Als "deutlich zu hoch gegriffen" bewertet Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), das nun offiziell von der EU-Kommission ausgerufene Klimaziel für 2040.
Der Kommissionsvorschlag vom 2. Juli, die Treibhausgase bis zum Jahr 2040 um 90 Prozent zu verringern, sei "nicht realistisch", warnt Dercks. "Schon das 2030er-Klimaziel der EU wird aller Voraussicht nach verfehlt", stellt er klar. "Bei einem noch strikteren Ziel für 2040 müssten de facto in Deutschland schon in 15 Jahren die Bereiche Energieversorgung, Industrie, Gebäude und Verkehr klimaneutral sein."
Dercks ist überzeugt: "Eine Durchsetzung dieses Ziels in diesem kurzen Zeitrahmen würde die deutsche Wirtschaft überfordern und zu einem spürbaren Rückgang von Wertschöpfung und Wohlstand führen."
Drei-Prozent-Spielraum nicht ausreichend und unklar
Dem Vorschlag zufolge soll es den Mitgliedsstaaten möglich sein, bis zu drei Prozentpunkte der CO2-Einsparungen über internationale Klimaschutzvereinbarungen zu erreichen. Dieser Spielraum sei "sinnvoll, aber nicht ausreichend", kritisiert Dercks. "Hinzu kommt, dass die Umsetzung dieses Flexibilitätsmechanismus höchst unklar ist und für Deutschland wirkungslos sein könnte."
Statt theoretische Ziele zu diskutieren, sollte die Politik ein Umfeld schaffen, in dem Unternehmen ihre Produktion kosteneffizient und wirtschaftlich tragbar transformieren könnten, fordert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Dafür brauchen die Betriebe auch vonseiten der EU-Kommission mehr Freiraum, eine durchgängige Technologieoffenheit und weniger Bürokratie. Kleinteilige Regulierung bindet in den Betrieben dringend benötigte Kapazitäten für die praktische Umsetzung der Energiewende."
Kontakt
Marlon HildenReferatsleiter europäische und internationale Energie- und Klimapolitik
Die möglichen Folgen eines EU-Klimaziels von minus 90 Prozent für 2040 hatte die DIHK bereits im Herbst 2024 gemeinsam mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) analysiert. Hier finden Sie Details.