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"So sollte Zuwanderung im Idealfall laufen"

"Position" erzählt, wie Teilqualifikationen zur Integration beitragen
Frau in Kochjacke

Die Ukrainerin Lesia Maliukh strebt über Teilqualifikation einen Ausbildungsabschluss an

© Brauhaus Müritz / Mirko Runge

Teilqualifizierung (TQ), eine Form beruflicher und berufsbegleitender Qualifizierung, ist auch ein gutes Instrument zur Integration von ukrainischen Geflüchteten in unseren Arbeitsmarkt. Das zeigen die Geschichten dreier junger Frauen in Waren an der Müritz.

Die jungen Ukrainerinnen Anastasiia Sviridenko und Viktoriia Smal kennen das Unternehmen Müritzfischer aus Waren (Mecklenburg-Vorpommern) seit Jahren als studentische Sommerkräfte. Mit Beginn des Krieges sind sie zurückgekehrt – und nun in Vollzeit eingestiegen. Beide machen eine TQ-Weiterbildung zur Restaurantfachfrau. Sie schätzen die Chance, auf diese Weise eine Daueranstellung und einen deutschen Berufsabschluss erlangen zu können.

Auch Lesia Maliukh, ebenfalls aus der Ukraine, strebt über TQ eine Ausbildung an, und zwar zur Köchin. Die Mutter zweier Kinder hatte keine wesentlichen Vorkenntnisse im Hotel- und Gaststätten-Bereich und kam über private Kontakte zu einer Aushilfsstelle in der Küche des Hotels "Am Brauhaus" in Waren. Geschäftsführer Ricardo Reschke ist ein TQ-erfahrener Unternehmer, bereits seit zehn Jahren. Bürokratische Hürden habe es aufgrund der erprobten Prozesse zwischen Unternehmen und Agentur für Arbeit praktisch keine gegeben. "Es war wirklich einfach unkompliziert. So sollte Erwerbszuwanderung im Ideal-fall laufen. Die Betriebe entscheiden, ob sie mit jemanden arbeiten können oder nicht. Die Politik muss nur den entsprechenden Rahmen schaffen."

Spricht man alle Beteiligten auf Herausforderungen im Prozess an, nennen sie nur einen Punkt: "Mit der Sprache war es anfangs schwierig", berichtet Reschke. "Aber zum einen gibt es im Betrieb teilweise noch Russisch-Kenntnisse, und zum anderem gibt es heutzutage so viele praktische Übersetzungs-Apps, dass man durchaus zurechtkommt." Auch Dennis Marusch, Prokurist bei "Die Müritzfischer", sieht es pragmatisch: "In der Praxis funktioniert der Spracherwerb am besten, es muss nicht vorher ein Sprachzertifikat vorhanden sein."

Lesia Maliukh hat mittlerweile eine unbefristete Vollzeitstelle. Fragt man sie, ob sie die TQ-Weiterbildung weiterempfehlen würde, ist die Resonanz eindeutig: "Natürlich! Es ist eine sehr große Gelegenheit, sich in die Gesellschaft zu integrieren, sich in der Sprache zu verbessern und einen Berufsabschluss zu erhalten."


Teilqualifikationen (TQs) sind eine Möglichkeit, schrittweise berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben und am Ende einen Berufsabschluss nachzuholen. Sie sind aus anerkannten Ausbildungsberufen abgeleitet. Über TQs können Unternehmen angelerntes Personal (Bedingung: über 25 Jahre alt), aber auch Arbeitssuchende zu Fachkräften nachqualifizieren. Der Praxisteil wird im Betrieb vermittelt, der Theorieteil beim Bildungsträger. Nach einzelnenTQs erfolgt eine von IHKs angebotene "Kompetenzfeststellung". Die Qualifizierung wird von der Arbeitsagentur gefördert.

Bundesweite TQ-Aktionstage im Juni

Am 13. Juni laden IHKs und Bildungswerke der Wirtschaft zu Veranstaltungen in vielen Regionen rund um das Thema Teilqualifikationen (TQ) digital und vor Ort ein.

Am 14. Juni richtet das Bundesbildungsministerium (BMBF) die Veranstaltung "Teilqualifikationen (TQ) als ein Erfolgsfaktor für Fachkräftegewinnung" im Berliner Dienstsitz aus. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, wird die Veranstaltung eröffnen und mit einigen Gästen zu berufsabschlussorientierten Teilqualifikationen für die Fachkräftegewinnung diskutieren.


Weitere Informationen im Internet: www.teilqualifikation.dihk.de

Das Projekt "Chancen Nutzen! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufs-abschluss" ist bei der DIHK Service GmbH angesiedelt und wird vom BMBF gefördert.

  

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Antje Baier Projektleiterin Chancen Nutzen! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufsabschluss

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Mann steht vor Gemälde und hat die Arme verschränkt.
Thilo Kunze Referatsleiter Infocenter, Chefredakteur POSITION

IHK-Bildungsmagazin Position

Dieser Beitrag stammt aus dem IHK-Berufsbildungsmagazin "Position". Es erscheint jeweils zum Quartalsanfang und bietet vor allem Ausbildern, Personalverantwortlichen und Prüfern Tipps, Ideen und Tools zur Fachkräftesicherung, Best Practices sowie bildungspolitische Vorschläge. Unter www.ihk-position.de begleiten Hintergründe, Bilderstrecken und Videos online das Printprodukt.