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DIHK: Höchste Zeit, das Mercosur-Abkommen zügig zu ratifizieren
Deutsche Unternehmen brauchen mehr denn je offene Märkte
Das von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (3.v.l.) und Vertretern der Mercosur-Staaten Ende 2024 in Montevideo, Uruguay, vereinbarte Abkommen ist noch immer nicht ratifiziert
Das Handelsabkommen zwischen der EU und der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur ist schon seit geraumer Zeit ausverhandelt; die Unternehmen warten nun dringend darauf, dass es an den Start geht. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) drängt zur Eile.
Die EU-Kommission plant für den 3. September einen Beschluss, nach dem die europäischen Mitgliedstaaten das Abkommen nun ratifizieren sollen.
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier mahnt Tempo an: "Der Beginn der Ratifizierung des EU-Mercosur-Abkommens ist ein längst überfälliger Meilenstein für die deutsche Wirtschaft", stellt er klar. "Während die USA auf Abschottung setzen, brauchen unsere Unternehmen umso mehr offene Märkte und verlässliche Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen."
Vier Milliarden Euro an Zollkosten könnten gespart werden
Aktuell seien rund 85 Prozent der europäischen Ausfuhren in den Mercosur-Raum mit Zöllen belegt, rechnet Treier vor. "Das verursacht Zusatzkosten von rund vier Milliarden Euro pro Jahr." Er erinnert daran, dass 12.500 deutsche Unternehmen in die Region exportieren, davon 72 Prozent kleine und mittlere Betriebe. "Diese Exporte sichern in Deutschland 244.000 Arbeitsplätze, EU-weit sogar 855.000", berichtet der DIHK-Außenhandelschef. "Das Handelsvolumen mit den Mercosur-Staaten lag 2024 bei über 26 Milliarden Euro, die deutschen Direktinvestitionen erreichten 2023 mehr als 35 Milliarden Euro."
Vor diesem Hintergrund sei es "höchste Zeit, das Abkommen zügig zu ratifizieren", fordert Treier. "Es würde Handelshemmnisse abbauen, Zugang zu Rohstoffen erleichtern und globale Lieferketten widerstandsfähiger machen. Deutsche Unternehmen sind seit mehr als 100 Jahren – unterstützt durch die Auslandshandelskammern – in der Region aktiv. Sie warten seit Langem auf diesen Durchbruch."
Weitere Abkommen vorantreiben
Auch das modernisierte Handelsabkommen mit Mexiko solle rasch abgeschlossen werden, fügt er hinzu. Und: "Parallel gilt es, die Verhandlungen mit weiteren wichtigen Partnern wie Indien, Indonesien und Thailand ambitioniert voranzutreiben. Nur mit einer aktiven und strategisch ausgerichteten Handelspolitik kann die exportstarke deutsche Wirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit global sichern."
Kontakt
Klemens KoberReferatsleiter Handelspolitik, transatlantische Beziehungen und EU-Zollfragen
Inwieweit das EU-Mercosur-Abkommen für deutsche Unternehmen eine strategische Antwort auf zunehmenden Protektionismus der USA sein kann, beleuchtet auch ein DIHK-"Thema der Woche" von Januar 2025.