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Die geopolitischen Herausforderungen im Auslandsgeschäft

Betriebe besorgt über Inflation, Handelshürden und Rohstoffengpässe
Zwei Männer in Schutzanzügen laufen den Kai eines Hafens in China entlang; die Ladekräne sind chinesisch beschriftet

Politische Entscheidungen wie etwa der Umgang Chinas mit der Pandemie entscheiden immer stärker über das weltweite Wirtschaften

© Visual China Group / Getty Images

Das Außenwirtschaftsgeschäft der deutschen Unternehmen wird auch in den nächsten fünf Jahren sehr risikobehaftet bleiben – das zeigt der AHK World Business Outlook Frühjahr 2023 laut einer DIHK-Sonderauswertung.

Mehr als die Hälfte der international aktiven Betriebe rechnen demnach damit, dass die aktuelle Inflation, geldpolitische Rahmenbedingungen und Verwerfungen im Währungs- und Finanzierungsgeschäft zu den größten geopolitischen Herausforderungen für die Wirtschaft gehören werden. 40 Prozent der deutschen Unternehmen mit Standort im Ausland stellen sich darauf ein, dass der politische Einfluss auf die weltweiten Lieferketten weiter zunimmt. Und 37 Prozent sehen ihre Versorgung mit Rohstoffen und sicherer Energie auch in fünf Jahren in Gefahr.

Außerdem blickt jedes dritte der weltweit insgesamt 5.100 von den Auslandshandelskammern befragten Unternehmen (34 Prozent) mit Sorge auf eine Fragmentierung der Weltwirtschaft und das Thema Decoupling, also auf Abkopplungstendenzen zwischen bisherigen Handelspartnern.  

Politische und wirtschaftliche Entscheidungen stark verwoben

Volker Treier gestikulierend

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

"Für die stark vom Auslandsgeschäft abhängige deutsche Wirtschaft ist das ein alarmierendes Signal", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Die Unternehmen sehen sich jetzt mit einer neuen Realität konfrontiert, in der politische und wirtschaftliche Entscheidungen stark miteinander verwoben sind und über weitere Aktivitäten im Ausland entscheiden können."

So hätten vor einem Jahr 34 Prozent der Betriebe einen zunehmenden politischen Einfluss durch Gesetze und Handelshemmnisse als Problem beschrieben, nun seien es bereits 40 Prozent. Die Herausforderung "wirtschaftliche Entkopplung von Weltregionen" treffe nun 34 Prozent der Unternehmen, vor einem Jahr waren es noch 27 Prozent.  

Diversifizierung wird von zwei Seiten erschwert

Diese Entwicklung führe schon jetzt zu steigenden Kosten und wachsenden Unsicherheiten bei notwendigen Planungen, so Treier. "Die Betriebe müssen ihre Lieferketten weiter diversifizieren, also verbreitern und unabhängiger machen. Aber das wird ihnen von zwei Seiten erschwert: In vielen Regionen stoßen sie auf immer mehr Handelshemmnisse. Und von zuhause aus machen neue Gesetze und Vorschriften mit Berichtspflichten zu Umwelt- und Sozialstandards sowohl Geschäftsanbahnungen als auch Vereinbarungen komplexer." Mit 75 Prozent sehen sich besonders stark Unternehmen in der Volksrepublik China mit dem Problem politischer Einflussnahme auf Lieferketten konfrontiert.  

Die geopolitischen Herausforderungen der Unternehmen spiegeln die globalen Veränderungen wider, die durch die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine und den zunehmenden Protektionismus ausgelöst worden sind. "Wer auch in Zukunft erfolgreich sein will, muss sich den veränderten Gegebenheiten anpassen und den Herausforderungen stellen. Die Politik sollte ihren Teil dazu beitragen, damit die Auslandsaktivitäten auch weiterhin ein starker Motor der deutschen Wirtschaft bleiben", mahnt Treier.  

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Carolin Herweg Referatsleiterin Internationale Konjunktur

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Porträtbild Julia Fellinger, Pressesprecherin
Julia Fellinger Pressesprecherin