Der Steuerschätzung lagen die gesamtwirtschaftlichen Eckwerte der Frühjahrsprojektion 2025 der Bundesregierung zugrunde. Das schwierige konjunkturelle Umfeld und die strukturellen Probleme der letzten Jahre verstärken sich durch die weltwirtschaftliche Verunsicherung. Nach der Frühjahrprojektion der Bundesregierung soll das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr in realer Rechnung stagnieren (+0,0 Prozent). 2026 wird mit einem preisbereinigten Zuwachs der Wirtschaftsleistung gerechnet (+1,0 Prozent).
Dass das Ergebnis für 2025 nicht so schlecht ausfällt wie teilweise vermutet liegt auch daran, dass die Schätzung neben den gesamtwirtschaftlichen Prognosen auch die Entwicklung der Kasseneinnahmen der verschiedenen Steuerarten bis einschließlich April 2025 berücksichtigte. Die Einnahmen lagen dabei bei einigen gemeinschaftlichen Steuerarten spürbar oberhalb der Erwartungen aus der letzten Steuerschätzung im Oktober 2024.
Einnahmen aus Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer gehen 2025 zurück
Deutliche Spuren hinterlässt die schwierige konjunkturelle Lage bei den Unternehmensteuern. So wird für dieses Jahr ein deutlicher Rückgang bei der Körperschaftsteuer von 10 Prozent im Vergleich zu 2024 erwartet. Erwartungsgemäß sinken dann auch die Gewerbesteuereinnahmen (2025: -0,8 Prozent). Die veranlagte Einkommensteuer, die von Selbständigen und Personengesellschaften gezahlt wird, soll nur geringfügig um 0,3 Prozent zulegen.
Aufkommensstarke Steuerarten stabilisieren
Stabilisierend auf das Gesamtaufkommen wirken die Zuwächse bei den aufkommensstarken Steuerarten Lohnsteuer (2025: +4,4 Prozent) und Steuern vom Umsatz (2025: +3,2 Prozent). Allerdings fallen die Zuwächse geringer aus als noch im Oktober 2024 erwartet.
In der Gesamtschau bis zum Ende der Schätzperiode 2029 rechnen die Experten mit einem verlangsamten Anstieg der Steuereinnahmen aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Dynamik. Das bedeutet in der aktuellen Schätzung aufsummiert bis 2029 weniger Mehreinnahmen in Höhe von 81 Milliarden Euro für alle Ebenen als noch im Oktober 2024 angenommen.
Grundlagen für die Haushaltsplanung des Bundes sind gelegt
Seit Jahresbeginn befindet sich der Bund im Regime der vorläufigen Haushaltsführung. Der Bundesfinanzminister hat nun angekündigt, Ende Juni den Entwurf für den Haushalt 2025 im Kabinett beschließen zu lassen, etwas später dann den Entwurf für 2026. Die aktuelle Steuerschätzung ist dafür eine wesentliche Grundlage. Für dieses Jahr kann der Bund mit Steuereinnahmen in Höhe von 389 Milliarden Euro rechnen. Das ist nur geringfügig weniger als zum Zeitpunkt der ursprünglichen Haushaltsaufstellung im Herbst 2024 erwartet (389,7 Milliarden Euro). Unmittelbar aus der Schätzung ergibt sich also nur wenig Handlungsbedarf.
Etwas anders sieht es für 2026 aus. Hier beläuft sich die negative Abweichung zur letzten Schätzung auf 10 Milliarden Euro für den Bund. Wie groß die Herausforderung für den Bundeshaushalt ist, liegt jetzt in der Prioritätensetzung der neuen Bundesregierung.