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Wirtschaft braucht eine "Ermutigungsstrategie" zu Asien

Volker Treier: Konzept der Bundesregierung scheint vor allem Lasten zu bringen
Adrian Iswaran

Kontakte auch außerhalb Chinas knüpfen: DIHK-Präsident Peter Adrian (M.) traf im Rahmen der Asien-Pazifik-Konferenz in Singapur den singapurischen Minister S. Iswaran (r.)

© Chris Ong Studio

Die Bundesregierung entwickelt derzeit eine China-Strategie, die insbesondere übermäßige wirtschaftliche Abhängigkeiten verringern soll. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sieht in den bislang bekannten Inhalten einen "äußerst defensiven Ansatz".

Volker Treier anpackend 2022

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

Auf Anfrage verschiedener Medien sagte Treier, eine neue China-Strategie komme grundsätzlich "zur rechten Zeit". Denn: "Die vielen auslandsaktiven deutschen Unternehmen brauchen Planungssicherheit und Leitplanken für ihr künftiges Engagement in China."

Die jüngst zu Ende gegangene und vom DIHK mit organisierte Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft (APK) in Singapur habe gezeigt, dass die Karten im Asien-Pazifik-Raum gerade neu gemischt würden. "China ist aktuell mit 9,5 Prozent des deutschen Handelsvolumens der wichtigste Handelspartner für die deutsche Wirtschaft", erinnerte der DIHK-Außenwirtschaftschef. Zudem sei Deutschland wie auch die übrigen G7-Länder bei Rohstoffen stark abhängig von China – beispielsweise bei Silizium oder Seltenen Erden.

Ohne China geht es nicht

Zwar plane ein Drittel der Betriebe hierzulande eine Diversifizierung seiner Lieferketten weg von der Volksrepublik, berichtete Treier. "Für viele Unternehmen ist es aber keine Option, ganz auf China zu verzichten. Vielmehr geht es für die deutsche Wirtschaft darum, sich breiter aufzustellen. Keiner der anderen asiatischen Staaten könnte als einzelnes Land die Bedeutung des chinesischen Marktes aufwiegen."

Daher sei es wichtig, "dass die neue China-Strategie der Bunderegierung das Ziel einer weiterhin engen wirtschaftlichen Verflechtung zwischen Deutschland und China sowie eine Fortführung der Handelsbeziehungen betont".

Anreize für zukunftsfähige Wirtschaftsbeziehungen fehlen

Bei den Plänen der Bundesregierung handele es sich den aktuellen Informationen zufolge jedoch "zu sehr um eine Entmutigungsstrategie", bedauerte der DIHK-Außenwirtschaftschef. Dabei fehle es derzeit vielmehr "an einer Ermutigungsstrategie, zukunftsfähige wirtschaftliche Beziehungen insbesondere im Asien-Pazifik-Raum auf- und auszubauen". So könnten auch einseitige Abhängigkeiten vermieden werden.

Schnittstellen statt Verbote und Bürokratie

"Außerdem mangelt es in der Strategie an Schnittstellen, wo auch wir als deutsche Wirtschaft mit China sogar noch enger zusammenarbeiten sollten", so Treier weiter, "insbesondere, wenn es um die Vermeidung von CO2-Emissionen, die weltweite Ernährungssituation oder die Gesundheitsversorgung geht."

In der Strategie gehe es dagegen vor allem um Verbote, neue Berichts- oder Meldepflichten sowie Stresstests – viele administrative Belastungen also. Treier: "Es erschließt sich uns bisher nicht, wie den Unternehmen das Geschäft erleichtert wird oder die notwendige Diversifizierung von Bezugs- und Absatzmärkten jenseits von China regierungsseitig konkret unterstützt wird."

Europa mitdenken

Aus Sicht der Betriebe ist es nach Worten Treiers wichtig, "dass im neuen China-Strategie-Papier viele Ansätze enthalten sind, das künftige Verhältnis zum Reich der Mitte vermehrt im europäischen Kontext zu denken" – das gelte auch  für die Wirtschaftspolitik. "Zugleich aber darf die geplante Mitteilungspflicht bis hin zu möglichen Stresstests für gegenüber China als besonders exponiert geltende Unternehmen nicht zur zusätzlichen bürokratischen Belastung für die Betriebe werden."

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Mann im Haus der Deutschen Wirtschaft
Klemens Kober Referatsleiter Handelspolitik, transatlantische Beziehungen und EU-Zollfragen

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Thomas Renner Pressesprecher | Chef vom Dienst