Die Personalsuche ist für viele Betriebe weiterhin schwierig: Dem DIHK-Fachkräftereport 2025/2026 zufolge kann nach wie vor mehr als jedes dritte Unternehmen offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen. Die Umfrage zeigt, in welchen Qualifikationssegmenten, Branchen und Größenklassen die Engpässe besonders deutlich sind, welche Folgen die Unternehmen erwarten – und wie gegengesteuert werden kann.
An der Erhebung beteiligten sich im Rahmen der DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2025 fast 22.000 Unternehmen. 36 Prozent davon berichteten von Stellenbesetzungsschwierigkeiten, weil sie kein passendes Personal fänden – ein Rückgang von 7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig stieg der Anteil der Betriebe, die aktuell keinen Personalbedarf haben, von 44 auf 48 Prozent. Damit macht sich die Wirtschaftsschwäche in den Personalplanungen der Betriebe zunehmend bemerkbar.
Stellenbesetzungsschwierigkeiten im Zeitverlauf, DIHK-Fachkräftereport 2025/2026
Die vermeintliche Entspannung beim Fachkräftemangel ist trügerisch.
Dr. Achim Dercks
-- Stellvertretender Hauptgeschäftsführer
Während Arbeits- und Fachkräfteengpässe zuletzt am stärksten in Großunternehmen ausgeprägt waren, gilt das nun für den Mittelstand. Von den Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitenden – auf sie entfallen rund drei Viertel aller Beschäftigten –verzeichnen merklich über 40 Prozent Stellenbesetzungsprobleme.
Beruflich Qualifizierte besonders gesucht
Können Unternehmen offene Stellen nicht besetzen, werden am häufigsten Beschäftigte mit dualer Berufsausbildung ohne Erfolg gesucht (57 Prozent). Dieser Anteil ist geringfügig gestiegen, während er in allen anderen Qualifikationssegmenten abgenommen hat.
Qualifikationsniveaus, DIHK-Fachkräftereport 2025/2026
Personal mit Weiterbildungs- und Hochschulabschlüssen fehlt besonders häufig in Bereichen, die für Zukunftsaufgaben wie Digitalisierung, E-Mobilität, Energiewende sowie Infrastrukturausbau zentral sind.
Fachkräftemangel schafft Probleme
83 Prozent der Unternehmen und damit etwas mehr als zuletzt erwarten für die kommenden Jahre negative Folgen durch den Arbeits- und Fachkräftemangel. Das zeigt: Die demografische Entwicklung verschärft stetig die Herausforderungen – selbst bei einer schwächeren Personalnachfrage im Fall einer fortgesetzten Wirtschaftsschwäche.
Konsequenzen der Personalnot, DIHK-Fachkräftereport 2025/2026
Die am häufigsten erwarteten Konsequenzen der Personalnot sind steigende Arbeitskosten (63 Prozent), Mehrbelastung der Belegschaft (55 Prozent) und Einschränkungen beim Angebot (36 Prozent). Zudem rechnet fast jedes vierte Unternehmen damit, dass durch das altersbedingte (auch vorzeitige) Ausscheiden älterer Mitarbeiter betriebsspezifisches Wissen verloren geht – in der Industrie ist es mehr als jedes dritte. Produktivitätsverluste, höhere Kosten durch Wissensaufbau oder Wettbewerbsnachteile können die Folge sein.
Ein Blick in die Branchen
Mögliche Gegenmaßnahmen
Zur Fachkräftesicherung sind viele Maßnahmen nötig, etwa eine höhere Erwerbstätigkeit von Frauen oder die Stärkung von Ausbildung und Fachkräftezuwanderung. Darüber hinaus gilt es, Ältere länger im Erwerbsleben zu halten. Hierzu wurden die Unternehmen gesondert befragt: 63 Prozent der Betriebe sehen in Steuervorteilen für Beschäftigte im Rentenalter eine Hilfe, 53 Prozent plädieren für den Wegfall von Beiträgen zur Renten- und Arbeitslosenversicherung für Betriebe, wenn sie Personen im Rentenalter beschäftigen. Einfachere Möglichkeiten zur befristeten Weiterbeschäftigung nach Renteneintritt empfehlen 47 Prozent, in der Industrie sind dies 56 Prozent.
DIHK-Empfehlungen
- Die vom Bundestag beschlossene Aktivrente kann Anreize zu einer Weiterbeschäftigung im Alter schaffen. Allerdings sollten Selbstständige in die Regelung einbezogen werden.
- Arbeitgeberbeiträge für Beschäftigte jenseits der Regelaltersgrenze, denen keine Ansprüche gegenüberstehen, sollten abgeschafft werden (in Renten- und Arbeitslosenversicherung), um die Kosten der Weiterbeschäftigung auf Seiten der Betriebe zu senken und so die Anreize zur Beschäftigung zu stärken.
- Eine flexible Beschäftigung älterer Beschäftigter sollte im Sinne der Fachkräftesicherung stärker ermöglicht werden, um Anreize für Betriebe zur Weiterbeschäftigung Älterer zu steigern. Die Abschaffung des sog. Vorbeschäftigungsverbots für Personen jenseits der Regelaltersgrenze macht die sachgrundlose Befristung beim vorherigen Arbeitgeber möglich und ist daher ein richtiger Schritt.
- Die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren sollte abgeschafft werden, um keine weiteren Anreize zu setzen, vorzeitig aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Die Abschläge, die ansonsten bei vorzeitigem Rentenbezug erhoben werden, sollten ihrer Höhe nach überprüft und gegebenenfalls erhöht werden, um auch hier Anreize zur Frühverrentung zu senken.
- Das Renteneintrittsalter sollte an die Entwicklung der Lebenserwartung angepasst werden. So könnte zum Beispiel eine Erhöhung der Lebenserwartung um ein Jahr im Verhältnis 2/3 verlängerter Lebensarbeitszeit und 1/3 zusätzlichen Rentenbezugs aufgeteilt werden.
Download
Die kompletten Umfrageergebnisse gibt es hier zum Download:
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Veröffentlicht 19.12.2025
Ansprechpartner
Dr. Stefan Hardege
Referatsleiter Fachkräftesicherung, Arbeitsmarkt, Zuwanderung
Dominik Ohlig
Pressesprecher – Chef vom Dienst