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Zuversicht für Weltmärkte, aber nicht für das eigene Auslandsgeschäft

AHK World Business Outlook zur Stimmung international aktiver Betriebe
Handelsschiff auf Meer mit Lichtstrahl

Für die Weltkonjunktur sehen die Unternehmen wieder den einen oder anderen Lichtstrahl

© Westend61 / Getty Images

Deutsche Unternehmen blicken an ihren internationalen Standorten wieder überwiegend optimistisch und so zuversichtlich wie seit zwei Jahren nicht mehr auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Auf die eigenen Geschäfte springt der Funke allerdings noch nicht über, wie der aktuelle AHK World Business Outlook zeigt.

Volker Treier am Geländer 2022

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

Für die Erhebung werteten die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und die deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) die Rückmeldungen von knapp 4.300 weltweit aktiven AHK-Mitgliedsunternehmen aus.  Knapp ein Drittel (31 Prozent) davon erwarten demnach eine konjunkturelle Belebung an ihren Standorten im laufenden Jahr. Im Herbst 2023 waren es noch 22 Prozent. Noch jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) geht von einer konjunkturellen Abkühlung aus, nach 28 Prozent im Herbst.

Skepsis und Unsicherheit bleiben

Rückläufige Inflationsraten, verbunden mit der Hoffnung auf Zinssenkungen, verbessern die Konjunkturerwartungen der Unternehmen. Demgegenüber stehen anhaltende geopolitische Spannungen und Handelskonflikte, die die Zuversicht dämpfen.

So legen die Erwartungen an die eigene geschäftliche Entwicklung nur minimal zu. "Auf zahlreichen Weltmärkten stehen die Zeichen auf Aufschwung. Das lässt viele Unternehmen wieder auf bessere Stimmung hoffen," kommentiert Volker Treier, DIHK-Außenwirtschaftschef die Ergebnisse des AHK World Business Outlook Frühjahr 2024. "Aktuell materialisieren sich die besseren Konjunkturerwartungen aber noch nicht in einer gleichstarken Belebung des internationalen Handels – und damit auch der Geschäfte der deutschen Unternehmen vor Ort."

Die schwächelnde Konjunktur im Deutschland und bestehende Unsicherheiten über die wirtschaftspolitische Entwicklung hemmten noch viele AHK-Mitgliedsunternehmen, jetzt wieder kraftvoll Schwung zu nehmen und konkrete Investitionspläne zu schmieden, bedauert Treier. "Skepsis und Unsicherheit bleiben somit bestehen."

Global betrachtet verbessert sich die Geschäftslage im Vergleich zur vorherigen Umfrage kaum. Sie liegt immer noch unter dem Niveau des Vorjahres 2023 sowie leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Auch die Geschäftserwartungen legen nur minimal zu. Entsprechend halten sich die Unternehmen auch mit Investitionen an ihren internationalen Standorten zurück.


Kaum Bewegung in Europa

In Europa lösen sich die Bremsen beim Wirtschaftswachstum und geschäftlicher Situation erst langsam. So beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Lage in der Eurozone nicht besser als im Herbst. Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate bleiben unter dem globalen Durchschnitt und lichten sich nur leicht. Ein persistenter Fachkräftemangel, eine geringe Nachfrage, gestiegene Arbeitskosten und unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verhindern einen kräftigeren Aufschwung für Europa insgesamt.

Anlässlich des 20. Jahrestages der EU-Osterweiterung in diesen Tagen zeigt ein Schlaglicht auf die Länder, dass die Geschäfte deutscher Unternehmen in Osteuropa im Schnitt etwas eingetrübter sind als im Rest der EU. Das ist vor allem der Nähe zum anhaltenden Krieg in der Ukraine geschuldet. Eine Sonderauswertung dazu gibt es hier.

China-Geschäft erfordert langen Atem

Während sich die Stimmung der Unternehmen an zahlreichen internationalen Standorten zumindest leicht verbessert, trüben sich die Erwartungen in China nochmals ein. Insbesondere die anhaltende Nachfrageschwäche in der chinesischen Wirtschaft (80 Prozent sehen darin ein Geschäftsrisiko) wirkt sich negativ aus.

Maximilian Butek, Delegierter der Deutschen Wirtschaft für die Delegation in Shanghai führt aus: "Deutsche Produkte bleiben zwar nach wie vor die leistungsstärksten, was Qualität, Technologieführerschaft und Innovationskraft betrifft. Die zunehmenden Wettbewerbsnachteile gegenüber chinesischen Konkurrenten insbesondere beim Marktzugang, bei Behördenkontakten oder bei der Informationsbeschaffung für öffentliche Ausschreibungen stellen Belastungen für deutsche Unternehmen dar. Das bedeutet, dass man sich derzeit die Geschäfte in China leisten können muss und einen langen Atem braucht."

Bessere Stimmung in Asien-Pazifik, ...

Derweil sind die Unternehmen an ihren Standorten in Asien-Pazifik (ohne Greater China) optimistischer und heben ihre Geschäftserwartungen merklich an. Die Region entwickelt sich dynamisch und bleibt eine wichtige Destination für die Diversifizierung von Lieferketten. "Die deutsche Wirtschaft ist vor allem von bestimmten Schlüsselproduktionen und Handelspartnern abhängig", erläutert Volker Treier. "Hier müssen wir uns mit unterschiedlichen Beschaffungsquellen und Absatzmärkten breiter aufstellen als bisher. Die Risiken müssen besser gestreut werden. Es gilt, Resilienz in der Beschaffung aufzubauen. Die DIHK hat deshalb für Unternehmen ein Ideenpapier zusammengestellt, das Impulse für die Diversifizierung geben soll.

... in der Mena-Region und den USA

Weitere Lichtblicke sehen Unternehmen zudem besonders in den USA und in der Mena-Region. Mit einer weltweit überdurchschnittlich guten Geschäftslage und Geschäftserwartung spiegelt sich dort das grundsätzlich wachsende Vertrauen in die weltweite Wirtschaftsentwicklung wider. Besonders in der Mena-Region zeigen sich die Unternehmen im Vergleich zur Vorumfrage optimistischer.

Gute Rahmenbedingungen in Marokko, eine Entspannung der Liquiditätskrise in Ägypten und fortwährend gute Investitionsmöglichkeiten in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) tragen zur Dynamik in der Region bei.

Trotz eines zuletzt etwas langsameren Wirtschaftswachstums und hoher Zinsen haben ein robuster privater Konsum und stabiler Arbeitsmarkt die US-Wirtschaft gestützt. Deutlich häufiger als im Herbst sorgen sich die Unternehmen in den USA allerdings um unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und vor allem vor Handelsbarrieren.

"Diese Entwicklung zeigt, dass das internationale Geschäft der deutschen Unternehmen insgesamt kein Selbstläufer ist", gibt Treier zu bedenken. "Es ist aktuell umso mehr notwendig, auf eine verstärkte globale Kooperation und die Förderung des Marktzugangs auch im bilateralen Bereich hinzuarbeiten, um das volle Potenzial der deutschen Exportwirtschaft auszuschöpfen."


DIHK rechnet mit schwarzer Null

Die aktuellen Ergebnisse des AHK World Business Outlook verdeutlichen, dass die Zeichen wieder auf eine leichte Belebung der Weltwirtschaft stehen.

Die Unternehmen können aufgrund von Unsicherheit und Risiken davon aber noch nicht ausreichend profitieren. Daher passt die DIHK ihre Exportprognose für 2024 an.

Nach einem Rückgang der deutschen Ausfuhren um 1,8 Prozent im Jahr 2023  werden die Exporte in diesem Jahr immerhin eine schwarze Null erreichen. DIHK-Außenwirtschaftschef Treier: "Die schwache Entwicklung des deutschen Außenhandels zum Jahreswechsel und die geringe Verbesserung der Geschäftserwartungen und Investitionsabsichten deuten trotz kleiner Lichtblicke auf ein herausforderndes Jahr hin." 

Sie finden die Gesamtumfrage hier zum Download:

AHK World Business Outlook Frühjahr 2024 (PDF, 1 MB)

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Porträtfoto Carolin Herweg
Carolin Herweg Referatsleiterin Internationale Konjunktur

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Porträtbild Julia Fellinger, Pressesprecherin
Julia Fellinger Pressesprecherin