Die Bundesregierung will den bundesweiten Technologiewechsel – weg vom Kupfernetz, hin zu Glasfaser – gezielt vorantreiben. Das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) hat dazu Eckpunkte veröffentlicht und eine öffentliche Konsultation gestartet. Die DIHK begrüßt diesen Schritt. Denn moderne digitale Infrastrukturen sind ein zentraler Standortfaktor für die gesamte gewerbliche Wirtschaft. Zugleich mahnt die DIHK praxistaugliche Übergänge an: Für viele Unternehmen ist die Migration komplex, investitionsintensiv und unmittelbar relevant für den laufenden Betrieb.
Das Wichtigste in Kürze
- Die DIHK unterstützt die BMDS-Initiative für einen transparenten und wettbewerbssicheren Migrationsprozess.
- Eine Abschaltung der Kupfernetze darf nur erfolgen, wenn gleichwertige Alternativen verfügbar sind – sonst drohen Versorgungslücken, insbesondere im ländlichen Raum.
- Unternehmen benötigen klare Zeitpläne, verlässliche Informationen und Übergangsregelungen, um technische und organisatorische Anpassungen zu stemmen.
- Spezielle Anforderungen geschäftlicher Nutzer – z. B. die Sicherstellung der Funktionstüchtigkeit von Notrufsystemen, Alarmanlagen, Steuerungstechnik – müssen frühzeitig berücksichtigt werden.
- Die DIHK schlägt Pilotprojekte speziell für Geschäftskunden vor, um Hürden zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln.
- Die BNetzA spielt eine zentrale Rolle: Sie muss Wettbewerb, Versorgungssicherheit und Wahlfreiheit sichern.
Hintergrund
Die Leistungsfähigkeit kupferbasierter Netze stößt zunehmend an Grenzen: Bandbreite, Zuverlässigkeit und Zukunftsfähigkeit können mit dem steigenden Bedarf in Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr Schritt halten.
Glasfaser dagegen bietet:
- stabile und symmetrische Gigabit-Bandbreiten
- geringere Störanfälligkeit
- hohe Zukunfts- und Investitionssicherheit
- eine zukunftsfeste Grundlage für digitale Geschäftsmodelle, IoT, Cloud und KI-Anwendungen
Für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit ist der flächendeckende Glasfaserausbau daher zentral.
Was Unternehmen jetzt beachten müssen
Viele Betriebe nutzen heute FTTC/VDSL-Anschlüsse – also kupferbasierte Technik auf der „letzten Meile“. Ein Wechsel auf Glasfaser ist für sie oft mit Investitionen in Hardware, Software und interne Abläufe verbunden
Wichtig ist daher:
- Standortanalyse: Ist Glasfaser verfügbar? Falls nein: Wo bestehen Lücken?
- Technikprüfung:
- Alarmanlagen
- Aufzugnotruf
- Hausnotruf
- Steuerungs- und Gebäudetechnik
- analoge Spezialanwendungen
- Migrationsplanung mit IT-Dienstleistern und Telekommunikationsanbietern
- Frühzeitige Einbindung der Belegschaft und Dienstleister
- Kommunikation mit Netzbetreibern zur Planung von Umbauten und Terminen
Gerade für geschäftliche Nutzer verlangt die Migration deutlich mehr Aufwand als bei Privatkunden.
Forderungen der DIHK zur Kupfer-Glas-Migration
- Freiwillige Migration stärken: Die entscheidende Phase der freiwilligen Migration muss die Bedürfnisse von Unternehmen stärker berücksichtigen. DIHK fordert zusätzliche Pilotprojekte an Gewerbestandorten.
- Keine Abschaltung ohne Alternativen: einseitige Kündigungen von Unternehmensanschlüssen dürfen diese nicht unverhältnismäßig belasten. DIHK drängt auf klare Zumutbarkeitskriterien und Härtefallregelungen.
- Diskriminierungsfreie Abschaltung: Abschaltungen von Kupfernetzen müssen transparent und fair für alle Netzbetreiber erfolgen. Unternehmen brauchen verlässliche Zeiträume zur Planung der Migration.
- Transparenz über Ausbau und Abschaltung: Unternehmen müssen frühzeitig erkennen können, wann ihre Standorte betroffen sind. Ausbaupläne dürfen nicht kurzfristig geändert werden.
- Kein Qualitätsverlust durch Migration: Alternative Infrastruktur muss mindestens die gleiche Qualität bieten. DIHK fordert gezielte Förderung zur Schließung bestehender Versorgungslücken (zum Beispiel "Lückenschluss-Pilotprogramm").
- Kommunikation stärken – besonders für Geschäftskunden: DIHK begrüßt die BMDS-Kommunikationspläne, fordert aber stärkere Einbindung der IHK-Organisation als vertrauenswürdigen Multiplikator für Unternehmen.
- BNetzA muss Rahmen setzen: Die Bundesnetzagentur soll ein Regulierungskonzept entwickeln, das Wettbewerb, Versorgungssicherheit und Wahlfreiheit garantiert. Abschaltungen nur bei weit ausgebauten FTTH-Netzen oder gleichwertigen Alternativen.
- Monitoring & Prozessmanagement: Der Migrationsprozess muss transparent überwacht werden. Flexible Eingriffsmöglichkeiten der BNetzA sind sinnvoll, dürfen aber die Planungssicherheit der Unternehmen nicht beeinträchtigen.
FAQ
Häufig gestellte Fragen
Warum werden Kupfernetze überhaupt abgeschaltet?
Weil sie technisch an Grenzen stoßen und moderne Anwendungen nur mit Glasfaser zuverlässig funktionieren. Ein Parallelbetrieb ist langfristig unwirtschaftlich und nicht energieeffizient.
Sind alle Regionen in Deutschland betroffen?
Ja – wenn Glasfaser verfügbar ist.
Was passiert bei Unternehmen ohne Glasfaseranschluss?
Laut DIHK darf hier keine Abschaltung erfolgen, solange gleichwertige Alternativen fehlen.
Wie wird der Wechsel organisiert?
In Zusammenarbeit der Netzbetreiber mit der BNetzA.
Was gilt für sensible Anwendungen?
Unternehmen sollten frühzeitig prüfen, ob ihre internen Notruf- oder Steuerungssysteme angepasst werden müssen.
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Stellungnahme Eckpunkte zur Kuper-Glas Migration (PDF, 115 KB)
- Relevant im Themenfeld:
- Innovation
- Schwerpunkte:
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- Digitalisierung
Veröffentlicht 16.11.2025
Aktualisiert 17.12.2025
Ansprechpartnerin
Dr. Katrin Sobania
Referatsleiterin Informations- und Kommunikationstechnologie | E-Government | Postdienste | IT-Sicherheit