DIHK-Ausbildungsumfrage 2025
Wirtschaftskrise und Bewerberschwäche prägen den AusbildungsmarktDie wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage im Überblick
Zum ersten Mal seit 2018 sinkt der Anteil der IHK-Ausbildungsbetriebe, die nicht alle der von ihnen angebotenen Stellen besetzen konnten – von 49 Prozent im Jahr 2023 auf 48 Prozent im Jahr 2024. Zwar ist der Anteil der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten immer noch um 17 Prozentpunkte höher als vor zehn Jahren; allerdings deuten die Zahlen für 2025 auch auf einen Rückgang an Ausbildungsplätzen hin.

© DIHK
In diesem Jahr reduzieren 26 Prozent der Betriebe ihr Angebot an Ausbildungsplätzen gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig bieten nur 15 Prozent mehr Ausbildungsplätze an, was einem Saldo von minus 11 Prozentpunkten entspricht. 59 Prozent der Betriebe bieten gleichbleibend viele Ausbildungsplätze an.

© DIHK
Das Ausbildungsplatzangebot der Betriebe und ihre wirtschaftliche Situation stehen in einem engen Zusammenhang: 19 Prozent der Betriebe, die ihre wirtschaftliche Entwicklung im nächsten Jahr eher gut oder gut einschätzen, bieten im Jahr 2025 mehr Ausbildungsplätze an als 2024. 23 Prozent bieten weniger Ausbildungsplätze an (Saldo: minus 4 Prozentpunkte). Im Vergleich dazu bieten nur 9 Prozent der Betriebe, die ihre wirtschaftliche Entwicklung im nächsten Jahr eher schlecht oder schlecht einschätzen, mehr Ausbildungsplätze an. 36 Prozent bieten weniger Ausbildungsplätze an (Saldo: minus 27 Prozentpunkte). Trotz der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage übernehmen zwei Drittel alle ihre Ausbildungsabsolventen.

© DIHK
Ein abnehmender Anteil der Betriebe, die nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten, leidet unter Bewerbermangel. 32 Prozent der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten geben an, im Jahr 2024 gar keine Bewerbungen auf Ausbildungsplätze erhalten zu haben – ein spürbarer Rückgang im Vergleich zu 2023 (35 Prozent) und 2022 (37 Prozent). Die Bewerbungen verschlechtern sich jedoch in anderer Hinsicht: Während die Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten etwas weniger unter dem Mangel an Bewerbern leiden, macht ihnen immer mehr der Mangel an geeigneten Bewerbern zu schaffen.
Es gibt demnach zunehmende qualifikatorische Passungsprobleme: 73 Prozent der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten geben an, im Jahr 2024 keine geeigneten Bewerber gefunden zu haben. Das bedeutet einen Anstieg um 4 Prozentpunkte gegenüber den beiden Vorjahren. 14 Prozent der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten berichten zudem, dass sie den Vertrag innerhalb der Probezeit lösen mussten. 5 Prozent aller Betriebe bieten im Jahr 2025 weniger Stellen an als 2024, weil sie keine geeigneten Bewerber mehr finden.

© DIHK
Auszubildende merken, dass sich der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt durch die Wirtschaftskrise für sie verschlechtert: Nur noch 11 Prozent der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten berichten, dass Auszubildende eine Stelle nicht angetreten haben (2023: 13 Prozent; 2022: 15 Prozent) und 10 Prozent, dass die Auszubildenden ihren Vertrag gelöst haben (2023: 14 Prozent; 2022: 13 Prozent).
Für Betriebe ist ein gutes Arbeits- und Sozialverhalten die wichtigste Mindestvoraussetzung von angehenden Auszubildenden. 92 Prozent der Betriebe betrachten diese als wichtig oder sehr wichtig. Fast ebenso wichtig ist den Betrieben die grundlegende mentale Leistungsfähigkeit der Auszubildenden (86 Prozent).

© DIHK
Fast die Hälfte der Betriebe stellen jedoch sowohl in der grundlegenden mentalen Leistungsfähigkeit (46 Prozent) als auch im Arbeits- und Sozialverhalten häufige Defizite bei Schulabsolventen fest, vor allem im Hinblick auf die Belastbarkeit (56 Prozent). Im Gegensatz dazu sehen nur 11 Prozent der Betriebe häufige Mängel bei der Teamfähigkeit von Schulabsolventen.

© DIHK
Weniger Betriebe (67 Prozent) betrachten schulische Basiskenntnisse als wichtig oder sehr wichtig. Fast jeder zweite Betrieb berichtet über häufige Defizite mit Blick auf das mündliche und schriftliche Ausdrucksvermögen in Deutsch (44 Prozent) oder elementare Rechenfähigkeiten in Mathe (43 Prozent). Dagegen nennen weniger Betriebe Probleme mit Blick auf Naturwissenschaften (24 Prozent), Englisch (20 Prozent) oder Wirtschaft (36 Prozent). Nur rund einem Drittel der Betriebe sind grundlegende IT- und Medienkenntnisse wichtig. Gleichzeitig stellen hier nur 11 Prozent der Betriebe häufige Mängel fest.

© DIHK
Auch mit Blick auf Änderungen der Beruflichen Bildung gilt für die meisten Ausbildungsbetriebe zunächst "Back to the Basics". Eine große Mehrheit der Betriebe fordern, dass die Berufsschulen gestärkt und ausgestattet werden, sodass die engagierten Berufsschullehrer ihren Kernaufgaben nachgehen können. 85 Prozent finden es wichtig bis sehr wichtig, dass die Berufsschulen mehr anwendungsorientiertes Lernen anbieten. Berufsschulen sollten auch die nötigen Ressourcen erhalten, damit sie besser mit den Betrieben zusammenarbeiten können (67 Prozent) und eine bessere personelle Ausstattung und technische Infrastruktur bekommen (68 Prozent). Auch Ansätze für einen stärkeren Fokus auf berufs- und fachübergreifende Kompetenzen des Berufsfeldes im ersten Lehrjahr und eine Spezialisierung erst im zweiten Lehrjahr empfindet eine Mehrheit als wichtig oder sehr wichtig (53 Prozent).

© DIHK
Tendenziell sind vielen Betrieben auch eine Modernisierung der Prüfungen (46 Prozent) und schnellere Modernisierungen von Berufsbildern (40 Prozent) wichtig bis sehr wichtig. Weniger eindeutig ist das Stimmungsbild, wenn es darum geht, mehr Flexibilität durch hybride Lehre (in Präsenz und online) an Berufsschulen zu schaffen oder E-Learning- und KI-Lernangebote auszubauen. Während 35 Prozent das als wichtig oder sehr wichtig erachten, ist dies 29 Prozent der befragten Betriebe wenig wichtig.
Mehr als jeder zweite Betrieb (57 Prozent) betrachtet Auszubildende aus Drittstaaten als eine Chance für die eigene Fachkräftesicherung. Das betrifft Geflüchtete als auch Zuwanderer, die zum Zwecke der Ausbildung nach Deutschland gekommen sind. Jedes dritte Unternehmen hat schon einmal versucht, Auszubildende aus Drittstaaten auszubilden – größtenteils erfolgreich (30 Prozent), selten auch erfolglos (3 Prozent). Zwei Drittel der Betriebe, die dabei erfolgreich waren, haben Geflüchtete ausgebildet. 37 Prozent haben Zuwanderer ausgebildet, die zum Zweck der Ausbildung gekommen sind. Zukünftig könnten sich noch ein weiteres Viertel der Betriebe vorstellen, Auszubildende aus Drittstaaten auszubilden.

© DIHK
Mittlerweile nennt rund jeder zweite Betrieb, der schon versucht hat, Auszubildende aus Drittstaaten auszubilden, fehlenden bezahlbaren Wohnraum in Betriebsnähe als eine Herausforderung bei der Anwerbung und Ausbildung von Zuwanderern aus Drittstaaten. Mangelnde Deutschkenntnisse sind weiterhin die größte Herausforderung: 71 Prozent der Betriebe, die schon versucht haben, Auszubildende aus Drittstaaten auszubilden, waren damit konfrontiert. 62 Prozent kämpften mit bürokratischen Hürden bei der Einwanderung und Einstellung und 24 Prozent mit bürokratischen Hemmnissen bei der Übernahme nach der Ausbildung.

© DIHK
26 Prozent der Unternehmen bieten weniger Ausbildungsplätze an als 2024
Die Umfrage als PDF-Dokument
GemeinsamMehrUnternehmen