Für konkrete Richtungsentscheidungen in der neuen Afrika-Strategie der Bundesregierung plädieren Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und die Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) anlässlich eines Botschafterempfangs am Abend des 7. Juli in Berlin.
"Afrika gewinnt wirtschaftlich und geopolitisch zunehmend an Bedeutung. Doch Deutschland nutzt das Potenzial dieses dynamischen Kontinents bislang nicht in dem Maße, wie es möglich und notwendig wäre", stellt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier mit Blick auf den Empfang zu Ehren der afrikanischen Botschaften fest.
Zu der Veranstaltung haben die SAFRI und die Deutsche Afrika Stiftung mit Unterstützung der DIHK in das Haus der Deutschen Wirtschaft eingeladen.
Der SAFRI-Vorsitzende Thomas Schäfer, Markenchef von Volkswagen, appelliert an Politik und Wirtschaft: "Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: weg von kurzfristigen Einzelmaßnahmen hin zu strukturierten, langfristigen Kooperationen, die in beiden Weltregionen Wirkung entfalten – in Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung."
Während andere bereits handelten, stagniere Deutschlands Engagement auf dem Kontinent, kritisiert Schäfer. "Dabei kann man in Afrika sehr viel erreichen, wenn industrieller Mut, politischer Wille und vertrauensbasierte Partnerschaften zusammenfinden. Wer heute langfristige Partnerschaften eingeht, investiert in gemeinsame Zukunftschancen."
Treier ergänzt: "Afrika ist kein zukünftiges Projekt, sondern ein strategischer Partner im Hier und Jetzt. Damit wir wirtschaftliche Beziehungen auf Augenhöhe aufbauen können, braucht es jetzt klare politische Weichenstellungen, passende Förderstrukturen und ein starkes Bekenntnis zu einer wirtschaftlich orientierten Afrika-Wende."
Zukunftspotenzial liegt auch in der digitalen Transformation
Afrika gilt als Vorreiter im Bereich Mobile Payment und bringt zahlreiche innovative Start-ups hervor – etwa in FinTech, AgriTech, HealthTech oder Bildungsanwendungen. "Hier können gezielte Kooperationen entstehen, die auch zur Linderung des Fachkräftemangels in Europa beitragen", so Schäfer.
"Die Grundlagen für eine echte Afrika-Wende sind vorhanden", stellt der SAFRI-Vorsitzende klar. "Was jetzt fehlt, ist die Entschlossenheit, wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika als strategische Zukunftsfrage zu begreifen."
Auch DIHK-Außenwirtschaftschef Treier ist überzeugt: "Afrika verdient mehr wirtschaftspolitische Aufmerksamkeit – und die Bereitschaft, Partnerschaften konkret mit Leben zu füllen."
Schäfer und Treier formulieren konkrete Erwartungen an die angekündigte neue Afrika-Strategie der Bundesregierung. Diese müsse ambitionierter, kohärenter und stärker auf Umsetzung ausgerichtet sein. Eine erfolgreiche Afrika-Wende setze auf echten Austausch, auf Investitionsförderung und auf verlässliche Partnerschaften mit afrikanischen Staaten.
Ein zentrales Element sei der Aufbau lokaler Wertschöpfung. Treier warnt: "Wer nur Rohstoffe importiert oder Produkte exportiert, wird langfristig keinen nachhaltigen Zugang zu afrikanischen Märkten sichern." Stattdessen gelte es, vor Ort zu investieren – in Schlüsselsektoren wie Energie, Landwirtschaft oder industrieller Produktion.
Auch beim Thema Rohstoffsicherheit zeigen sich beide Sprecher einig. Treier: "Strategische Rohstoffpartnerschaften – etwa bei Kobalt, Lithium oder seltenen Erden sind unerlässlich, um die industrielle Transformation in Deutschland und Europa abzusichern."
Schäfer ergänzt: "Wir müssen Marktzugänge erleichtern – durch den Abbau von Handelshemmnissen, übermäßigen Standards und bürokratischen Hürden. Davon profitiert insbesondere der deutsche Mittelstand, dem oft die Mittel und Kapazitäten fehlen, um sich in schwierigen Märkten durchzusetzen."
Ein weiterer Knackpunkt: die Förderlandschaft
Weil viele Projekte heute an zu komplizierten Antragsverfahren oder fehlender Praxisnähe scheitern, fordert Treier: "Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen brauchen wir gezieltere Finanzierungsmöglichkeiten und eine engere Verbindung von Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirtschaftsförderung."