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EU-Strategie für Start-ups und Scale-ups veröffentlicht

Ziel: Europa zum führenden Innovationsstandort machen
Drei Personen sitzen mit Laptops in einer Besprechung

Mehr Finanzierung, weniger Bürokratie: EU präsentiert Start-up- und Scale-up-Strategie

© Tom Werner / Getty Images

Zur Stärkung der Innovationskraft im globalen Wettbewerb hat die EU-Kommission eine umfassende Strategie für Start-ups und Scale-ups vorgelegt. Mit dieser Strategie will sie durch Bürokratieabbau, bessere Finanzierung, erleichterten Marktzugang und gezielte Talentförderung den politischen Rahmen schaffen, um Gründung, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit junger Unternehmen im EU-Binnenmarkt spürbar zu verbessern.

Ein zentrales Element der Strategie ist das sogenannte 28. Regime – ein optionaler, EU-weit einheitlicher Rechtsrahmen für Start-ups und Scale-ups. Es soll unter anderem einheitliche Regeln im Gesellschafts-, Insolvenz-, Arbeits- und Steuerrecht bieten und alle Gründungs- und Verwaltungsprozesse vollständig digital und mehrsprachig zugänglich machen. Damit will die Kommission auf die vielfach kritisierte

Rechtszersplitterung im Binnenmarkt reagieren, die laut eigenen Angaben insbesondere für junge Unternehmen mit internationalem Wachstumspotenzial große Hürden darstelle. Ein entsprechender Vorschlag soll Anfang 2026 vorgelegt werden.

Die am 28. Mai vorgestellte Strategie adressiert die unternehmerischen Bedürfnisse entlang des gesamten Lebenszyklus junger Wachstumsunternehmen über fünf Handlungsfelder:

  • Regulierung vereinfachen: Neben dem 28. Regime plant die Kommission den European Innovation Act sowie grenzüberschreitende "Regulatory Sandboxes" (Reallabore), um Innovationen praxisnah und rechtssicher zu erproben.
  • Zugang zu Finanzierung stärken: Ein neuer Scale-up Europe Fonds für Großfinanzierungsrunden ab 100 Millionen Euro, ein Innovation Investment Pact mit institutionellen Investoren sowie Maßnahmen zur Förderung von Business Angels sollen den Kapitalzugang deutlich verbessern. Zudem soll der Europäische Innovationsrat (EIC) - der bisher größte europäische Risikokapitalfonds für fortgeschrittene Technologien - ausgeweitet und ein neuartiges Bewertungssystem für IP-basierte Finanzierungen eingeführt werden.
  • Markterschließung beschleunigen: Mit der Lab-to-Unicorn-Initiative will die Kommission universitäre Innovationszentren europaweit besser vernetzen. Gleichzeitig ist eine Vergaberechtsreform vorgesehen, damit innovative Unternehmen sich leichter an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen können. Ein European Corporate Network soll Start-ups und Scale-ups darüber hinaus besser mit etablierten Unternehmen vernetzen.
  • Talente gewinnen und halten: Die Blue Carpet Initiative zielt auf einen erleichterten Zugang zu Visa und Blue Cards für Fachkräfte aus Drittstaaten. Ergänzend sind steuerliche Anreize für Mitarbeiterbeteiligungen sowie grenzüberschreitende Remote-Arbeit geplant.
  • Zugang zu Infrastruktur und Dienstleistungen verbessern: Eine neue EU-weite "Zugriffs-Plattform" soll Start-ups und KMU besser mit Forschungs- und Technologieinfrastruktur sowie Beratungsangeboten vernetzen. Dazu sind Rechtsleitlinien zur staatlichen Förderung von Innovationsinfrastruktur geplant.

Um die Wirksamkeit der Strategie zu prüfen, sollen EU-weit einheitliche Definitionen für Start-ups, Scale-ups, "Centauren" (Unternehmen mit über 100 Millionen Euro Umsatz) und "Unicorns" (Bewertung über eine Milliarde Euro) eingeführt werden. Ein jährlich erscheinendes EU Start-up and Scale-up Scoreboard soll zum Überblick zentrale Kennzahlen wie die Anzahl wachstumsstarker Unternehmen erfassen und vergleichbar machen.

Als Kerninitiative ihrer europäischen Wettbewerbsfähigkeitsagenda, dem sogenannten Kompass für Wettbewerbsfähigkeit, möchte die EU-Kommission mit der Strategie für Start-ups und Scale-ups ein wichtiges Signal für Gründer und Investoren senden. Die bestehende Innovationslücke zu globalen Mittstreitern soll somit über einen wirtschaftlichen Strukturwandel hin zu mehr Innovationskraft und Unternehmertum aktiv begleitet und vorangetrieben werden. Das Maßnahmenpaket enthält sämtliche Initiativen, welche noch in diesem Mandat der Kommission umgesetzt werden sollen.

Kontakt

Kramer, Lorenz
Lorenz Kramer Referatsleiter Wirtschaft in Europa