Mit dem "European Competitiveness Fund" (ECF) schlägt die EU im Rahmen des nächsten siebenjährigen Haushalts ab 2028 einen neuen Fonds vor, der die europäische Wirtschaft gezielt stärken soll. Er bündelt 14 bestehende Förderprogramme und umfasst ein Volumen von insgesamt rund 234 Milliarden Euro – das entspricht fast 12 Prozent des gesamten EU-Haushalts.
Ziel des ECF ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen in strategischen Sektoren entlang des gesamten Investitionsprozesses zu steigern – von der Forschung über die industrielle Umsetzung bis zur Markteinführung.
Vorgesehen sind Finanzierungen in vier wirtschaftlichen Teilbereichen ("Fenster"):
- Sauberer Wandel und Dekarbonisierung der Industrie
- Biotechnologie, Landwirtschaft und Bioökonomie
- Digitale Führungsrolle
- Resilienz und Sicherheit, Verteidigungsindustrie und Weltraum
Einfacher Zugang bleibt der Schlüssel
Die Komplexität von EU-Förderprogrammen schreckt viele – insbesondere kleinere und mittlere – Unternehmen, ab. Die Einführung eines einheitlichen Regelwerks für die 14 bisherigen Programme ist daher ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Vereinfachung muss sich dann aber auch bei den Unternehmen und Antragstellern bemerkbar machen: Entscheidend ist, die Antragstellung und Bearbeitung von Anfang an aus der Perspektive der beteiligten Akteure – etwa Intermediäre und Umsetzungspartner auf nationaler und/oder regionaler Ebene – zu denken.
Nur Verfahren, die in der Praxis der Unternehmen gut umsetzbar sind und den Betrieben konkrete Unterstützung bieten, können die Wirkung des Fonds sicherstellen. Dazu gehören beispielsweise einfache Antragsformalitäten, verständliche Ausschreibungen, unkomplizierte Auszahlungsmodalitäten sowie zuverlässige und klar benannte Ansprechpartner.
Expertise aus der und für die Wirtschaft nötig
Bei der Ausgestaltung der Jahres- beziehungsweise Mehrjahresprogramme des Fonds ist von zentraler Bedeutung, dass die Wirtschaft als wichtigster Akteur aktiv mit eingebunden wird. Um den ECF möglichst praxistauglich für die Unternehmen zu gestalten, sollten Vertreterinnen und Vertreter der öffentlichen Hand und von privater Seite gemeinsam erörtern, welche Finanzierungsinstrumente in welchem Politikfenster zum Einsatz kommen. Gleiches gilt für die Programmlaufzeit, die sich am jeweiligen Sektor und der gewünschten Investition orientieren sollte. Angesichts unterschiedlicher Bedürfnisse und Möglichkeiten muss hierbei die gesamte Breite der Wirtschaft eingebunden werden – von innovativen Start-ups und Scale-ups über Kleinst- und mittelständische Unternehmen bis hin zu multinationalen Konzernen. Die unabhängigen Mitglieder der entscheidenden Governance-Gremien des ECF sollten nachgewiesene Innovationskompetenz und langjährige Erfahrung mitbringen, um innovationsgetriebene und risikobereite Entscheidungen losgelöst von politischen Prozessen treffen zu können. Orientierungsmöglichkeiten für agiles und effizientes Fördermanagement bieten hier die amerikanischen ARPAs (Advanced Research Projects Agencies).
Technologieoffenheit wahren
Eine zu enge Fokussierung bei der Förderung birgt das Risiko, vielversprechende Innovationen in anderen Wertschöpfungsketten zu übersehen. Da heute noch nicht absehbar ist, welche Technologien oder Komponenten sich langfristig durchsetzen werden, muss die Förderung zwar effektiv, gleichzeitig aber hinreichend breit aufgestellt sein, um unternehmerische Potenziale nicht vorzeitig auszuschließen.
Flexibilität und Planbarkeit austarieren
Die im neuen EU-Haushalt angestrebte Flexibilität spiegelt sich auch im Vorschlag zum ECF wider: weniger starre Zielvorgaben, dafür mehr Möglichkeiten, schnell auf Notfallsituation zu reagieren. Das sind Lehren aus der laufenden Haushaltsperiode, in der mehrfach plötzliche Krisen auftraten. Der Spielraum, den die Kommission bei der Festlegung konkreter Förderkriterien und bei der Entwicklung von Arbeitsprogrammen lässt, ist vor diesem Hintergrund grundsätzlich sinnvoll. Diese Flexibilität ermöglicht zudem, fördertechnisch neue und disruptive Technologien zu berücksichtigen, die bisher nicht im strategischen Fokus der EU standen. Unternehmen benötigen gleichzeitig ausreichend Verlässlichkeit, um langfristige Investitionsentscheidungen treffen zu können.
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Veröffentlicht 15.12.2025
Aktualisiert 16.12.2025
Ansprechpartner
Thorben Petri
Referatsleiter Europäische Wirtschaftspolitik