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Mehr als Urlaub – Tourismus stärkt Deutschland

Der Tourismus ist ein bedeutsamer Faktor für Wertschöpfung und Standorte in Deutschland. Gleichzeitig bremsen hohe Kosten, Bürokratie und Fachkräftemangel die Branche aus. Welche wirtschaftspolitischen Weichen müssen jetzt gestellt werden, damit sie ihr volles Potenzial entfalten kann?

Wenn in der Adventszeit die Restaurants und Weihnachtsmärkte gut besucht sind, Familien sich in den Urlaub verabschieden oder die Reiseplanungen für das neue Jahr beginnen, gerät eines zwischen Glitzer und Glanz manchmal in den Hintergrund: Der Tourismus ist weit mehr als Erholung und Freizeitgestaltung. Er ist ein wichtiger Teil unserer Wirtschaft und eine Säule für Beschäftigung und regionale Entwicklung. Für einige Tourismus-Regionen Deutschlands ist aktuell die umsatzstärkste Zeit des Jahres.

Wirtschaftliche Bedeutung und aktuelle Trends

Die neue Studie "Wirtschaftsfaktor Tourismus 2024", die die Deutsche Industrie- und Handelskammer gemeinsam mit dem Bundesverband der Tourismuswirtschaft und dem Deutschen Tourismusverband veröffentlicht hat, zeigt die große Bedeutung die Branche auch für Deutschland.

2024 wurden im Inland 392 Milliarden Euro für touristische Dienstleistungen ausgegeben, ein Plus von 18 Prozent gegenüber 2019. Hinter diesen nominalen Rekordwerten stehen zugleich deutliche strukturelle Verschiebungen: Die Erholung betrifft nur das private Segment. Der Studie zufolge haben sich die realen Ausgaben privater Reisender nahezu vollständig an das vor der Pandemie herrschende Niveau angenähert. 

Demgegenüber bleibt der Geschäftsreisetourismus strukturell geschwächt. Die veränderte Arbeitswelt, geprägt von hybrider Zusammenarbeit und vielen digitalen Formaten, führt zu einem permanenten Rückgang der Nachfrage.

Tourismus als strategischer Standortfaktor

Relevant ist der Tourismus auch gesamtwirtschaftlich: Mit 144 Milliarden Euro direkter Bruttowertschöpfung wurden erneut 3,7 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung erwirtschaftet, das entspricht jedem 25. Euro. Gleichzeitig ist der Tourismus ein Beschäftigungsmotor – über 2,7 Millionen Erwerbstätige, etwa 6 Prozent aller Beschäftigten, arbeiten direkt im touristischen Umfeld. Die Zahl der Auszubildenden in diesem Wirtschaftszweig würde mit rund 60.000 ein ausverkauftes Fußballstadion mit Nachwuchskräften füllen.

Diese Mitarbeitenden bedienen neben der heimischen auch eine starke Nachfrage aus dem Ausland: Knapp 40 Millionen internationale Ankünfte zählte Deutschland 2024 – ein Top-Ten-Platz im weltweiten Ranking. Zusammen mit über einer halben Milliarde Übernachtungen unterstreichen diese Zahlen die Attraktivität und das Potenzial der Destination Deutschland. 

Vorsätze für 2026

Die Studie macht gleichzeitig klar: Die reale volkswirtschaftliche Leistung des Tourismus ist trotz nominaler Höchstwerte noch nicht vollständig aufgeholt. Die Branche kämpft sich zurück, allerdings wird sie noch zu stark ausgebremst. 

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit muss wiederhergestellt werden, insbesondere durch geringere Kostenbelastungen und eine funktionierende Infrastruktur bei Verkehrs- und digitalen Datenströmen. Zudem gilt es, bürokratische Hürden abzubauen und – dort, wo sie nicht gänzlich verzichtbar sind – digitale Lösungen für Berichtspflichten zu schaffen, damit Betriebe sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Angesichts des hohen Personalbedarfs sind einfache Zuwanderungsprozesse, attraktive Ausbildungsangebote und flexible Arbeitszeitmodelle entscheidend, um Fach- und Arbeitskräfte vor allem für saisonale Hochzeiten zu gewinnen. 

Und es muss klar sein: Tourismus stärkt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Attraktivität von Regionen, was sich positiv auf andere Branchen und die Standortwahl von Unternehmen und Fachkräften auswirkt – die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum ist auch deshalb ein wichtiger Standortfaktor. 

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Ansprechpartnerin

Porträtfoto Julia Seibert

Julia Seibert

Referatsleiterin Tourismuswirtschaft und Tourismuspolitik