CDR wird im EU-Carbon Removal Certification Framework (CRCF) als jede Maßnahme definiert, die Kohlenstoff für Jahrhunderte oder länger in geologischen, terrestrischen oder ozeanischen Reservoiren oder in langlebigen Produkten speichert. Permanente CDR unterscheidet sich damit klar von kurzfristigen Senken wie Aufforstung und ist entscheidend, um nicht vermeidbare Restemissionen zu kompensieren. Die EU strebt bis 2050 eine jährliche Entfernung von mindestens 114 Millionen Tonnen CO2 an, während die heutige globale Kapazität erst bei etwa 0,125 Millionen Tonnen liegt.
Der Bericht "Carbon Removals in the EU" zeigt ein fragmentiertes Marktbild mit über 300 identifizierten Projekten. Biochar gilt als am weitesten entwickelt (Technologiereife TRL 6–9), während Technologien wie Direktluftabscheidung (DACCS) und Mineralisierung noch Pilotcharakter haben (TRL 4–6). Die Kosten variieren erheblich: Biochar liegt derzeit bei etwa 80 bis 250 Euro pro Tonne CO2, während DACCS zwischen 450 und 1.250 Euro pro Tonne kostet. Eine Analyse von McKinsey schätzt, dass der europäische CDR-Markt bis 2050 ein Volumen von bis zu 1,1 Billionen Euro erreichen könnte. Führend bei Projekten sind Deutschland, Schweden und die Niederlande, während andere Mitgliedstaaten zurückliegen. Als größte Hemmnisse gelten hohe Investitionskosten, begrenzte Biomassepotenziale, fehlende Speicherinfrastruktur sowie ein Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten.
Um die Nachfrage zu stimulieren und Unternehmen Planungssicherheit zu geben, empfiehlt der Bericht "an EU Purchasing Programme for Permanent Carbon Removals", ein gemeinsames EU-Beschaffungsprogramm. Im Mittelpunkt stehen sieben Vorschläge als "Policy Options". Vor allem ein "EU Removals Fund", der CO2-Entfernung strategisch einkauft, unterschiedliche Technologien fördert und private Investitionen anzieht, wird hervorgehoben. Ergänzend werden eine zentrale Beschaffungsagentur und ein koordinierter Buyers’ Club vorgeschlagen, um Mitgliedstaaten und private Käufer einzubinden. Langfristig könnten komplexere Modelle wie eine Carbon Central Bank oder ein Investmentvehikel innerhalb der European Investment Bank entstehen, doch diese sind mit hohen Einrichtungskosten verbunden.
Ein EU Removals Fund gilt hingegen als schnell umsetzbar und politisch realistisch. Anders als der bestehende Innovationsfonds, der primär Technologieentwicklung fördert, soll dieses Programm aktiv Nachfrage schaffen, Standards setzen und Marktbedingungen gestalten. Die Studien betonen zudem die Möglichkeit der strategischen Verknüpfung mit dem EU-Emissionshandel (ETS). Langfristig könnten CDR-Zertifikate in den ETS integriert werden, um private Nachfrage zu steigern und CO2-Entfernungen schrittweise in die Klimapolitik zu verankern. Wobei hier ein Beschaffungsprogramm weiterhin eine Rolle spielen könnte, um Netto-Negativ-Emissionen zu erreichen.
Für das Zwischenziel von fünf Millionen Tonnen CO2-Entfernungen bis 2030 werden Investitionen von 2,4 bis 6,7 Milliarden Euro veranschlagt. Die Finanzierung soll aus dem EU-Haushalt, Beiträgen der Mitgliedstaaten und privaten Mitteln stammen und über Auktionen, Vorabkaufverträge und langfristige Abnahmeverträge ("Offtake Agreements") eingeholt werden.