Angesichts eines sich global verschärfenden Innovationswettbewerbs und wachsender strategischer Bedeutung von Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik zielt die Strategie auf eine industriepolitische Neuausrichtung des europäischen Biowissenschaftssektors, verbunden mit erheblichen Investitionen und strukturellen Reformen, ab.
Die Life Sciences Strategy "Choose Europe for Life Sciences" verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz über die gesamte biowissenschaftliche Wertschöpfungskette hinweg – vom Labor über klinische Studien bis hin zur Marktzulassung. Mehr als zehn Milliarden Euro jährlich sollen aus dem bestehenden EU-Haushalt in drei prioritäre Handlungsfelder fließen:
Forschungs- und Innovationsökosystem stärken:
Die EU will sektorübergreifende Technologien fördern und neue Forschungsansätze wie mikrobiom-basierte Therapien gezielt ausbauen. Klinische Studien über Ländergrenzen hinweg sollen durch einen europäischen Investitionsplan erleichtert werden. Es sollen über 350 Millionen Euro in neuartige Technologien und Forschungsvorhaben investiert werden – mit Fokus auf industrielle Anwendbarkeit und schnellere Übersetzung in marktreife Produkte.
Innovationsfreundlicher Marktzugang:
Mit dem geplanten EU-Biotech-Act kündigt die Kommission einen innovationsfreundlicheren Rechtsrahmen für Biotechnologie an. Ziel ist es, regulatorische Hürden abzubauen und den Marktzugang für neue Produkte zu beschleunigen. Eine neue Vermittlungsstelle soll Start-ups, etablierte Unternehmen und Investoren enger vernetzen – unter Nutzung bestehender EU-Instrumente z.B. wie dem Portfolio des Europäischen Innovationsrats.
Vertrauen und Akzeptanz für neue Technologien fördern:
Die Kommission will 300 Millionen Euro mobilisieren, um die öffentliche Vergabe innovativer Biowissenschaftslösungen etwa im Bereich Klimaanpassung oder Krebstherapien zu unterstützen. Eine neue "Life Sciences Coordination Group" soll darüber hinaus die sektorübergreifende Abstimmung von Politik und Finanzierung sicherstellen – auch im Dialog mit Industrie und Gesellschaft.
Aus wirtschaftlicher Sicht zählt der Biowissenschaftssektor mit rund 1,5 Billionen Euro Wertschöpfung und 29 Millionen Arbeitsplätzen zu den zentralen Wachstums- und Innovationsfeldern der EU. Ziel der Kommission ist es, Herausforderungen wie fragmentierte Innovationsökosysteme, unzureichende Datennutzung und langsame Markteinführung durch gezielte Maßnahmen zu verbessern. Der konkrete Inhalt der Strategie wird in diesem Factsheet übersichtlich illustriert.