Kurz vor Ablauf der Verhandlungsfrist über die geplanten US-Zollerhöhungen auf EU-Produkte reist der europäische Handelskommissar Maroš Šefčovič in die USA – begleitet von den Hoffnungen der hiesigen Unternehmen.
Wenn Šefčovič auf US-Handelsminister Howard William Lutnick und den Handelsbeauftragten Jamieson Lee Greer trifft, gibt es viel zu besprechen. Erste Entwürfe für eine grundsätzliche Vereinbarung sollen bereits vorliegen. Kommt es zu keiner Einigung, könnten ab dem 9. Juli die angedrohten Zusatzzölle in Kraft treten.
Mehr Stabilität für die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen
"Die deutsche Wirtschaft blickt mit großer Erwartung auf den Besuch von EU-Handelskommissar Šefčovič in Washington D.C.", kommentiert Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die Reise. "Angesichts der drohenden US-Zölle von bis zu 50 Prozent auf EU-Waren schon in der kommenden Woche braucht es dringend eine Einigung mit den USA, die eine Eskalation vermeidet und mehr Rechtssicherheit für Unternehmen schafft."
Entscheidend sei, dass beide Seiten in den nächsten Tagen die Verhandlungen konstruktiv und zielgerichtet vorantrieben, so Treier. "Eine belastbare Lösung auf Augenhöhe würde Stabilität in die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen bringen – gerade in geopolitisch unruhigen Zeiten."
Rolle der Welthandelsorganisation nicht weiter aushöhlen
Dabei müsse die EU "geschlossen und strategisch handeln", mahnt er. "Ein überhastetes und unausgewogenes Abkommen würde nicht nur dem Standort Deutschland schaden, sondern auch das regelbasierte Handelssystem schwächen. Einseitige Maßnahmen, die die Rolle der Welthandelsorganisation aushöhlen, dürfen nicht akzeptiert werden."
Das Resümee des DIHK-Außenwirtschaftschefs: "Die USA bleiben ein zentraler Partner – doch die europäische Handelspolitik muss breiter aufgestellt sein. Es braucht mehr Diversifizierung, resiliente Lieferketten und neue Partnerschaften – etwa durch das EU-Mercosur-Abkommen oder durch engere Kooperation mit Ländern wie Indien und Indonesien." Auch nach innen müsse die EU stärker werden: "Wettbewerbsfähigkeit und ein verlässlicher Standort bilden die Basis für wirtschaftlichen Erfolg auf den Weltmärkten."