Geothermie, also die Nutzung von Erdwärme mithilfe von Bohrungen in unterschiedlicher Tiefe, kann einen erheblichen Beitrag zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung leisten. Die IHK-Organisation unterstützt die Pläne der Bundesregierung, den Einsatz der Technologie zu forcieren.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat ein Eckpunktepapier mit acht Maßnahmen vorgelegt, die helfen sollen, das Potenzial der Geothermie zu heben – vom Dialogprozess mit den Akteuren bis hin zu Aufklärungskampagnen, die Akzeptanz schaffen sollen. Ziel ist, in der mitteltiefen und tiefen Geothermie bis zum Jahr 2030 ein Potenzial von zehn Terawattstunden so weit wie möglich zu erschließen. Damit würde die derzeitige Einspeisung in Wärmenetze aus dieser Quelle verzehnfacht.
Schlüsseltechnologie mit Potenzial ...
Die IHK-Organisation befürwortet die Pläne. Geothermie sei eine Schlüsseltechnologie für die Wirtschaft, um bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen, heißt es in der DIHK-Stellungnahme zum BMWK-Eckpunktepapier.
Sie biete den Vorteil, flächendeckend verfügbar zu sein und damit keinen verlustreichen Transport über weite Strecken zu erfordern. Interessanter Nebeneffekt: Insbesondere das Thermalwasser des Oberrheingrabens würde sich an einigen Standorten für den Abbau von Lithium eignen.
... für ein Viertel der industriell benötigten Nutzwärme
Vor dem Hintergrund, dass die nationale geothermische Energieproduktion bis zu einem Viertel des Nutzwärmebedarfs der Industrie decken könne, sollten aus Sicht der Wirtschaft alle Potenziale genutzt werden – einschließlich der im Eckpunktepapier nicht erfassten oberflächennahen Geothermie. Auch für das ebenfalls im BMWK-Papier nicht erwähnte Feld der Kälteerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen gebe es viel Potenzial.
Nach Einschätzung der IHK-Organisation müssen die vom BMWK vorgesehenen Maßnahmen konkretisiert werden. Für die Unternehmen besonders wichtig seien dabei die geplante Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Risikoabfederung bei Probebohrungen.
Unter anderem werden in der DIHK-Stellungnahme eine Aufstockung des Fachpersonals in den Verwaltungen, eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen, vor allem aber Vereinfachungen im Wasser-, Umweltverträglichkeitsprüfungs-, Naturschutz- und im Vergaberecht vorgeschlagen. Auch eine Digitalisierung der Prozesse könne helfen. Zudem empfiehlt die IHK-Organisation die zeitnahe Einrichtung eines Instruments zur Absicherung des Explorationsrisikos.
Und nicht zuletzt erinnern einige IHKs daran, dass in einigen Regionen die Erinnerungen an Erdbeben und Hebungsrisse aufgrund ungeeigneter Methoden noch lebendig seien. Das so negativ geprägte Bild der mittleren und tiefen Geothermie werde den heutigen Verfahren nicht gerecht.
"Erdwärme hat den entscheidenden Vorteil, dass sie wetterunabhängig ganzjährig zur Verfügung steht", ergänzt Sebastian Bolay, DIHK-Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie. "Damit könnte sie hierzulande mittelfristig einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten."
Damit das politische Ziel der Verzehnfachung der Einspeisung in die Wärmenetze bis 2030 erreicht werden könne, seien aber noch Weichenstellungen nötig, stellt er klar: "Für die Unternehmen besonders wichtig sind dabei die Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Risikoabfederung bei Probebohrungen."
Aus Sicht der IHK-Organisation sei "die zeitnahe Absicherung des Erschließungsrisikos besonders dringend, um die Investitionssicherheit insbesondere für kleine und mittlere Bohrunternehmen zu gewährleisten". Denn diese könnten das Risiko von Fehlbohrungen andernfalls kaum tragen. Bolay: "Vorbildcharakter hat hier beispielsweise Niedersachsen, das eine Bürgschaftsregelung eingeführt hat, um das Fündigkeitsrisiko für Tiefen-Geothermieprojekte zu reduzieren."
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