Deutsch-türkische Kooperation beim Wiederaufbau: Wie deutsche Unternehmen mitmischen können
Die Erdbeben im Februar 2023 hinterließen im Südosten der Türkei und in Nordsyrien schwere Zerstörungen. Allein in der Türkei forderte die Katastrophe mehr als 55.000 Menschenleben. Die Infrastruktur und unzählige Wohngebäude wurden stark beschädigt, und rund 15 Millionen Menschen sind unmittelbar betroffen. Trotz der raschen Einleitung von Hilfsmaßnahmen bleiben die Herausforderungen enorm.
Der Finanzierungsbedarf für die kommenden fünf Jahre – etwa für die Erneuerung von Infrastruktur und Gebäuden, für Fahrzeuge, Industrieanlagen oder für vorübergehende Unterbringung und Beschäftigung – wird auf etwa 150 Milliarden US-Dollar geschätzt. Beim Wiederaufbau können deutsche Firmen ihr Fachwissen und Know-how einbringen. Denn die nachhaltige Instandsetzung zerstörter Regionen erfordert weiterhin starkes Engagement – auch von internationalen Partnern. Insbesondere deutsche Unternehmen aus den Bereichen Bau, Energie, Sicherheit, Infrastruktur und Agrar können hier aktiv mitarbeiten.
Stärkung des Wiederaufbaus durch Kooperation
Daher veranstaltet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) gemeinsam mit der Union der Kammern und Börsen der Türkei (TOBB), der AHK Türkei und der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer (TD-IHK) am 20. und 21. November 2024 in Gaziantep die zweite Deutsch-Türkische Wiederaufbaukonferenz. Diese knüpft an die erste Konferenz an, die Mitte 2023 in Berlin den Austausch zwischen deutschen Unternehmen und türkischen Akteuren aus den Erdbebengebieten gefördert hatte.
Die ökonomischen Verflechtungen zwischen den beiden Ländern sind robust und intensiv: Das bilaterale Handelsvolumen hat 2023 mit 55 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht. Deutschland ist nicht nur der wichtigste Abnehmer türkischer Waren, sondern auch einer der größten ausländischen Investoren vor Ort. Mehr als 8.000 deutsche Unternehmen sind in der Türkei ansässig. Besonders wichtig sind auch die Beiträge der rund drei Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland, die die wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen weiter stärken.
Auch die junge Bevölkerung der Türkei mit einem geschätzten Durchschnittsalter von 32,5 Jahren ist ein wichtiger Faktor für künftige Investitionen (zum Vergleich: Das deutsche Durchschnittsalter liegt aktuell bei 44,6 Jahren). Denn hier entwickelt sich nicht nur eine kaufkräftige Mittelschicht, sondern auch eine Vielzahl potenzieller gut ausgebildeter Arbeitskräfte, wie sie von deutschen Unternehmen dringend benötigt werden. Trotz aktueller Herausforderungen wie hoher Inflation bietet der türkische Markt weiterhin großes Potenzial für die zukünftige Zusammenarbeit.
Hochrangig besetzte Konferenz und Vor-Ort-Besuche
Hierfür verspricht die Konferenz Ende November wertvolle Informationen und neue Kontakte. Themen wie der erdbebensichere Wiederaufbau und EU-Hilfsprogramme werden ebenso behandelt wie Kooperationsmöglichkeiten für Unternehmen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auch auf den Vor-Ort-Besuchen in den vom Erdbeben betroffenen Regionen Gaziantep, Osmaniye und Hatay, bei denen die Teilnehmenden Einblicke in die lokalen Herausforderungen erhalten und Investitionspotenziale erkennen können.
Die bilaterale Zusammenarbeit bietet nicht nur unmittelbare Lösungen. Sie verstärkt auch das langfristige Potenzial strategischer deutsch-türkischer Kooperationen, um den Wiederaufbauprozess nachhaltig zu fördern und zu begleiten. Davon profitieren beide Seiten. Durch das Engagement der DIHK und ihrer Partner wird sichergestellt, dass die Themen wie Erdbebenprävention und der Ausbau von Infrastruktur weiterhin im Fokus bleiben. Insbesondere in den wirtschaftlich weniger entwickelten Regionen abseits der großen urbanen Zentren kann der Wiederaufbau als Impulsgeber für nachhaltige Entwicklung dienen. Daraus können langfristige Partnerschaften entstehen, die den Diversifizierungsbestrebungen deutscher Unternehmen zugutekommen und somit auch die deutsche Wirtschaft stärken.
Den Link zur Teilnahme an der Veranstaltung finden Sie, ebenso wie den aktuellen Programmentwurf, unter www.german-turkish-conference.de.