Unternehmensgründungen bleiben für Deutschlands Wirtschaft von zentraler Bedeutung – doch der Standort steht vor großen Herausforderungen. Der aktuelle DIHK-Report Unternehmensgründung 2025 zeigt: Gründerinnen und Gründer kämpfen mit bürokratischen Hürden, langen Verfahren und einer schwachen Konjunktur. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach einfacheren Regeln, digitaleren Prozessen und mehr Wertschätzung für Unternehmertum.
Die wichtigsten Kernbotschaften
Der DIHK-Report 2025 zeigt klar: Gründerinnen und Gründer in Deutschland sind mehrheitlich unzufrieden mit den bestehenden Rahmenbedingungen.
Zu viel Bürokratie, langsame Verfahren und komplexe Vorgaben bremsen Innovation und Unternehmergeist aus.
Gleichzeitig besteht großes Potenzial: Frauen gründen so häufig wie nie zuvor, digitale IHK-Angebote werden intensiver genutzt und viele Menschen wollen sich trotz schwieriger Konjunktur selbstständig machen.
Entscheidend ist jetzt, Gründungen schneller, einfacher und digitaler zu ermöglichen – durch ein echtes One-Stop-Shop-Prinzip, transparente Prozesse, schnelle Steuernummern und weniger Bürokratie.
Nur so kann Deutschland seine Gründungsdynamik stärken und den Standort nachhaltig attraktiv gestalten.
Gründungsinteresse im Tief
Trotz hoher wirtschaftlicher Bedeutung bleibt das Gründungsinteresse niedrig. Die Zahl der Erstgespräche und Beratungen in den IHKs liegt kaum über dem Tiefstand von 2023. Viele Gründungsinteressierte wählen den sicheren Weg: 38 Prozent starten im Nebenerwerb, Tendenz steigend. Gründe sind unsichere Konjunktur, steigende Lebenshaltungskosten und schwierige Finanzierungslagen.
Auch Fachkräfteengpässe wirken dämpfend – wenn auch weniger stark als in den Vorjahren. Gleichzeitig zeigt sich: Krisenzeiten setzen Impulse. Immer mehr Menschen aus betroffenen Branchen arbeiten konkrete Geschäftskonzepte aus und nutzen intensiver die IHK-Angebote.
Bürokratie als Hauptbremse
Die Rückmeldungen aus den IHK-Beratungen und der bundesweiten DIHK-Umfrage sind eindeutig:
- 74 % fordern schnellere und einfachere Regularien.
- 57 % wünschen sich ein vereinfachtes Steuerrecht.
- 37 % verlangen besseren Zugang zu Fördermitteln.
Gründer berichten von einem „Regulierungsdschungel“, langen Genehmigungsverfahren, unklaren Abläufen und mangelnder digitaler Durchgängigkeit. Die Zuteilung einer Steuernummer dauere mancherorts mehrere Monate – ein Problem, das junge Unternehmen existenziell belastet.
Modernisierung & 24h-Gründung
Die Bundesregierung hat mit ihrer Modernisierungsagenda wichtige Schritte angekündigt. Dazu zählen:
- eine vereinheitlichte, digitalisierte Verwaltung,
- ein Bürokratiemeldeportal,
- standardisierte Schnittstellen für Gewerbeanmeldungen
- und das Ziel einer bundesweiten 24-Stunden-Gründung.
Der Report zeigt jedoch: Entscheidend ist ein durchgängig nutzerorientierter Ansatz. Gründer brauchen neben einer digitalen Gewerbeanmeldung auch schnelle Steuernummern, klare Genehmigungsprozesse und eine nutzerfreundliche One-Stop-Struktur – idealerweise verknüpft mit bestehenden Plattformen wie der „Unternehmenswerkstatt Deutschland“.
Frauen gründen stärker
Ein starkes Signal: 47 Prozent der Ratsuchenden in den IHK-Gründungsberatungen sind inzwischen Frauen – ein Rekordwert. Für sie sind besonders wichtig:
- mehr Flexibilität (94 %),
- finanzielle Unabhängigkeit (68 %),
- gesellschaftlicher Beitrag etwa durch Social Entrepreneurship (42 %).
Die DIHK und die IHKs unterstützen diesen Trend mit gezielten Netzwerken, Projekten wie Business Women IHK und bundesweiten Angeboten wie „Ich werde Chefin“.
Wünsche der Gründer
Neben Bürokratieabbau stehen weitere Anliegen weit oben:
- Mehr Wertschätzung für Unternehmertum (30 %).
- Günstigere Energiepreise (22 %).
- Bessere digitale Infrastruktur – besonders im ländlichen Raum (16 %).
- Einfachere Finanzierungsmöglichkeiten (15 %), inklusive besseren Zugangs zu Wagniskapital.
- Vereinfachte Fachkräftegewinnung etwa durch digitalere Visa-Prozesse (7 %).
- Mehr Vernetzung mit etablierten Unternehmen und anderen Start-ups.
Download
- Relevant im Themenfeld:
- Unternehmensentwicklung
- Schwerpunkte:
-
- Mittelstand
- Gründung
- Bürokratie
Veröffentlicht 04.11.2025
Aktualisiert 17.12.2025
Ansprechpartner
Dr. Marc Evers
Referatsleiter Mittelstand, Existenzgründung, Unternehmensnachfolge