Pfadnavigation

Klimaschutz und Wirtschaft: "Beides im Blick behalten"

DIHK hinterfragt Analyse der Kommission zum EU-Klimaziel 2030
Lkw vor Windrädern

Ist Europa in Sachen Klimaschutz auf dem richtigen Weg?

© querbeet / E+ / Getty Images

Die EU-Kommission zeigt sich zuversichtlich, dass die europäischen Treibhausgasemissionen 2030 gegenüber 1990 mehr als halbiert werden können. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), teilt diesen Optimismus nicht.

Die Kommission hat die nationalen Energie- und Klimapläne der EU-Mitgliedstaaten ausgewertet und kommt zu dem Schluss, dass die Europäische Union derzeit auf Kurs sei, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 54 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken, wenn die Länder die Vorhaben vollständig umsetzten. 

Zu kurz gedacht

Achim Dercks im Eingang des Atriums

Achim Dercks

© DIHK / Werner Schuering

"Die Erfüllung des Klimaziels 2030 allein auf Basis der Vorhaben der Mitgliedstaaten zu beurteilen, ist zu kurz gedacht", kritisiert Achim Dercks den Ansatz. "Schon in Deutschland sind wir trotz ambitionierter klimapolitischer Vorhaben nur aufgrund der schwachen Konjunktur und einer deutlich gesunkenen Industrieproduktion aktuell rechnerisch auf dem Pfad – also zulasten von Wachstum und Wohlstand." Das zeige auch das Gutachten des Expertenrats für Klimafragen von Mai 2025.

Klimaziel für 2040 außer Reichweite 

Der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer verweist zudem auf eine Studie, die die DIHK gemeinsam mit dem Verband kommunaler Unternehmen im Herbst 2024 vorgestellt hatte. Diese komme zu einem anderen Ergebnis als die EU-Kommission: "Nach derzeitigen Emissionsprognosen der EU-Mitgliedstaaten wird das Ziel 2030 verfehlt", so Dercks. "Doch selbst wenn es erreicht wird, ist das von der EU-Kommission anvisierte Ziel für das Jahr 2040 von minus 90 Prozent Treibhausgasminderung realistischerweise nicht in Reichweite. Dafür müsste der CO2-Reduktionspfad noch einmal deutlich steiler werden – ohne drastische Einbrüche in der Wirtschaft wäre das nicht möglich," warnt er. 

Transformationsfreundliches Umfeld schaffen

"Statt theoretische Ziele zu diskutieren, sollte die Politik ein Umfeld schaffen, in dem Unternehmen ihre Produktion kosteneffizient und wirtschaftlich tragbar transformieren können", empfiehlt Dercks. "Denn nur wenn wir beides im Blick behalten, Klimaschutz und Wirtschaft, können wir unseren Wohlstand bewahren." 

Den Unternehmen mangele es nicht an Engagement und innovativen Konzepten für ihre künftige Energieversorgung. "Dafür brauchen sie – auch vonseiten der EU-Kommission – aber mehr Freiraum, eine durchgängige Technologieoffenheit und weniger Bürokratie", stellt Dercks klar. "Letztere bindet in den Betrieben dringend benötigte Kapazitäten für die praktische Umsetzung der Energiewende. Insbesondere die Vorgaben des EU Green Deal müssen drastisch reduziert werden. Im Vordergrund sollten marktwirtschaftliche Ansätze statt kleinteiliger staatlicher Vorgaben stehen."

Kontakt

Dr. Sebastian Bolay Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie

Kontakt

Julia Löffelholz
Julia Löffelholz Pressesprecherin