Im AHK World Business Outlook wertet die DIHK regelmäßig die Rückmeldungen der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) weltweit aus. Die Sonderauswertung zu den Vereinigten Staaten für Herbst 2025 ergibt ein zweigeteiltes Bild: Die konjunkturellen Erwartungen verbessern sich zwar, die aktuelle Geschäftslage kühlt aber gegenüber dem Frühjahr ab. Vor allem Zölle, Vorgaben wie "Buy American" sowie abweichende Standards und Exportkontrollen prägen den Alltag international verflochtener Wertschöpfung.
Die Auswertung basiert auf 114 Antworten deutscher Unternehmen, Niederlassungen und Tochtergesellschaften mit Aktivitäten in den Vereinigten Staaten. Sie verdeutlicht: Nach einer Phase großer Verunsicherung zu Beginn des Jahres ist die Stimmung in den USA zwar weiterhin angespannt, die deutschen Unternehmen vor Ort sind jedoch wieder vorsichtig optimistisch und hoffen auf eine konjunkturelle Erholung.
Gleichzeitig beginnen die Betriebe, sich auf das "New Normal" und die komplizierteren Handelsbedingungen einzustellen und ihre Handelsstrategien neu auszurichten. Die jüngsten Vereinbarungen zwischen den USA, der EU und weiteren Partnern schaffen zwar mehr Transparenz, doch die Belastungen durch Zölle, Exportkontrollen und Marktzugangsbarrieren bleiben erheblich. Unternehmen, die flexibel reagieren und lokale Wertschöpfung stärken, können die Chancen des US-Marktes dennoch weiterhin nutzen.
Wesentliche Ergebnisse auf einen Blick
Konjunkturerwartungen
25 % "besser", 28 % "schlechter", Saldo: −4 Punkte (Frühjahr: −30)
Geschäftslage
40 % "gut", 16 % "schlecht", Saldo: 24 Punkte (langjähriger Mittelwert: 52)
Auswirkungen der US-Handelspolitik
76 % negativ beziehungsweise stark negativ (Welt: 44 %)
Wichtigste Einflussfaktoren (Mehrfachnennungen möglich):
- Zölle: 74 %
- Standortpolitik der USA: 28 %
- Industriepolitik inklusive Local‑Content‑Vorgaben: 20 %
- Exportkontrollen: 13 %, Sanktionen: 13 %
- Wettbewerbsdruck: 17 %,
- Unternehmenskultur/Werte: 18 %
Geschäftserwartungen
37 % "besser", 13 % "schlechter", Saldo: 24 Punkte (langjähriger Mittelwert: 45)
Investitionspläne:
24 % "erhöhen", 21 % "senken", Saldo: +3 (unter globalem Durchschnitt)
Beschäftigungspläne:
36 % "aufstocken", 19 % "abbauen", Saldo: 17 (langjähriger Mittelwert: 35)
Aktuelle Geschäftslage
Die Konjunkturerwartungen haben sich im Vergleich zum Frühjahr 2025 verbessert, bleiben jedoch insgesamt negativ. Ein Viertel der Unternehmen erwartet eine Verbesserung, 28 Prozent eine Verschlechterung der Konjunktur. Nach dem Zollschock im Frühjahr stellt vor allem die Anpassung an das "New Normal" eine große Herausforderung für deutsche Unternehmen vor Ort dar.
Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten sie schlechter als noch im Frühjahr: Nur noch 40 Prozent bezeichnen ihre Lage als gut (Frühjahr: 51 Prozent).
Handelspolitik sorgt für Unsicherheit
Die US-Handelspolitik bleibt der zentrale Unsicherheitsfaktor für Unternehmen vor Ort. Trotz neuer bilateraler Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der EU sowie weiteren Handelspartnern spüren drei Viertel der Unternehmen in den USA negative Auswirkungen – deutlich mehr als im weltweiten Vergleich (60 Prozent).
Dabei werden Zölle von drei Viertel der Unternehmen als einflussreichster Aspekt der US-Wirtschaftspolitik auf ihr Geschäft genannt. Das sind deutlich mehr als im weltweiten Vergleich (66 Prozent). Hauptursache hierfür ist die direkte Betroffenheit der Unternehmen vor Ort durch international verflochtene Lieferketten.
Direkt spüren die Betriebe vor Ort die Standortpolitik der USA, die knapp ein Drittel der Befragten beeinflusst (ebenfalls mehr als im weltweiten Vergleich (19 Prozent). Trotz der verbesserten steuerlichen Rahmenbedingungen infolge der sogenannten "One Big Beautiful Bill" setzt die Streichung von Investitionsanreizen im Rahmen des Inflation Reduction Act Unternehmen in den USA unter Druck.
"Buy American" und weitere Hürden
Durch Vorgaben wie "Buy American" sowie abweichende technische Standards und Produktanforderungen belastet die lokale Industriepolitik ein Fünftel der Unternehmen vor Ort (weltweit: 16 Prozent). Darüber hinaus geben 13 Prozent der Unternehmen Exportkontrollen als Einflussfaktor auf ihre Geschäfte vor Ort an. Diese können tief in die operativen Abläufe von Unternehmen vor Ort eingreifen, insbesondere durch strikte Vorgaben bei Technologieexporten, in Lieferketten sowie durch komplexe Compliance-Anforderungen.
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen bewerten mehr als zwei Drittel der Unternehmen vor Ort als Geschäftsrisiko in den USA, damit ist es das meistgenannte. Mehr als die Hälfte der Befraten sieht Handelsbarrieren als Belastung. Die Rolle des US-Dollars als Leitwährung und dessen Bedeutung für den Welthandel sorgt für weltweite Auswirkungen. Auch strukturelle Risiken wie der Fachkräftemangel und steigende Arbeitskosten rücken wieder stärker in den Fokus.
Geschäftserwartungen aufgehellt
Aufgehellte Konjunkturaussichten verbessern auch die Erwartungen für die eigenen Geschäfte der Unternehmen vor Ort: War hier im Frühjahr noch ein Viertel der Befragten pessimistisch, sind es aktuell nur noch 13 Prozent. Die Aussichten bleiben aber deutlich hinter dem Mittelwert der letzten Jahre zurück.
Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen vor Ort hat sich ebenfalls leicht gegenüber dem Frühjahr aufgehellt. Expansive Investitionspläne überwiegen nun wieder leicht, sie bleiben jedoch deutlich unter dem globalen Durchschnitt und weit vom gewohnt hohen Niveau in den USA entfernt. Auch die Beschäftigungspläne erholen sich nur vorsichtig und liegen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.
Downloads
Die komplette Auswertung gibt es hier auf Deutsch und auf Englisch:
AHK World Business Outlook Herbst 2025 – Sonderauswertung USA (PDF, 1 MB)
AHK World Business Outlook Fall 2025: Special Analysis USA (PDF, 1 MB)
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Veröffentlicht 10.12.2025
Aktualisiert 16.12.2025
Ansprechpartnerinnen
Lola Marie Machleid
Referatsleiterin Internationale Konjunktur
Julia Fellinger
Pressesprecherin