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Was der Krieg in der Ukraine für die deutsche Wirtschaft bedeutet

Für 2022 und 2023 zusammen rund 4 Prozentpunkte weniger Wachstum
Frostbedeckte Gas-Pipeline in Russland

Die neue Eiszeit im Verhältnis zu Russland hat nicht nur das Erdgas verteuert

© Bloomberg Creative Photos / Getty Images

Neben allem menschlichen Leid hat der russische Überfall auf die Ukraine auch wirtschaftliche Folgen. So schätzt zum Beispiel das Institut der deutschen Wirtschaft, dass die weltweite Wirtschaftsleistung im Jahr 2022 um über 1.600 Milliarden US-Dollar niedriger ausgefallen ist, als es ohne Krieg der Fall gewesen wäre.

Auch auf die deutsche Wirtschaft hat der Krieg erhebliche Auswirkungen. Noch kurz vor Kriegsausbruch zu Jahresbeginn 2022 bezifferten die gängigen Konjunkturprognosen das Wirtschaftswachstum hierzulande auf ungefähr 3,5 Prozent für das Jahr 2022 und auf 2,5 Prozent für 2023. Tatsächlich legte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr nur um 1,8 Prozent zu, und für das laufende Jahr ist nach aktueller DIHK-Konjunkturumfrage Stagnation zu erwarten (0,0 Prozent).

Rund 160 Milliarden Euro Wohlstandsverlust in zwei Jahren

Damit liegt das Wachstum für die Jahre 2022 und 2023 zusammengenommen um etwa 4,2 Prozentpunkte unter dem Wert, von dem wir noch vor dem Kriegsbeginn ausgegangen waren. Bezogen auf das aktuelle Bruttoinlandsprodukt entspricht das einer Summe von rund 160 Milliarden Euro; für die etwa 80 Millionen Einwohner in Deutschland bedeutet es also 2.000 Euro pro Kopf. 

Betroffen ist die deutsche Wirtschaft dabei insbesondere über die deutlich gestiegenen Preise bei den Energierohstoffen, die nahezu komplett aus dem Ausland importiert werden müssen. Während im Jahr 2019 – also in der Zeit vor den Krisen – Gas, Öl, Kohle und Strom im Wert von 69 Milliarden Euro eingeführt worden waren, haben sich die Kosten für diese Energierohstoff-Importe 2022 auf 156 Milliarden Euro mehr als verdoppelt (plus 125 Prozent). Das geht allein auf Preissteigerungen zurück: Bezogen auf den Energiewert wurde im vergangenen Jahr nicht mehr importiert als 2019. 

Sanktionen bremsen den Export

Auch das direkte Im- und Exportgeschäft deutscher Unternehmen mit Russland ist betroffen. Infolge des Krieges und der Sanktionen sanken die deutschen Ausfuhren in die Russische Föderation 2022 gegenüber dem Vorjahr um 45 Prozent. Der Wert der Importe von dort legte hingegen leicht um 6 Prozent zu; schließlich handelt es sich bei diesen Einfuhren größtenteils um Erdgas, Öl und Kohle, die im Preis stark gestiegen sind. Bezogen auf die Energiemenge sanken 2022 die Importe aus Russland um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr – letztlich auch aufgrund des Gaslieferstopps Anfang September.

© DIHK

Kontakt

Porträtfoto Dr. Jupp Zenzen
Dr. Jupp Zenzen Referatsleiter Konjunktur, Wachstum, Unternehmensbefragungen

IW-Studie

Die erwähnte Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) "Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Weltwirtschaft – IW-Schätzung der Größenordnungen" gibt es hier: