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Abrechnung 2023: Öffentliche Schulden sind weiter gestiegen

Stärkster Anstieg bei den Gemeinden, Länderschulden sinken
Verschiedene Gelscheine, in Form einer Deutschlandkarte

© urbazon/iStock/Getty Images Plus

Der Öffentliche Gesamthaushalt (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) war zum Jahresende 2023 mit 2.445,1 Milliarden Euro verschuldet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes entspricht dies einer Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland von 28.943 Euro. Das waren 778 Euro mehr als Ende 2022.

Gegenüber dem Jahresende 2022 stieg die öffentliche Verschuldung zum Jahresende 2023 um 3,3 Prozent oder 77,1 Milliarden Euro – das war erneut der höchste am Ende eines Jahres in der Schuldenstatistik gemessene nationale Schuldenstand. Der Zuwachs kam durch Schuldenanstiege beim Bund und bei den Gemeinden sowie bei der Sozialversicherung zustande, während die Länder Schulden abbauen konnten.  

Neue Schuldenstatistik schafft mehr Transparenz 

Seit der Erhebung 2023 werden alle Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), die sich mehrheitlich im Besitz der öffentlichen Hand befinden, als Extrahaushalte in der jährlichen Schuldenstatistik erhoben. Grund hierfür ist, dass zur Finanzierung des zum 1. Mai 2023 eingeführten Deutschlandtickets die öffentlich bestimmten ÖPNV-Unternehmen Zuweisungen und Zuschüsse von Bund und Ländern erhalten. Dadurch finanzieren sie sich nicht mehr überwiegend durch ihre Umsatzerlöse und besitzen nach dem Konzept der Finanzstatistiken nicht mehr den Status eines Marktproduzenten. Stattdessen werden sie ausnahmslos als Extrahaushalte klassifiziert, wodurch ihre Schulden in die Statistik einfließen. 

Ohne Einbezug der neu in die Statistik aufgenommenen ÖPNV-Unternehmen wäre der Schuldenstand Ende 2023 mit 2.435,4 Milliarden Euro um 9,8 Milliarden Euro niedriger ausgefallen (+ 2,8 Prozent zum Vorjahr) und hätte pro Kopf 28.827 Euro (+ 663 Euro zum Vorjahr) betragen.  

Schulden des Bundes steigen um mehr als 75 Milliarden Euro  

Der Bund war Ende 2023 mit 1.696,3 Milliarden Euro verschuldet. Der Schuldenstand stieg damit gegenüber dem Jahresende 2022 um 75,9 Milliarden Euro beziehungsweise 4,7 Prozent. Dieser Anstieg ist insbesondere auf die Schuldenzuwächse in den beiden Extrahaushalten "Wirtschaftsstabilisierungsfonds Energie" (Finanzierung von Maßnahmen zur Abfederung der Energiekrise im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine) und "Sondervermögen Bundeswehr" von zusammen 47,3 Milliarden Euro zurückzuführen.  

Rückgang der Schulden bei den Ländern um fast 13 Milliarden Euro, aber große regionale Unterschiede 

Die Schulden der Länder sanken im Vorjahresvergleich um 12,7 Milliarden Euro beziehungsweise 2,1 Prozent auf 594,2 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Kopf betrug 7.033 Euro (2022: 7.218 Euro). Die Schulden pro Kopf waren Ende 2023 in den Stadtstaaten weiterhin am höchsten: Sie lagen in Bremen bei 34.012 Euro (2022: 33.264 Euro), in Hamburg bei 17.095 Euro (2022: 17.731 Euro) und in Berlin bei 16.602 Euro (2022: 16.558 Euro). Zu beachten ist dabei, dass die Stadtstaaten – anders als die Flächenländer – auch kommunale Aufgaben wahrnehmen.  

Unter den Flächenländern hatte das Saarland mit 13.187 Euro (2022: 13.651 Euro) pro Kopf weiterhin die höchste Verschuldung, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 10.737 Euro (2022: 11.188 Euro). Am niedrigsten war die Pro-Kopf-Verschuldung im Ländervergleich wie in den Vorjahren in Bayern mit 1.297 Euro (2022: 1.425 Euro) und in Sachsen mit 1.405 Euro (2022: 1.352 Euro).  

Kommunale Verschuldung steigt um etwa 14 Milliarden Euro – ÖPNV schlägt stärker zu Buche 

Die Verschuldung der Gemeinden und Gemeindeverbände wuchs im Vorjahresvergleich um 13,8 Milliarden Euro beziehungsweise 9,8 Prozent auf 154,6 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1.979 Euro (2022: 1.810 Euro). Aufgrund der Trägerschaft macht sich bei den Kommunen die Einbeziehung der Schulden der ÖPNV-Unternehmen besonders deutlich bemerkbar: Ohne sie wäre der Schuldenanstieg gegenüber dem Jahresende 2022 um 7,3 Milliarden Euro geringer ausgefallen und würde pro Kopf 1.895 Euro betragen. 

Am stärksten sind die Kommunen in Nordrhein-Westfalen verschuldet – hier betrug 2023 die Pro-Kopf-Verschuldung 3.132 Euro (2022: 2.866 Euro), vor allem bedingt durch den Einbezug des ÖPNV. An zweiter Stelle folgt Rheinland-Pfalz (2023: 3.039 Euro; im Vorjahr 3.028 Euro). Den beiden Ländern folgt das Saarland, dessen kommunale Pro-Kopf-Verschuldung auf 2.850 Euro (2022: 2.805 Euro) stieg: ohne Einbezug der ÖPNV-Einheiten wäre hier der Schuldenstand gesunken. Im Rahmen des Saarlandpaktes hat das Land zudem bis zum Jahresende 2023 insgesamt 791,3 Millionen Euro an Kassenkrediten der saarländischen Gemeinden und Gemeindeverbände übernommen.  

Die geringste kommunale Pro-Kopf-Verschuldung verzeichneten 2023 die Kommunen in Brandenburg mit 551 Euro (2022: 578 Euro), gefolgt von den Kommunen in Sachsen mit 752 Euro (2022: 658 Euro) und in Thüringen mit 895 Euro (2022: 880 Euro).  

Die Sozialversicherung war Ende 2023 mit 0,49 Euro (2022: 0,26 Euro) pro Kopf verschuldet. Die Gesamtschulden erhöhten sich damit um 89,4 Prozent auf 41 Millionen Euro (2022: 22 Millionen Euro). 

Kontakt

Portätbild Kathrin Andrae
Dr. Kathrin Andrae Referatsleiterin Öffentliche Finanzen