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DIHK-Konjunkturumfrage: Weg aus der Krise bleibt steinig

Unternehmen erleben bislang keine Aufbruchstimmung
Steiniger Weg in den Bergen

Bergauf geht es bestenfalls schleppend: Vor der Wirtschaft liegt ein langer Weg

© Josh Hawley / Moment / Getty Images

Die erhoffte Trendwende bleibt aus: Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Nach wie vor überwiegen die pessimistischen Stimmen in den Betrieben. Das zeigt die Konjunkturumfrage Herbst 2025 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die die Geschäftslage und Erwartungen von rund 23.000 Betrieben aus allen Branchen und Regionen abbildet.

Helena Melnikov sitzt an einem Tisch und gestikuliert

Helena Melnikov

© DIHK / Vu Trang

"Während der Sommermonate hat sich die Lage nicht verbessert, im Gegenteil: Die Stimmung hat sich erneut leicht eingetrübt", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov bei der Vorstellung der Ergebnisse am 6. November in Berlin. Der DIHK-Stimmungsindex fiel um einen Punkt auf 93,8 Zähler und bleibt damit klar im pessimistischen Bereich. Beim DIHK-Stimmungsindex handelt es sich um einen Mittelwert aus der Beurteilung der Wirtschaftslage und der Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen. 

Nur 15 Prozent der Betriebe erwarten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den kommenden zwölf Monaten, jedes vierte Unternehmen rechnet hingegen mit einer Verschlechterung. Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage bleiben ebenfalls verhalten: Ein Viertel der Unternehmen bewertet sie positiv, ebenso viele negativ. Trotz neuer wirtschaftspolitischer Impulse und Reformankündigungen bleibt die Stimmung in der Wirtschaft gedrückt.

 

"Die Regierung hat die richtigen Themen erkannt, aber noch nicht die notwendige Schlagkraft entwickelt", sagte Melnikov. "Nach drei Jahren ohne Wachstum brauchen wir mehr als Symbolpolitik." Es fehle weiterhin an spürbarer Entlastung und konkreten Verbesserungen im Alltag der Betriebe.

"Es fehlt der Schwung für einen echten Aufschwung"

"Auf Basis dieser Zahlen rechnen wir in diesem Jahr mit einer Stagnation der Wirtschaftsleistung und für 2026 lediglich mit einem Mini-Wachstum von 0,7 Prozent", so die DIHK-Hauptgeschäftsführerin. "Das ist noch kein wirklicher Aufschwung. Denn es fehlt weiter der nötige Schwung, der uns höher und weiter trägt."

Nach wie vor bremsen vor allem strukturelle Probleme die Betriebe aus: 56 Prozent der Betriebe sehen in den Arbeitskosten eines ihrer größten Geschäftsrisiken. "Steigende Sozialabgaben und die jüngste Erhöhung des Mindestlohns wirken sich spürbar aus, gerade in personalintensiven Branchen wie dem Gastgewerbe", sagte Melnikov. 

 

Auch die Inlandsnachfrage (58 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (57 Prozent) werden weiterhin als erhebliche Belastungen empfunden. "Damit es endlich wieder aufwärts geht, braucht es jetzt nachhaltige Reformen: Die Kosten müssen runter, das Tempo rauf", forderte die DIHK-Hauptgeschäftsführerin.

Investitionen bleiben aus, Industrie besonders unter Druck

Die Unternehmen reagieren zunehmend zurückhaltend: Nur jedes fünfte plant höhere Investitionen, jedes dritte will sie kürzen. "Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie liegen die Unternehmensinvestitionen noch immer rund zehn Prozent unter dem Vorkrisenniveau", sagte Melnikov. "Da 85 Prozent der jährlichen Investitionen in Deutschland aus dem privaten Sektor stammen, ist das ein Alarmsignal."

 

Auch die Beschäftigungsaussichten trüben sich weiter ein: Nur jedes zehnte Unternehmen will Personal aufbauen, jedes vierte dagegen Stellen abbauen.

Besonders kritisch ist die Lage in der Industrie: Ein Drittel der Betriebe bewertet ihre Geschäftslage als schlecht, nur jedes fünfte als gut. Hohe Arbeits- und Energiekosten, eine hohe Steuerlast und schwache Exportaussichten drücken auf die Stimmung. "Unsere Industrie verliert weiter an Substanz. Viele Unternehmen reagieren mit Rationalisierung oder Produktionsverlagerung", warnte Melnikov.
 

Globaler Gegenwind und nationale Aufgaben

Auch das internationale Umfeld sorgt für zusätzlichen Druck. Der Welthandel stagniert, während Wettbewerber in Asien an Dynamik gewinnen. "In einem solchen Umfeld wird der Wettbewerb noch härter", stellte die DIHK-Hauptgeschäftsführerin klar. 

Die Politik sei nun gefordert, ihren Reformkurs konsequent weiterzuverfolgen: "Der Weg aus der Krise ist mühsam und steinig und er führt nur über konkrete Reformen", sagte Melnikov. "Die bisherigen Initiativen der Bundesregierung gehen in die richtige Richtung, reichen aber noch nicht aus. Unternehmen brauchen jetzt spürbare Entlastungen und verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu gehört vor allem konsequenter Bürokratieabbau." 

Das vom Kabinett beschlossene Eckpunktepapier müsse zügig umgesetzt und um weitere Maßnahmen ergänzt werden. "Alles, was hemmt und bremst, gehört auf den Prüfstand. Auch die versprochene Stromsteuersenkung für alle darf nicht länger aufgeschoben werden. Ebenso dringend sind bessere Anreize für Beschäftigung, dazu muss die Politik auch die steigenden Sozialabgaben in den Griff bekommen. Nur so kann die Wirtschaft wieder durchstarten."

Die gesamten Ergebnisse der Erhebung gibt es hier zum Download: 

DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2025 (PDF, 1 MB)

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Dr. Jupp Zenzen Referatsleiter Konjunktur, Wachstum, Unternehmensbefragungen

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Sven Ehling Pressesprecher | Visuelle Kommunikation

Dossier zur Umfrage

Die komplette Konjunkturumfrage mit weiteren Grafiken und Infos zum DIHK-Stimmungsindex finden Sie hier.