfter auf Handelshemmnisse gestoßen, wie die diesjährige Umfrage "Going International" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zeigt.

An der Erhebung hatten sich in der ersten Februarhälfte rund 2.700 grenzüberschreitend tätige Unternehmen beteiligt. Gut die Hälfte (54 Prozent) davon spüren nach eigenen Angaben eine akute Zunahme von Hürden bei ihren internationalen Geschäften.

Zunahme Handelshemmnisse Going International 2022

© DIHK

"Das sind noch einmal mehr als im Jahr 2020 mit seinen zahlreichen Corona-Lockdowns und zugleich der höchste Wert, den wir in den vergangenen zehn Jahren  gemessen haben", kommentiert DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Ergebnisse. Zum Vergleich: 2017 hat noch nicht einmal ein Drittel der Unternehmen eine Zunahme von Handelshemmnissen registriert. "Auch das war schon viel", so Treier. "Wir hätten allerdings damals nicht erwartet, dass sich der Wert innerhalb von fünf Jahren kontinuierlich nach oben schraubt. Trotz der weiterhin stabilen Exportzahlen stößt die deutsche Wirtschaft im weltweiten Handel häufiger an Grenzen – und das im wahrsten Sinne des Wortes."

Grafik Konkrete Handelshemmnisse Going International 2022

© DIHK

Auf der Liste der größten Handelshemmnisse standen – vor dem Krieg in der Ukraine – die von 24 Prozent genannten Sanktionen auf Platz fünf. Als noch weit hinderlicher hatten die Unternehmen im Februar jedoch die Faktoren "Lokale Zertifizierungsanforderungen" und "verstärke Sicherheitsanforderungen" (jeweils 49 Prozent) sowie "intransparente Gesetzgebung" (33 Prozent) und Zölle (32 Prozent) empfunden.

Grafik zu Geschäftsperspektiven Going International 2022

© DIHK

Und Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend in diesem Jahr gab es – trotz voller Auftragsbücher – schon im Erhebungszeitraum nicht: "Für 2022 rechnen 18 Prozent der Betriebe mit einem Plus für ihr Auslandsgeschäft, aber 21 Prozent mit einem Minus", berichtet Treier. "Besser als in den beiden Vorjahren, aber im Saldo negativ."

Das allseits erwartete kräftige Aufholwachstum nach dem Corona-Tief 2020 bleibt damit aus. Stattdessen drohen sich die während der Pandemie entstandenen Handelshemmnisse zu verfestigen und den schon vorher feststellbaren Hang zum Protektionismus zu beschleunigen. Hinzu kommen nun die gegen Russland verhängten Sanktionen mit ihren noch unklaren Folgen für den Welthandel.

Grafik zu Corona-Folgen Going International 2022

© DIHK

Das bisher vom DIHK in seiner Konjunkturumfrage prognostizierte Exportwachstum von sechs Prozent für 2022 "ist nicht mehr zu schaffen", so Treier. Immerhin blicken die Unternehmen auf hohe Auftragsbestände. Um diese abzubauen, muss es allerdings gelingen, die Probleme in den Lieferketten zu lösen.Die kompletten Ergebnisse der Umfrage, die im Februar und damit vor der russischen Invasion in die Ukraine erhoben wurde, gibt es hier zum Download:

Going International 2022 – Erfahrungen und Perspektiven der deutschen Wirtschaft im Auslandsgeschäft (PDF, 518 KB)

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Carolin Herweg Referatsleiterin Internationale Konjunktur

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Porträtbild Julia Fellinger, Pressesprecherin
Julia Fellinger Pressesprecherin
Union Jack, englische Flagge

Englische Fassung

Die englischsprachige Version "Going International 2022 – Experiences and prospects of German business in foreign business" finden Sie hier.

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