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VAE: Roter Teppich für Investoren

AHK-Hauptgeschäftsführer Martin Henkelmann im Interview
Martin Henkelmann

Leitet die deutsche Auslandshandelskammer am arabischen Golf: Martin Henkelmann

© AHK

Erst Anfang Januar 2025 übernahm Martin Henkelmann den Posten des Hauptgeschäftsführers bei der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in Dubai. Die neue Aufgabe verspricht spannend zu werden, denn die Golfstaaten glänzen mit hohen Wachstumsraten und einer großen Aufbruchstimmung.

Herr Henkelmann, Sie haben zuletzt knapp vier Jahre als Präsident und CEO die AHK Korea geleitet. Was sind Ihre ersten Eindrücke von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)?

Hier herrscht eine große wirtschaftliche Dynamik. Wenn ein großes Projekt beschlossen wird, dann geht es auch direkt an die Umsetzung. Beispiele sind der erste Hochgeschwindigkeitszug zwischen den beiden Emiraten Dubai und Abu Dhabi, eine weitere Metrolinie oder ein neuer Großflughafen beim Expo-Gelände in Dubai. 

Darüber hinaus ist das Interesse an der Region in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Ausländische Unternehmen nutzen den Standort als Hub für die MENA-Region, oft auch für Afrika und weite Teile Asiens. Zudem wollen die Emirate verstärkt neue Branchen erschließen, um die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Das eröffnet Chancen nicht nur für deutsche Konzerne, sondern auch für den Mittelstand. 1.800 deutsche Unternehmen sind bereits vor Ort aktiv. Auf Regierungsebene verbindet Deutschland und die VAE unter anderem eine Energie- und Klimapartnerschaft.

In welchen Branchen sind die Unternehmen tätig?

Im vergangenen Jahr ist der Export deutscher Waren in die VAE um fast 13 Prozent gestiegen. Es geht vor allem um Branchen wie den Automobilbereich, Bausektor, Maschinen- und Anlagenbau sowie Lösungen rund um das Thema Energie. Beispiele sind die Produktion von Wasserstoff und die Errichtung von Solarparks. 

Daneben gewinnt der Gesundheitssektor an Bedeutung. Die VAE wollen sich als Hub für hochwertige Behandlungen positionieren, verbunden mit Spa und Wellness, was wiederum gut zum bereits starken Tourismussektor passt. Neue, moderne Krankenhäuser sind geplant. An der wichtigen Gesundheitsmesse Arab Health, die im Januar stattfand, nahmen mehr als 100 deutsche Unternehmen teil. Viele von diesen berichteten von stark wachsenden Märkten in den VAE und darüber hinaus in der Region

Wie engagieren sich deutsche Firmen vor Ort, produzieren sie auch?

Die Emirate sind bisher weniger ein Standort, an dem deutsche Unternehmen große Produktionseinheiten schaffen. Hier werden Verkaufsniederlassungen, regionale Zentralen und Service-Einheiten angesiedelt, um die vor Ort verkauften Produkte zu warten oder um für die Region zu planen und nah beim Kunden zu sein. Da die VAE außerdem ein wichtiges globales Warendrehkreuz sind, haben zahlreiche Logistiker große Zentren hier. 

Was sind die größten Stärken des Standortes?

Als besonders positiv wird das wirtschafts- und investitionsfreundliche Klima wahrgenommen. Eine Unternehmensgründung läuft zum Beispiel recht unbürokratisch ab. Sowohl bei privaten als auch staatlichen Stakeholdern besteht ein großes Interesse an Innovation. Die Finanzkraft ist vorhanden, um große Investitionsvorhaben zu finanzieren. Das Land ist politisch stabil und fungiert in der Region als zentraler Handelsplatz. Die Fluganbindung und Logistikverbindungen in die Region und darüber hinaus sind sehr gut. 

Und die zentralen Schwächen?

Die VAE haben im Bereich der wirtschaftlichen Diversifizierung große Fortschritte gemacht und sind in der Region das Land mit der geringsten finanziellen Abhängigkeit vom Ölpreis. Dennoch wirken sich Schwankungen auf die emiratische Wirtschaft aus. Darüber hinaus spielt es für den Handels- und Finanzplatz VAE eine wichtige Rolle, dass die Region politisch stabil ist. 

Wo liegen die größten Chancen und Herausforderungen für deutsche und andere ausländische Investoren?

Die Emirate zielen darauf, neue Wirtschaftsbereiche zu erschließen, und unterstützen daher industrielle und dienstleistungsorientierte Ansiedlungen in vielen Sektoren. Gleichzeitig werden Importe, auch für die wachsende Bevölkerung, weiterhin wichtig bleiben. Das Umfeld ist sehr innovationsfreundlich. Wer etwas Neues ausprobieren möchte, bekommt den roten Teppich ausgerollt. Darüber hinaus boomt der Bausektor weiterhin.

Eine Herausforderung für deutsche Unternehmen ist, dass aufgrund der Attraktivität des Marktes die internationale Konkurrenz sehr groß ist. 

Welche Rolle spielt "made in Germany" in den VAE?

Deutsche Produkte sind hoch angesehen, insbesondere im Zusammenhang mit Technik und Qualität. Regelmäßig ist auf den Verpackungen dieser Waren sogar eine kleine Deutschlandfahne zu Werbezwecken aufgedruckt. 

Wie kann die AHK Newcomern helfen?

Wir begleiten deutsche Unternehmen vom ersten Gedankengang über das Set-up bis hin zur Expansion. Wir liefern aktuelle Informationen über den Markt, suchen Vertriebspartner und organisieren Treffen mit örtlichen Behörden. Spezielle Fragen, etwa zu Zoll, Zertifizierungen, Einfuhrbestimmungen oder Ansiedlungen in den Freihandelszonen, klären wir oder leiten diese an Experten aus unserem Netzwerk weiter. Darüber hinaus organisieren wir zahlreiche Veranstaltungen zu inhaltlichen Entwicklungen, etwa zum Steuer- oder Arbeitsrecht, und bieten im Rahmen von Networking-Treffen die Möglichkeit, deutsche und emiratische Unternehmen kennenzulernen.

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Porträtbild Julia Fellinger, Pressesprecherin
Julia Fellinger Pressesprecherin