Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen bleiben trotz des schwierigen Umfelds und der unsicheren Entwicklung rund um das Pandemiegeschehen im positiven Bereich (Saldo von 8 Punkten). Mehr als jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) plant mit mehr Beschäftigung, zwei Drittel mit gleichbleibendem Personalbestand, während 13 Prozent mit einem Abbau rechnen.
Gegenüber der Umfrage aus dem Herbst 2021 zeigt sich zwar eine leichte Eintrübung (Saldo von 8 nach zuvor 9 Punkten), aber die Pläne liegen weiter merklich über dem langjährigen Durchschnitt (Saldo von 0 Punkten) sowie über dem Vorkrisenniveau (Jahresbeginn 2020: Saldo von 0 Punkten).
Dieser Rückgang geht auf die Dienstleister und den Handel zurück, von denen etliche durch neuerliche Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung betroffen sind, aber auch dort bleiben die Absichten insgesamt positiv (Saldo von 5 nach zuvor 8 Punkten beziehungsweise 5 nach zuvor 6 Punkten). Die Industrie und Bau planen dagegen mit etwas mehr Beschäftigten als im Herbst des Vorjahres (Saldo von 15 nach zuvor 14 Punkten beziehungsweise 5 nach zuvor 4 Punkten).
Der Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko erreicht aus Sicht der Betriebe trotz der noch nicht überwundenen Krise bereits wieder nahezu seinen historischen Höchststand (aktuell 61 Prozent; Herbst 2018: 62 Prozent) und erschwert so den geplanten Personalaufbau. Mit der Erwartung auch künftig weiter zunehmender Fachkräfteengpässe oder zur langfristigen Bewältigung des Strukturwandels können die Beschäftigungsabsichten der Betriebe am aktuellen Rand positiv sein, auch wenn die Geschäftsaussichten eingetrübt sind. Das Risiko Arbeitskosten liegt mit 43 Prozent auf einem Allzeithoch, wozu nicht zuletzt auch die geplante Erhöhung des Mindestlohns beitragen dürfte.
In der Industrie stehen die Zeichen auf Anstieg der Beschäftigungsabsichten. Der Saldo verbessert sich dort im Vergleich zur Vorumfrage leicht von 14 auf 15 Punkte. Volle Auftragsbücher der Unternehmen, aber auch der drohende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften machen sich auch bei den Einstellungsabsichten bemerkbar. Angesichts des sich abzeichnenden Renteneintritts der geburtenstarken Jahrgänge ist es zwingend notwendig, neues Personal einzustellen.
Gleichzeitig spüren die Unternehmen mit positiven Beschäftigungsplänen bereits jetzt, dass es immer schwieriger wird, Stellen zu besetzen. So sehen Unternehmen, die Beschäftigung aufbauen wollen, auch besonders oft das Risiko des Fachkräftemangels. Vor einem Jahr deuteten die Beschäftigungsabsichten noch auf einen Abbau hin (Saldo von minus 9 Punkten), obgleich sie sich damals nach dem drastischen Einbruch nach Krisenbeginn (Frühsommer 2020: minus 33 Punkte) schon wieder in der Aufwärtsentwicklung befanden.
Corona-bedingte Einschränkungen treffen die Industriebetriebe aktuell weniger stark als zum Beispiel die Dienstleister, was in den Plänen zum Ausdruck kommt. Dafür ist die Industrie von Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten stärker betroffen. Worauf Betriebe im Zweifel mit dem Instrument der Kurzarbeit reagieren können, ohne vorab ihre grundsätzlichen Einstellungsabsichten anpassen zu müssen.
Spitzentechnologie stellt mehr ein, Kraftfahrzeugbau weniger
Besonders expansiv sind die Einstellungspläne zum Beispiel im Bereich der Spitzentechnologie (Saldo von 25 nach zuvor 19 Punkten), der Elektrotechnik (Saldo von 25 nach zuvor 24 Punkte) und des Maschinenbaus (Saldo von 25 nach zuvor 19 Punkten) sowie insbesondere auch bei Energieversorgern (Saldo von 26 nach zuvor 20 Punkten). Hier dürfte nicht zuletzt der eingeschlagene Weg in die Klimaneutralität eine Rolle spielen, der die Nachfrage nach Fachpersonal dort steigert. Im Kraftfahrzeugbau (Saldo von minus 6 nach zuvor minus 4 Punkten) sind die Vorzeichen dagegen umgekehrt – Engpässe bei Vorprodukten (unter anderem Chipmangel), die Mobilitätswende sowie Wettbewerbsdruck in Auslandsmärkten machen sich bemerkbar.
Die Dienstleister zeigen ein heterogenes Bild – hier haben nicht zuletzt die Coronabetroffenheit sowie der strukturelle Wandel großen Einfluss. So weisen Branchen mit Digitalisierungsbezug wie zum Beispiel Programmierer (Saldo von 34 nach zuvor 30 Punkten), IT-Dienstleister (Saldo von 35 nach zuvor 37 Punkten) und Telekommunikation (Saldo von 25 nach zuvor 28 Punkten) expansive Pläne auf. Gleiches gilt für Dienstleister, die mit Blick auf die ökologische Transformation gefragt sind wie zum Beispiel Architektur- und Ingenieurbüros (Saldo von 17 nach zuvor 20 Punkten) sowie Forschung und Entwicklung (Saldo von 32 nach zuvor 23 Punkten). Auch in der Gesundheitswirtschaft stehen Einstellungen auf der Agenda (Saldo von 17 nach zuvor 16 Punkten), dort macht sich der demografische Wandel mit steigender Nachfrage nach diesen Dienstleistungen bemerkbar.
Neuerliche Einschränkungen zur Pandemiebekämpfung kommen dagegen in den negativen Einstellungsabsichten im Gastgewerbe zum Ausdruck, nachdem diese in der Vorumfrage noch leicht aufwärts gerichtet waren (Saldo von minus 8 nach zuvor 2 Punkten; Frühsommer 2021: minus 24 Punkte). Bei den Reisevermittlern bleiben die Pläne mit einem Saldo von minus 16 Punkten weiterhin deutlich im negativen Bereich. Nachdem die Beschäftigungsabsichten der Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter in der Krise massiv eingebrochen waren (auf zwischenzeitlich minus 52 Punkte im Herbst 2020), will die Branche in Erwartung, dass das Geschäft 2022 wieder anspringen wird, Personal aufbauen. Allerdings haben sie ihre Absichten im Vergleich zum Herbst etwas heruntergeschraubt (Saldo von 11 nach zuvor 17 Punkten).
Einstellungspläne im Handel bleiben über eigenem Schnitt
Die Einstellungspläne im Handel bleiben gegenüber der Vorumfrage nahezu unverändert bei 5 Punkten und liegen damit über dem langjährigen Durchschnitt (Saldo von minus 3 Punkten). Auch hier zeigt sich im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Plus (um 16 Saldenpunkte), das Vorkrisenniveau wird überschritten (Jahresbeginn 2020: 0 Punkte). Im Zuge der Eintrübungen aufgrund erneuter Pandemie-Maßnahmen schraubt der Einzelhandel seine Pläne gegenüber Herbst 2021 allerdings etwas zurück (Saldo von 1 nach zuvor 5 Punkten), nachdem auch diese sich zuvor deutlich erholt hatten. Die Händler gesundheitsbezogener Güter wollen dagegen Beschäftigung aufbauen (Saldo von 13 nach zuvor 6 Punkten).
Auch im Baugewerbe zeigen sich die Einstellungsabsichten nahezu unverändert (Saldo von 5 Punkten nach zuvor 4 Punkten). Sie liegen im positiven Bereich, was auf einen Beschäftigungszuwachs über dem langjährigen Durchschnitt von minus 5 Punkten hindeutet, aber deutlich unter den Werten der Jahre 2018 und 2019. Die Transformation hin zur Klimaneutralität steigert auch die Nachfrage nach Bauleistungen und damit nach entsprechenden Arbeitskräften dort, insbesondere auch im Ausbaugewerbe, das mit 7 Punkten (nach zuvor 5 Punkten) den höchsten Wert innerhalb der Bauwirtschaft aufweist.
Kontakt
Dr. Stefan HardegeReferatsleiter Fachkräftesicherung, Arbeitsmarkt, Zuwanderung
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