Als im Dezember 2021 bei der Rahmedetalbrücke auf der A 45 Schäden am Tragwerk festgestellt wurden, ging es ganz schnell: Die Brücke musste umgehend gesperrt werden, im Frühjahr 2023 wurde sie gesprengt. Damit war die Sauerlandlinie - die wichtige Nord-Süd-Achse zwischen dem Ruhrgebiet und Frankfurt unterbrochen – mit gravierenden Folgen für die gesamte Region. Doch die massiven Einschränkungen für Unternehmen und Bewohner haben ein Ende, denn am 22. Dezember 2025 soll die Rahmedebrücke wiedereröffnet werden.
Über dieses "Weihnachtsgeschenk" haben wir mit dem DIHK-Vizepräsidenten und Präsidenten der IHK zu Hagen Ralf Stoffels gesprochen, dessen Unternehmen BIW in der Region liegt und der sich sehr für eine schnelle und verlässliche Infrastruktur-Politik einsetzt – auch am konkreten Beispiel der Rahmedetalbrücke.
Wie haben sich der Abriss und die lange Sperrung der Rahmedetalbrücke auf Ihr Unternehmen, aber auch auf die Region ausgewirkt – wirtschaftlich, organisatorisch und auch persönlich?
Selbst 30 Kilometer entfernt von meinem Unternehmen und auch meinem Wohnsitz spüren wir die Auswirkungen der Vollsperrung der A45 bei Lüdenscheid. Lieferzeiten sind länger geworden, Transporte teurer und schwerer kalkulierbar, Ausweichverkehre in den umliegenden Städten haben auch vor Ort den Verkehr ausgebremst. Das wirkt sich auf die Wettbewerbsfähigkeit und letztlich auch auf Investitionsentscheidungen aus. Ein Standort, der nicht zuverlässig erreichbar ist, verliert an Attraktivität – national wie international. Organisatorisch bedeutet die Sperrung einen enormen Mehraufwand. Besonders spürbar ist das für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, diese waren deutlich länger unterwegs, um zur Arbeit zu kommen. Die Frustration unter den Unternehmen war groß, denn die Wirtschaft ist auf eine funktionierende, verlässliche Infrastruktur angewiesen.
Was bedeutet die Wieder-in-Betriebnahme der Brücke (gekürzt): Spüren Sie bereits Entlastung oder kehrt die Normalität erst schrittweise zurück?
Die Wiederöffnung der Rahmedetalbrücke ist eine sehr gute Nachricht für unsere Region, aber die tiefgreifenden Auswirkungen der Sperrung werden nicht über Nacht verschwinden. Die A45 ist die infrastrukturelle Lebensader für Südwestfalen und von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsstandort. Mit der Freigabe werden Lieferketten wieder stabiler, Fahrtzeiten verkürzen sich deutlich und die tägliche Belastung für Pendlerinnen und Pendler nimmt spürbar ab. Das bringt für die Unternehmen in der Region bereits erste Entlastungen.
Gleichzeitig kehrt die Normalität nur schrittweise zurück. Prozesse müssen sich neu einspielen, das Vertrauen in verlässliche Abläufe muss erst wieder wachsen. Für die Wirtschaft bedeutet die Wiedereröffnung vor allem mehr Planbarkeit, geringere Kosten und ein wichtiges Signal über die Region hinaus: Der Standort gewinnt an infrastruktureller Verlässlichkeit zurück – und das ist die Voraussetzung für nachhaltige Erholung und neue Perspektiven.
Welche Lehren ziehen Sie aus dieser Zeit – und was erwarten Sie von Politik und Infrastrukturbetreibern, damit Unternehmen bei ähnlichen Situationen künftig besser geschützt werden?
Die wichtigste Lehre aus dieser Zeit ist, dass wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, sind in Deutschland Baugeschwindigkeiten möglich, die viele zuvor für unrealistisch gehalten haben. Das Tempo des Neubaus der Rahmedetalbrücke muss künftig der Maßstab für die Sanierung und Modernisierung unserer Verkehrsinfrastruktur insgesamt sein. Dafür ist es zwingend notwendig, dass Politik Planungs- und Genehmigungsverfahren dauerhaft deutlich schneller und effizienter gestaltet. Das hier gezeigte Tempo darf kein Sonderfall bleiben, sondern muss zum Standard werden.
Gleichzeitig erwarten wir, dass die Folgeschäden ernst genommen werden. Viele Landes- und Kommunalstraßen in der Region sind durch die Umleitungsverkehre massiv beschädigt worden und müssen dringend saniert werden. Dabei ist entscheidend, dass die notwendigen Sanierungen straßenbaulastträgerübergreifend koordiniert und abgestimmt erfolgen, denn ansonsten drohen für die Unternehmen erneut ähnliche Belastungen und Auswirkungen wie während der Sperrung der A45 selbst.
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Veröffentlicht 19.12.2025
Aktualisiert 22.12.2025