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Argentinien könnte von EU-Mercosur-Abkommen profitieren

DIHK legt anlässlich des Milei-Besuchs Sonderauswertung vor
Der argentinische Präsident Javier Milei und Bundeskanzler Olaf Scholz schütteln einander die Hand vor einer schwarzen Limousine

Bundeskanzler Olaf Scholz (r.) begrüßte den argentinischen Präsidenten Javier Milei am 23. Juni im Kanzleramt in Berlin

© Maryam Majd / Getty Images News

Die in Argentinien aktiven deutschen Unternehmen äußern sich optimistisch über die künftige wirtschaftliche Lage vor Ort. Das geht aus Umfrageergebnissen hervor, die die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) im Zusammenhang mit dem Staatsbesuch des argentinischen Präsidenten Javier Milei veröffentlicht hat.

Javier Milei trat sein Amt im Dezember 2023 an, um das seit Jahren krisengeschüttelte Land einer Schocktherapie zu unterziehen. Diese zeigt erste Ergebnisse: Zum ersten Mal seit 16 Jahren verzeichnet der argentinische Staatshaushalt einen Überschuss.

Trotz dieser positiven Entwicklung herrscht Skepsis bezüglich der langfristigen Wirksamkeit von Mileis Maßnahmen. Das spiegelt sich auch in der regelmäßigen DIHK-Befragung von Mitgliedsunternehmen der Deutschen Auslandshandelskammern wider, die eine unmittelbare Einschätzung der wirtschaftlichen Lage vor Ort liefert. Für Argentinien zeigt der AHK World Business Outlook vom Frühjahr 2024 ein gemischtes Bild.

Nachfrageeinbruch erhebliches Geschäftsrisiko

Die radikale Sparpolitik von Milei hat zu einem Mangel an liquiden Mitteln in privaten Haushalten geführt, was die Binnennachfrage deutlich drückt. Entsprechend steigt die Zahl der Betriebe, die in der geringen Nachfrage ein Geschäftsrisiko sehen: Hatten im Herbst 2023 nur 16 Prozent der befragten Unternehmen dieses Risiko genannt, waren es im Frühjahr dieses Jahres 70 Prozent.

Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage fällt noch verhalten aus und liegt deutlich unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt: Laut Umfrage bewerten 36 Prozent der Betriebe in Argentinien ihre Situation derzeit als gut, 55 Prozent als befriedigend und 9 Prozent als schlecht.

Dass sich die Geschäftslage zukünftig bessert, erwarten 45 Prozent der Befragten, weitere 45 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Situation und lediglich 9 Prozent mit einer Verschlechterung. Das liegt immer noch unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt, aber es gibt Grund für Hoffnung: Im Vergleich zur Umfrage von Herbst 2023 haben sich sowohl die Geschäftslage als auch die -erwartungen der befragten Unternehmen deutlich verbessert. Das legt nahe, dass Mileis Politik zu greifen beginnt. Obwohl nur 23 Prozent der befragten Unternehmen planen, ihre Investitionen in Argentinien zu erhöhen, blicken die Betriebe damit deutlich optimistischer auf das Land als noch vor sechs Monaten.

Konjunkturerwartungen überdurchschnittlich

Auffällig positiv zeigen sich die Konjunkturerwartungen: 67 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Besserung der Konjunktur, 21 Prozent eine gleichbleibende wirtschaftliche Entwicklung und nur 12 Prozent eine Verschlechterung. Diese Erwartungen liegen deutlich über dem Mittelwert in Süd- und Mittelamerika sowie über den durchschnittlichen globalen Konjunkturerwartungen.

Mileis Politik deutet damit aus Sicht der deutschen Unternehmen langfristige Erfolge an. Die bisherigen positiven Entwicklungen sind ermutigend, doch sie verdeutlichen auch, dass der Weg zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung noch lang und mit Herausforderungen gespickt ist.

Vor allem die geringe Nachfrage, zu hohe Arbeitskosten, schlechte Wechselkurse und eine unsichere Wirtschaftspolitik dominieren bei den Geschäftsrisiken. Gleichzeitig sehen viele Unternehmen Chancen in der guten Verfügbarkeit von Fachkräften, der guten Infrastruktur und den zuverlässigen Lieferketten.

Europa kann zu "positivem Momentum" beitragen

Volker Treier dynamisch

Volker Treier

© DIHK / Jens Schicke

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier bestätigt: "Zu einem positiven Momentum können wir Europäer beitragen: Das EU-Mercosur-Abkommen muss entschieden vorangetrieben und endlich abgeschlossen werden. Dadurch verbessern sich die gegenseitigen Marktzugänge entscheidend." Argentinien würde hiervon "überproportional profitieren", so Treier.

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Porträtfoto Mark Heinzel, Referatsleiter Nord- und Lateinamerika
Dr. Mark Heinzel Referatsleiter Nord- und Lateinamerika

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Julia Fellinger Pressesprecherin