Deutsche Unternehmen blicken 2025 auf ein schwieriges internationales Umfeld: Handelsbarrieren steigen, Zölle werden ausgeweitet, und neue Regulierungen belasten den grenzüberschreitenden Austausch. Auch hausgemachte Hürden – von Bürokratie bis zur Umsetzung von EU-Vorgaben – erschweren die Arbeit im Auslandsgeschäft. Der DIHK-Bericht Going International 2025 zeigt, welche Märkte unter Druck stehen, wo Chancen bleiben und welche politischen Rahmenbedingungen Unternehmen besonders herausfordern.
Wesentliche Ergebnisse
- Geschäftsperspektiven leicht verbessert – aber weiterhin negativ: Weltweit rechnen nur 15 % der Unternehmen mit besseren Auslandsgeschäften, 23 % erwarten eine Verschlechterung.
- Handelshemmnisse auf Rekordniveau: 58 % berichten von einer Zunahme neuer Hürden – vor allem Zertifizierungs- und Sicherheitsanforderungen, Zölle, Sanktionen und Local-Content-Vorschriften.
- US-Handelspolitik belastet massiv: 70 % der Unternehmen erwarten negative Auswirkungen neuer US-Zölle; besonders betroffen sind Firmen mit US-Geschäft.
- Hausgemachte Hürden steigen: 80 % der Unternehmen kämpfen mit deutscher und europäischer Bürokratie, besonders beim LkSG, CBAM, Visa-Verfahren und EU-Verpackungsregeln.
- Regionale Lage bleibt schwierig: Nordamerika ist der größte Sorgenmarkt, während sich Perspektiven in Europa, Asien-Pazifik und Teilen Lateinamerikas leicht aufhellen – jedoch insgesamt unter null bleiben.
Weltweite Handelshemmnisse
Die internationale Geschäftstätigkeit wird für deutsche Unternehmen zunehmend schwieriger. 58 Prozent der Firmen berichten 2025 von mehr Handelshemmnissen – ein Höchststand der vergangenen Jahre. Besonders belastend sind lokale Zertifizierungsauflagen, strengere Sicherheitsvorgaben, Zölle und eine wachsende Zahl an Local-Content-Anforderungen, die Unternehmen zu Produktion vor Ort zwingen. Diese Entwicklung erschwert Exportprozesse, verlängert Marktzugänge und erhöht Compliance-Kosten erheblich.
Vor allem exportorientierte Industrieunternehmen und global aktive Mittelständler spüren die Folgen unmittelbar: Lieferketten werden komplexer, internationale Expansion riskanter, und die Planungssicherheit nimmt spürbar ab.
Auswirkungen der US-Handelspolitik
Die Handelspolitik der neuen US-Administration entwickelt sich zu einem zentralen Risikofaktor für deutsche Exporteure. 70 Prozent der international aktiven Unternehmen erwarten negative Effekte durch neue oder angekündigte US-Zölle. Besonders betroffen sind Branchen mit transatlantischen Wertschöpfungsketten, etwa Maschinenbau, Automotive, Chemie und Elektrotechnik.
In Nordamerika sind die Geschäftsaussichten so schlecht wie seit Jahren nicht. Unternehmensmeldungen zeigen: Drohende Zollerhöhungen, Unsicherheiten rund um USMCA und geopolitische Spannungen dämpfen Investitionsbereitschaft und Marktentwicklung. Auch Unternehmen ohne direktes US-Geschäft spüren Folgen, etwa durch Umleitungen von Handelsströmen, Sanktionsrisiken oder striktere US-Zertifizierungen.
Herausforderungen aus Deutschland und der EU
Neben geopolitischen Faktoren bremsen zunehmend hausgemachte Regulierungen das Auslandsgeschäft. 80 Prozent der Unternehmen sehen deutsche oder europäische Politikvorgaben als relevantes Handelshemmnis.
Am stärksten belasten:
- das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und seine Trickle-down-Effekte,
- die Umsetzung des EU-CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM),
- uneinheitliche Verpackungs- und Produktvorgaben in der EU,
- komplexe Visa- und Entsendevorschriften,
- lange Genehmigungszeiten bei BAFA und Zoll.
Für viele Mittelständler wird die Bürokratielast zum Wettbewerbsnachteil. Unternehmen berichten zudem, dass Unsicherheiten bei der Auslegung neuer EU-Regeln zu zusätzlichem Aufwand und erheblichen Compliance-Kosten führen. Für Ministerien und Politik liefert der Bericht damit Hinweise, wo dringend Entlastung und Vereinheitlichung nötig sind.
Geschäftssituation und -perspektiven in den Weltregionen
Die globale Geschäftslage bleibt 2025 herausfordernd: Nur 23 Prozent der Unternehmen melden gute Auslandsgeschäfte, 30 Prozent sprechen von einer schlechten Lage. Der weltweite Saldo liegt bei minus sieben Punkten – und damit weiterhin klar im negativen Bereich.
Regional zeigen sich deutliche Unterschiede:
Nordamerika – stärkster Problemmarkt
Die Erwartungen für die USA, Kanada und Mexiko brechen ein. 38 Prozent der Unternehmen rechnen im US-Geschäft mit einer Verschlechterung. Handelskonflikte, Zollrisiken und regulatorische Unsicherheit dominieren.
Europa – leichtes Aufatmen, aber anhaltend schwach
Die Eurozone zeigt im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Erholung, bleibt aber belastet durch hohe Energiepreise, Bürokratie und stagnierende Nachfrage. Geschäftsperspektiven: Saldo –8 Punkte.
Asien-Pazifik – stabile bis leicht bessere Aussichten
Die Region (ohne China) profitiert von der Diversifizierung globaler Lieferketten. Unternehmen sehen erstmals seit Jahren nahezu ausgeglichene Perspektiven.
China – schwieriges Umfeld
Die Lage bleibt angespannt. Lokalisierungsvorgaben, schwache Binnenkonjunktur und geopolitische Konflikte belasten das Deutschland–China-Geschäft. Geschäftsperspektive: –14 Punkte.
Süd- und Mittelamerika – verhalten positiv
Hier hellen sich die Aussichten leicht auf. Der Saldo verbessert sich von –11 auf –7 Punkte – ein Hinweis auf mögliche Marktdynamik, unterstützt durch die EU-Mercosur-Perspektive.
Naher Osten & Afrika – heterogen, aber mit Hoffnungsschimmern
In Nordafrika und Subsahara-Afrika bleiben die Erwartungen zwar negativ, fallen aber etwas besser aus als im Vorjahr. Im Nahen Osten nähern sich positive und negative Erwartungen an – ein Zeichen wachsender Stabilisierung.
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Veröffentlicht 27.03.2025
Aktualisiert 17.12.2025
Ansprechpartnerin
Lola Marie Machleid
Referatsleiterin Internationale Konjunktur